Adventskalender Sylt 2021

Als die Sylterin Annegret Löwe zu Weihnachten Iglus in Braderup baute

Als die Sylterin Annegret Löwe zu Weihnachten Iglus in Braderup baute

Als eine Sylterin zu Weihnachten Iglus in Braderup baute

SHZ
Sylt
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Annegret Löwe wurde 1936 auf Sylt geboren. Seit ihrer Kindheit lebt sie in Braderup. Sie gilt als eine der ältesten Sylterinnen im Dorf. Foto: Pischel

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Romantisch, bedrückend oder wild und lustig: Bis Heiligabend erzählen wir an jedem Adventswochenende die persönliche Weihnachtsgeschichte von vier besonderen Syltern. Unser Adventskalender startet mit Annegret Löwe.

„Welches Weihnachtsfest werden sie nie vergessen?“ Diese Frage haben wir in diesem Jahr als Anstoß genommen, Menschen auf der Insel um ihre ganz persönliche Erzählung rund um Weihnachten zu bitten. Für den diesjährigen Adventskalender wollen wir die Zeit bis Heiligabend mit schönen, lustigen oder berührenden Sylter Geschichten füllen. Dafür haben Sylter in ihren Erinnerungen und Fotoalben gekramt und teilen sie nun mit den Lesern der Sylter Rundschau. Heute erzählt Annegret Löwe (84), warum sie Schnee zu Weihnachten besonders liebt. Sie ist in Braderup geboren und lebt noch immer dort.

Frau Löwe, welches Weihnachtsfest werden sie nie vergessen?

Ein Fest ist mir in besonderer Erinnerung geblieben: Als mein Sohn Bernhard ungefähr zwei Jahre alt war, kam er zur Tür rein ins Weihnachtszimmer, rannte hinter den Tannenbaum und holte sich den Kinderroller, den er bekommen sollte. Dann raste durch die ganze Stube. Wir haben uns halb totgelacht (kichert). Als ob er geahnt hätte, dass der Roller für ihn ist. Dabei wusste er das vorher nicht.


Aber auch das erste Weihnachten mit meinem Lebensgefährten – nach dem Tod meines Mannes – war wunderbar.

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Und aus welchem Grund ist Ihnen genau dieses Fest so unvergesslich?

Ich war Anfang 70. Von unseren Kindern haben wir nichts gehört, die waren ja alle bockig (lacht). Aber das interessierte uns nicht. Wir haben Rehkeule gemacht und dazu Rotwein getrunken, ganz gemütlich und schön.

Wie hat sich Weihnachten im Vergleich zu „früher” (zum Beispiel Ihrer Kindheit und Jugend) verändert?

Früher war das natürlich alles wunderbar. Weihnachten das war etwas ganz Besonderes. Als ich noch ganz klein war, hat mein Vater mir eine Apfelsine mitgebracht und erzählt, dass der Weihnachtsmann gerade bei den Nachbarn war. Das fand ich spannend: Ich habe mir gewünscht, dass er auch zu uns kommt.

Am schönsten war es, wenn Schnee lag – das ist heute selten. Als ich Kind war gab es zur Weihnachtszeit viel Schnee, da habe ich mit meinem Bruder Iglus gebaut und dort drin Pfannkuchen gegessen.


Meine Großeltern waren immer mit dabei, sie wohnten gegenüber und hatten ein Baugeschäft in Braderup, spöter haben mein Vater und mein Bruder das übernommen. Mein Opa war sehr lustig. In der Werkstatt hat er zu einem Weihnachten einen Bauernhof für meinen Bruder gebaut und geschnitzt – mit Vieh und allem möglichen.

Auf welches Ritual möchten Sie an Weihnachten oder in der Weihnachtszeit nicht verzichten?

Zu Weihnachten gab es bei uns immer frische Suppe. Das ist eine Suppe mit haufenweise Fleisch, die Friesen sagen ja immer „Fleisch ist das beste Gemüse“, außerdem waren Grießklöße drin. Das musste mein Opa haben, er hatte da fünf Pfund Fleisch drin, das war für ihn wichtig.

Heute stell ich jedes Jahr zum ersten Advent meinen Julboom im Fenster zum Watt auf.

Was wünschen Sie sich für dieses Weihnachtsfest?

Ich freue mich, wenn die „Kinder“ [55 und 53 Jahre alt, leben in Kiel und Schleswig, Anm. d. Red.] kommen. Schön wäre es, wenn meine Tochter auch kommt, mit der habe ich seit Jahren keinen Kontakt. Kurz vor meinem 72. Geburtstag habe ich meine Jugendliebe wiedergetroffen – nach 51 Jahren – und wir haben uns verliebt.


Und da war ich wieder 17. Mein Mann war krank und hat noch ein halbes Jahr gelebt nachdem ich meinen Lebensgefährten getroffen hatte. Meine Tochter hat mir das nie verziehen, dabei war ich in meiner Ehe nicht glücklich. Heiligabend verbringe ich allein, mein Sohn kommt am zweiten Weihnachtstag und bleibt bis Silvester.

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