Mobilität

49-Euro-Ticket: Viele Bürgerinnen und Bürger wollen die Abo-Fahrkarte auf Papier

Viele Menschen wünschen sich 49-Euro-Ticket auf Papier

Viele Menschen wünschen sich 49-Euro-Ticket auf Papier

Carlo Jolly/shz.de
Kiel
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Das 49-Euro-Ticket kommt ab dem 1. Mai – und viele wollen es auf Papier oder als Karte. Foto: IMAGO/Alexander Pohl/shz.de

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In rund drei Wochen startet das 49-Euro-Ticket. Wie Verkehrsbetriebe in Schleswig-Holstein den bisherigen Verkauf sehen und was sonst noch zu beachten ist, erfahren Sie hier.

Ist das 49-Euro-Ticket besser als sein Ruf? Jedenfalls scheint der Verkauf rund drei Wochen vor dem Start mindestens sehr ordentlich angelaufen zu sein. DB Regio-Chefin Evelyn Palla bezeichnete die Nachfrage nach dem 9-Euro-Ticket-Nachfolger als enorm. In den ersten drei Tagen seien allein bei der Bahn 250.000 Deutschlandtickets gekauft worden.

Für den Hamburger Verkehrsverbund HHV berichtet Sprecher Rainer Vohl bis Dienstag von mehr als 14000 verkauften Tickets. Über den Shop des Nahverkehrsverbunds Schleswig-Holstein (Nah SH) seien bis dahin 5500 dieser sogenannten Deutschlandtickets geordert worden, sagt Nah-SH-Sprecher Dennis Fiedel. Die Kieler Verkehrsgesellschaft hat bereits ihre rund 8000 erwachsenen Abonnenten, die bislang mehr als 49 Euro zahlen, auf das neue Ticket umgestellt. Und bei den Flensburger Stadtbussen von Aktiv-Bus sind 1300 Abo-Kunden umgestellt – plus 200 Neukunden. Allerdings könnten etliche davon bislang Barzahler sein, also doch nicht ganz neu.

„Wir finden das als Auftakt in Ordnung“, erklärt Nah-SH-Sprecher Fiedel. Viele Interessierte würden das Deutschlandticket sicher erst später kaufen, wenn sie beispielsweise in der Ferienzeit einen stärkeren Nutzen für sich selbst erwarten. Und viele der heutigen Abonnenten würden auch erst nach und nach umstellen, schätzt Fiedel.

Angebot in der Fläche noch nicht ausreichend

Der Nah-SH-Sprecher wägt aber auch die kritischen Aspekte ab: Das Deutschlandticket habe schließlich einen anderen Preis als das 9-Euro-Ticket im vergangenen Jahr – und sei ein Abo, die Kaufhürde also etwas höher. Dennis Fiedel sieht aber auch die Lücken in den Streckennetzen zwischen Nord- und Ostsee: „Für viele Menschen im Flächenland Schleswig-Holstein passt auch weiterhin das Angebot aus Bahn und Bus (noch) nicht, so dass der Preisanreiz alleine nicht ausreicht.“

Wichtig werde bei aller Freude über das Deutschlandticket, dass der Ausbau des Nahverkehrs nicht vernachlässigt werde: „Hier liegt noch einige Arbeit vor uns – und hier wird es auch noch deutlich mehr Geld brauchen.“

Chipkarten für alle, die kein Handy-Ticket nutzen

Bei dem anlaufenden Abo des 49-Euro-Tickets beobachtet Nah-SH, dass die Papierversion keine große Rolle spiele: „Von den Bestellungen bei uns waren rund 85 Prozent Handytickets, der Rest entfällt auf das gegenwärtig noch mögliche Papierticket“, sagt Fiedel. Die Möglichkeit, das Ticket übergangsweise als digital kontrollierbares Papierticket mit QR-Code auszugeben, hat die Berliner Ampel-Koalition auf dieses Jahr begrenzt. Bis Ende 2023 darf man das 49-Euro-Ticket also auch als ausgedruckte Version mitführen. Alternativ dazu gibt es Chipkarten für alle, die kein Handy-Ticket nutzen wollen oder können.

In Kiel geht der Trend zum Papierticket

Die Kieler Verkehrsgesellschaft registriert dagegen ein sehr großes Interesse am Papierticket, berichtet Sprecherin Andrea Kobarg: „Die KVG hat bisher festgestellt, dass rund 70 Prozent unserer Fahrgäste gerne ein Papierticket hätten.“ Die Kunden, die ein übertragbares Abonnement hatten, wurden in Kiel gefragt, ob und wenn ja, wie das Deutschlandticket gewünscht ist – als Handyticket oder auf Papier. Der Papierversand für Mai solle in Kiel kommende Woche laufen, das Handyticket in der Nah-SH-App solle demnach ab dem 26. April aktiv sein.

Dass frisch georderte 49-Euro-Ticket-Abos sofort wieder gekündigt werden, da die Reisenden das Angebot zum Beispiel zunächst nur einen Monat ausprobieren möchten, stellt man bei Nah-SH in den ersten Tagen nicht fest, sagt Fiedel: „Bisher ist nicht zu beobachten, dass die Abos direkt wieder gekündigt werden.“

Arbeitgeber: Zuschuss für 49-Euro-Ticket möglich

Auch sei eine Einschätzung zu früh, wie Arbeitgeber und ihre pendelnden Beschäftigten auf das 49-Euro-Ticket reagierten. Nah-SH-Sprecher Dennis Fiedel kann nur grundsätzlich antworten: „Bisher können wir noch nicht sagen, wie viele der heutigen Jobtickets in Deutschlandticket-Jobtickets umgewandelt werden.“ Richtig sei, dass die Arbeitgeber, die ihren Arbeitnehmern ein Jobticket anbieten, beide Varianten bezuschussen könnten.

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