Schleswiger Hausärzte am Limit

Ansturm auf Booster-Impfung gegen Corona: Überlastete Ärzte bitten um Geduld

Ansturm auf Booster-Impfung gegen Corona: Überlastete Ärzte bitten um Geduld

Ansturm auf Booster-Impfung: Ärzte bitten um Geduld

SHZ
Schleswig
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Die Corona-Impfung beim Hausarzt hat sich bewährt. Aber mit dem großen Ansturm auf Booster-Impfungen sind die Praxen überfordert. (Symbolbild) Foto: Marcus Dewanger / SHZ

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Geschlossene Impfzentren, hohe Inzidenzen und die Empfehlung einer Booster-Impfung sorgen für Chaos und Überlastung in den Arztpraxen. Ärzte warnen vor Torschlusspanik und appellieren an ihre Patienten, Ruhe zu bewahren.

Wer in Schleswig und Umgebung eine Arztpraxis erreichen möchte, braucht sehr viel Zeit und Geduld in der Warteschleife. Derzeit ist die Nachfrage nach Impfterminen zur Auffrischung der Corona-Schutzimpfung, der sogenannten Booster-Impfung, dermaßen groß, dass die Praxen völlig überlastet und am Rande ihrer Kräfte sind.

Dabei versuchen viele Praxisteams, schon mit Hilfe der Bandansage den größten Teil der Anfragen vorher zu filtern. Oft sollen Anrufer ihre Anfrage für einen Impftermin auf Band hinterlassen oder per Mail schicken. Dennoch kommen die Sprechstundenhilfen kaum noch hinterher und gehen in der Flut der Anfragen unter.

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Torschlusspanik bei Impfwilligen

„Die Telefone stehen nicht mehr still, und viele Patienten rufen gleich mehrere Praxen an, um einen Impftermin zu bekommen. Es herrscht geradezu eine Torschlusspanik und jeder versucht so schnell wie möglich einen Termin für eine Booster-Impfung zu bekommen“, erzählt Dr. Carsten Petersen.

Er ist Vorsitzender der Kreisstelle Schleswig der Kassenärztlichen Vereinigung des Landes (KVSH) und hat seine internistische Gemeinschaftspraxis im Medi-Center im Seminarweg in Schleswig. Petersen appelliert an alle Patienten, jetzt Ruhe zu bewahren und etwas Geduld zu haben.

Umgangston der Anrufer oft sehr rau

„Es besteht auch gar kein Grund zur Panik. Wenn jemand seine zweite Corona-Impfung vor sechs Monaten und zwei Tagen bekommen hat, ist er jetzt nicht gleich in Gefahr. Wir bekommen das alles hin. Innerhalb von drei bis vier Monaten schaffen wir es, die Menschen mit Booster-Impfungen zu versorgen. Aber das muss vernünftig und der Reihe nach geschehen“, so Petersen.


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Er wünscht sich von den Impfwilligen auch mehr Fairness und Freundlichkeit. „Der Umgangston der Anrufer ist zum Teil schon sehr rau und fordernd. Wir sind alle nur Menschen, und wir tun in den Praxen bereits alles, was wir können“, sagt Petersen. „Wir können so nicht richtig arbeiten und müssen uns auch noch um unsere Patienten mit anderen Erkrankungen kümmern.“

Impfreihenfolge muss eingehalten werden

Zudem sei es jetzt wichtig, wie im Frühjahr eine gewissen Reihenfolge bei den Corona-Impfungen einzuhalten. „Zuerst sind die über 70-Jährigen und Vorerkrankten dran, das ist doch selbstverständlich. Es gibt keinen Grund, dass sich da ein 35-Jähriger versucht vorzudrängeln“, erklärt Petersen.

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Er verweist auch auf die Pläne der Landesregierung, die Arztpraxen zu entlasten und schon in Kürze zusätzlich zu den bereits eingesetzten mobilen Impfteams auch wieder zahlreiche stationäre Impfstellen im Land einzurichten. Für die Terminvergabe solle die bekannte Plattform impfen-sh.de reaktiviert werden. In den Impfstellen sollen ausschließlich Booster-Impfungen vorgenommen werden, die weniger Aufklärungsaufwand erfordern. Wer noch nicht geimpft ist und sich jetzt doch für eine Erstimpfung entscheidet, soll sich weiterhin an seinen Hausarzt wenden.


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