Wenn ein beliebter Lehrer nach 27,5 Jahren Abschied von seiner Schule nimmt, dann ist es für viele ein ergreifender Augenblick. Diese Erfahrung machte auch Edgar Claussen, als er am Mittwoch von sämtlichen Schülerinnen und Schülern der Deutschen Schule Sonderburg verabschiedet wurde.

Was er überhaupt nicht erwartet hatte: Nach dem Sportunterricht warteten über 200 Schülerinnen und Schüler in einem langen Spalier auf dem kühlen Schulhof auf ihn. Zu den trommelnden Klängen des dänischen Safri Duos wurde er auf einem schmalen Gang zwischen den ihm zulächelnden Kindern von der hohen Treppe der Sporthalle bis zum Eingang des Aula-Gebäudes zum großen Abschiedsfest geleitet. In der Aula hatte jede Stufe etwas für die langjährige Lehrkraft vorbereitet.

„Setz dich auf das Sofa“

Der sonst so zielstrebige Lehrer war zutiefst gerührt. Er lächelte, schaute aber auch bewegt. Die Kinder und Jugendlichen hatten ihn voll ins Herz getroffen. Es war ihm anzusehen: Der Abschied war nicht ganz leicht. Aber es wurde für ihn doch ein hervorragendes und unglaublich feierliches Erlebnis.

In der Aula erhielt Claussen sofort den Befehl: „Setz dich auf das Sofa!“ Aber wo ist Inke, wurde gefragt. Seine Frau, ebenfalls seit etlichen Jahren Lehrerin an der DSS, sollte neben ihrem Ehemann sitzen. Damit war Edgar Claussen einverstanden. „Für Inke ist es ja auch ein Abschied“, meinte er augenzwinkernd.

Fit wie ein Turnschuh

Die Unterstufenleiterin Yvonne Schumann forderte die beiden Eheleute auf, alles zu genießen: „Und lehnt euch zurück.“ Dann begann das erste Dankeschön des Tages mit einem ganzen Alphabet. Bei jedem Buchstaben hatten die Kinder ein auf Edgar zutreffendes Wort gefunden, das mit dem bestimmten Buchstaben begann. Freund, fantastisch, elegant, gut, neugierig, Retter, Sport und süß, hatten die Kinder auf große Zettel geschrieben, die zum richtigen Buchstaben auf den Fußboden gelegt wurden. Rhönrad war für den „Mister Rhönrad“ der Deutschen Schule Sonderburg natürlich auch dabei.

Bei dem Lied „Unser Edgar ist fit wie ein Turnschuh“ wurde gesungen und ausgelassen Schritt für Schritt getanzt. Edgar Claussen war gerührt: „Ganz toll könnt ihr das.“ Wie rührend das war, siehst du in diesem Video 

Kunst und Bilder

Die beiden Mädchen Ebba und Diana brachten dem Lehrer auf dem Sofa anschließend eine große Schachtel Merci, die er unbedingt auspacken sollte. Das forderten die Kinder.

Die Packung enthielt aber keine Schokolade, sondern handgemalte Bilder der jüngeren Kinder. Storm von der 2. Klasse und Anna von der 3. Klasse überreichten ihm anschließend ein Album – mit Bildern von sämtlichen Schülerinnen und Schülern der deutschen Schule.

„Du sollst ja nicht nur handwerken“, so Yvonne Schumann, der vor Rührung ebenfalls eine Träne über die Wange lief. Edgar Claussen lachte: „Ich muss doch auch für Inke kochen. Das habe ich ihr versprochen.“

Ein Schoko-Kuss für alle

Eine Überraschung hatte aber auch Edgar Claussen für die Kinder: „Alle kriegt ihr einen Kuss! Einen Schoko-Kuss.“ Das zweite Geschenk war ein farbiger Stift für jedes Mädchen und jeden Jungen. „Wenn ihr damit malt oder schreibt, dann denkt ihr immer an Edgar“, meinte der Lehrer, der anschließend auf dem Fußboden hockend die Stifte an die Kinder auf Augenhöhe mit ihnen verteilte.

Bei Aske Bentzons Lied „Farvel Farvel” verabschiedete sich Edgar Claussen an der Eingangstür zur Aula von jedem einzelnen Kind – niederkniend mit einem Gruß, einer Hand auf der Schulter oder einer Umarmung. Die Kinder berührten vertrauensvoll seine Hand oder seinen Arm und wünschten ihm alles Gute.

Es war ein rührender Abschied vom Schuldienst. Aber Edgar Claussen wird auch in Zukunft jede Woche zum Rhönrad-Training in die Sporthalle der DSS kommen.