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Kreativer Dolmetscher bringt Kimmich zum Lachen

Kreativer Dolmetscher bringt Kimmich zum Lachen

Kreativer Dolmetscher bringt Kimmich zum Lachen

Kopenhagen
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Joshua Kimmich musste über das Wort „Krise“ herzhaft lachen. Foto: Martin Sylvest/Ritzau Scanpix

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Der FC Bayern München ist zum ersten Mal seit 25 Jahren wieder in Dänemark. Kapitän Joshua Kimmich wollte im Vorfeld des Champions-League-Spiels gegen den FC København von einer Krise nichts wissen und antwortete pflichtbewusst auf die Fragen der deutschen Medienleute, die sich für den Gegner nicht groß interessierten.

Die Pressekonferenzen vor großen internationalen Fußballspielen sind meistens langweilig, voller Höflichkeitsphrasen und Respektsbekundungen. Ein Dolmetscher wollte es aber anders und hauchte der Pressekonferenz vor dem Champions-League-Spiel am Dienstag ab 21 Uhr zwischen dem FC København und dem FC Bayern München mit kreativen Übersetzungen Leben ein.

„Ich habe das Wort ,Krise' nicht benutzt“, musste eine „TV2“-Reporterin bei der Übersetzung dazwischenfunken, nachdem sie Joshua Kimmich gefragt hatte, ob es für den FCK ein günstiger Zeitpunkt für das Duell wäre, bei der aktuellen spielerischen Situation der Bayern.

Der Dolmetscher (hinten) fand nicht immer die richtigen Worte. Foto: Martin Sylvest/Ritzau Scanpix

Der Bayern-Kapitän musste laut lachen, als der Dolmetscher nach der Krise fragte.

„Ich habe nicht das Gefühl, dass wir irgendwie in der Krise stecken. Wir haben natürlich den Super Cup vergeigt, das muss man ganz ehrlich sagen, ansonsten haben wir zweimal unentschieden gespielt, gegen Leverkusen und Leipzig. Die anderen Spiele haben wir meiner Ansicht nach relativ souverän gewonnen, auch in der Art und Weise. Ich komme nicht hierher mit dem Gefühl, dass wir in einer schlechten Phase sind“, so Joshua Kimmich.

Pflichtbewusst und respektvoll

Es war das einzige Mal bei der 16-minütigen Pressekonferenz, dass der Bayern-Kapitän sich aus der Reserve locken ließ. Der 28-Jährige hat in seiner Laufbahn schon etliche Pressekonferenzen hinter sich, antwortete pflichtbewusst und respektvoll auf die Fragen, die zum großen Teil von den deutschen Medienleuten kamen.

Die deutschen Medienleute waren klar in der Überzahl. Und ihnen schien es egal zu sein, gegen wen es am darauffolgenden Tag geht. Die Pressekonferenz des FC København wurde nicht besucht, und der Gegner war bei den Fragen an die Bayern-Vertreter kein Thema. 

 

Bayern-Trainer Thomas Tuchel gibt beim Abschlusstraining im „Parken“ Anweisungen. Foto: Martin Sylvest/Ritzau Scanpix

Es ging um den ramponierten Platz im „Parken“, die erste Halbzeit in Leipzig, die mögliche Rückholaktion von Jerome Boateng, den dünnen Kader, die Eckballtore, Leroy Sané und noch ein zweites und drittes Mal um Jerome Boateng. 

Am Ende wollte dann doch ein Journalist der „Süddeutschen Zeitung“ wissen, ob die Bayern einen frühen Treffer anstreben oder sich auf ein Geduldsspiel einstellen, „gegen einen unbekannten Gegner, der in der Gruppe einer der schwächeren ist“.

Gute Heimbilanz

„Kopenhagen ist sehr heimstark, ist ungeschlagen durch die Gruppenphase gegangen. Dementsprechend wird es nicht einfach. Wir werden uns bestmöglich vorbereiten und wollen gewinnen“, so Joshua Kimmich.

Die Fragen änderten sich nicht groß, als Thomas Tuchel anschließend das Podium betrat.

 

Deutsche Journalisten waren bei der Bayern-Pressekonferenz in der Überzahl. Foto: Martin Sylvest/Ritzau Scanpix

Die zwei Gesichter in Leipzig, Jerome Boateng, das Abschlusstraining im eigenen oder fremden Stadion, der Platz, der Zeitpunkt der Videoanalyse, Jerome Boateng und noch einmal Jerome Boateng waren für die deutschen Medienleute von Interesse, bevor am Ende doch eine Frage zum Gegner kam.

„Ich habe großen Respekt vor jedem Gegner in der Champions League. Das ist der schwierigste Klubwettbewerb der Welt. Jedes Spiel hat seinen besonderen Charakter. Kopenhagen hat letzte Saison in der Champions League gegen Manchester City, Sevilla und Dortmund kein einziges Heimspiel verloren. Deswegen ist der Anreiz groß, als erste Mannschaft dies zu schaffen. Es spricht Bände über die Qualität“, so Thomas Tuchel.

Als Mannschaft über sich hinauswachsen

Der Bayern-Trainer wiederholte bei der Pressekonferenz die kürzlich geäußerten Worte über seinen Kollegen auf der FCK-Bank, den erst 35-jährigen Jacob Neestrup.

„Er ist ein sehr junger Trainer, der sehr erfolgreich seine Arbeit macht und eine klare Handschrift hat. Wir erwarten Kopenhagen morgen in ihrem 4-3-3, im sehr kompakten Block und sehr gefährlich beim Kontern. Mit einem guten Mix aus langen Bällen und aus kurzem Kombinationsspiel, und darauf werden wir uns vorbereiten. Ich kenne natürlich die Spieler, mag aber nicht einzelne hervorheben. Kopenhagen definiert sich als Mannschaft und will als Mannschaft über sich hinauswachsen“, sagt Thomas Tuchel.

 

Leroy Sané, Konrad Laimer und Harry Kane beim Abschlusstraining im „Parken“ Foto: Martin Sylvest/Ritzau Scanpix

Nach dem halbstündigen Treffen mit den Medien ging es für den deutschen Rekordmeister zum Abschlusstraining auf den nach einem Konzert mit der dänischen Band „Suspekt“ ramponierten Rasen.

Nach 15 Minuten mussten die Medien das Abschlusstraining der Bayern verlassen, nur die vereinseigenen Medienvertreterinnen und -vertreter durften bleiben. Diese Gruppe war aber annähernd so groß wie die dänische Medienschar. Dazu gehörte auch Ex-Bayern-Stürmer Roy Makaay, der im Bayern-TV die erste Viertelstunde live kommentierte.

Der Niederländer schien sich besser auf den Gegner vorbereitet zu haben als die mitgereisten Medienleute aus Deutschland.

 

Der ehemalige Bayern-Torjäger Roy Makaay (l.) ist für „Bayern-TV“ in Kopenhagen. Foto: DN

„Ich habe hier einmal gespielt, das war gegen die Nationalmannschaft. Ich habe auch Bilder gesehen, die Fans werden vor dem Spiel richtig losgehen. Die Stimmung wird überragend sein. Und wir dürfen auch nicht vergessen, dass Kopenhagen in Istanbul ein Unentschieden geholt hat. Die haben gegen Galatasaray gezeigt, dass die Qualität haben. Bayern hat natürlich mehr Qualität, aber der Gegner hat nichts zu verlieren und wird es Bayern nicht leicht machen“, so Roy Makaay.

2001 machte der Niederländer sein Länderspiel in Kopenhagen (1:1). Drei Jahre zuvor erlebte der FC Bayern im „Parken“ sein blaues Wunder, als es durch zwei Tore in der Schlussphase eine 1:2-Niederlage zum Champions-League-Auftakt gegen Brøndby IF gab.

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