SMZ 2018 – Soziale Medien

Wer am lautesten schreibt, wird gehört

Wer am lautesten schreibt, wird gehört

Wer am lautesten schreibt, wird gehört

Nine Kramer, Aimée Rössel, Anna-Sophie Lorenzen, Anna Paysen und Cassandra Friedrich
Apenrade/Aabenraa
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Die, die im Netz Dampf machen, werden gehört, die leiseren Töne gehen unter. Foto: Magnus Oriwohl / Rudolf Matthias Sender

Von Hass-Kommentaren und Hetz-Diskussionen: Der Facebook-Effekt, seine Auswirkungen und was man dagegen tun kann

„Manchmal frage ich mich, ob die Kommentatoren auch überlegen, was auf der anderen Seite des Computers passiert.“ Das  schreibt Facebook-Nutzerin und Pferdetrainerin Amelie Mohr. So wie ihr geht es vielen Nutzern der sozialen Medien, deren vermeintlich harmlose Bilder und  Texte innerhalb kürzester Zeit scheinbar aus dem Nichts heraus hitzige Diskussionen mit teils vulgären Äußerungen auslösen. Dieses Phänomen, auch bekannt  als Facebook-Effekt, ist Alltag im Internet. Bei den Äußerungen geht es den Verfassern nicht darum, konstruktive Kritik auszuüben. Sondern darum, Aufmerksamkeit zu erregen. Teilweise werden  Äußerungen nur getroffen, um zu provozieren. Durch die Antworten auf diese Kommentare, die teilweise auch emotionsgeladen und unprofessionell erscheinen, entwickelt sich eine temperamentvolle Diskussion – das Ursprungsmotiv des Posts wird von den Hate-Kommentaren schnell überschattet.

Dies lässt sich vor allem in der Anonymität der „Hasser“ begründen. Denn unerkannt trauen sich Menschen mehr.
Mittlerweile gibt es Facebook-Nutzer, die sich gegen diesen „Trend“ wehren. Und eine von ihnen ist Amelie Mohr. Die Pferde-Mentorin hat mehrere Abonnenten auf Facebook und wird des Öfteren Opfer des Facebook-Effekts. Auf ihrer Facebook-Seite „Toffy das Einrad Pony – Horsementoring“ hat Amelie Mohr mit ihrem Aufruf am 30. September einen Eintrag  veröffentlicht, der für große Aufmerksamkeit gesorgt hatte. In dem Beitrag  macht sie  eindrücklich auf den Facebook-Effekt aufmerksam.

Amelie Mohr schreibt, dass sie sich wundert, wieso Menschen so schlechte Kritik über andere auf Facebook zum Ausdruck bringen. Und wieso man meint, genau zu wissen, was die anderen falsch machen.
In ihrem „Post“ rief Amelie ihre 10.668 Abonnenten zu einem Spiel auf: Sie sollten in den Kommentaren ein scheinbar „perfektes“ Bild von sich und ihrem Pferd posten. Und dann darauf warten, was die „Hobbykritiker“  dazu zu sagen haben. Somit möchte sie anderen zeigen, wie es als „Person der Öffentlichkeit“ ist und mit wie viel negativer Rückmeldung man rechnen muss.

In ihrem Post geht sie auch darauf ein, dass ein Hate- Kommentar sehr verletzend sein kann. Dass  Personen  hinter den Einträgen stehen, die sich etwas dabei denken, einen gewissen Stolz besitzen beim Hochstellen von Bildern oder Texten. Dieser Stolz kann schnell gebrochen werden, wenn man im Internet, zum Beispiel auf Facebook, nur negative Rückmeldung bekommt. Rückmeldungen, die  größtenteils auch noch unqualifiziert sind. Jedoch ist die Situation nicht so aussichtslos, wie sie scheinen mag. Durch Gespräche mit Amelie ging hervor, dass ihr Spiel mit ihren Abonnenten durchaus einen Sinneswandel  verursacht hat. Seit der Veröffentlichung ihres Posts ging die Anzahl der Hate-Kommentare stark zurück und  auch der Umgangston in ihren Kommentaren verbesserte sich.

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