Deutsche Minderheit

Viele Möglichkeiten und nie allein: Das Leben im deutschen Kollegium Aarhus

Viele Möglichkeiten und nie allein: Das Leben im deutschen Kollegium Aarhus

Das Leben im deutschen Kollegium Aarhus

Florian Schaaf
Florian Schaaf
Aarhus
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Thomas Ratzer Petersen und Lars Bucka Søndergaard in der Küche des deutschen Kollegiums Foto: Florian Schaaf

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Studierendenwohnheim, Internat oder WG: Das Zusammenleben in der Minderheit sieht ganz unterschiedlich aus. „Der Nordschleswiger“ hat die verschiedenen Einrichtungen besucht und stellt diese in einer kleinen Serie vor. Thomas Petersen und Lars Søndergaard wohnen im Kollegium in Højbjerg.

Ein kleines rotes Backsteinhäuschen lugt hinter einer großen grünen Hecke am Oddervej in Højbjerg bei Aarhus hervor. Vier junge Menschen aus Nordschleswig leben und studieren hier zusammen, stark bezuschusst von der deutschen Minderheit.

Vor knapp 60 Jahren, 1961, gründete der Bund Deutscher Nordschleswiger (BDN) das erste deutsche Kollegium – damals in Hellerup bei Kopenhagen. Acht Jahre später, 1969, kam jenes in Aarhus dazu, später noch eines in Odense.

Das deutsche Kollegium in Aarhus Foto: Florian Schaaf

 

Das Ziel war, jungen Menschen eine günstige Bleibe mit netter Gemeinschaft für ihre Studienzeit zu bieten.

 

Auch heute noch gibt es die Kollegien. Doch wer lebt eigentlich darin, und wie läuft das WG-Leben ab? „Der Nordschleswiger“ hat vorbeigeschaut.

Zugehörigkeit zur Minderheit entscheidet

Bei der Vergabe der Plätze in den drei Studierendenwohnheimen des Collegium 1961 entscheidet die Zugehörigkeit zur deutschen Minderheit, wie der Generalsekretär des Bundes Deutscher Nordschleswiger, Uwe Jessen, erläutert.

Somit zählt der Besuch der deutschen Schulen und des Deutschen Gymnasiums als Pluspunkt.

Wer in den Verbänden und Vereinen der Minderheit aktiv ist, verbessert dadurch seine Chancen.

Doch auch Kinder von Eltern aus der Minderheit, die weggezogen sind und daher nicht die deutschen Schulen besucht haben, haben die Möglichkeit, einen Platz zu bekommen, sofern einer frei ist.

„Unser nicht sehr gut verborgene Hintergedanke ist, die jungen Menschen an die Minderheit zu binden“, so Jessen.

 

Genügend Freiraum, um sich zu entwickeln

 

„Momentan wohnen hier vier Personen. Wir kommen alle aus Nordschleswig und kennen uns auch von zu Hause“, erzählt Thomas Ratzer Petersen aus Tingleff (Tinglev). Er ist 24 Jahre alt und studiert seit etwa drei Jahren in Aarhus.

Neben Thomas wohnen der 22-jährige Lars Bucka Søndergaard, auch aus Tingleff, und noch eine weitere Person im Kollegium am Oddervej. Das vierte Zimmer steht aktuell leer.

So sieht ein Teil des Wohn- und Kochbereichs im Kollegium aus. Foto: Florian Schaaf

 

Das Haus besteht aus zwei Etagen. Die obere wird zum Großteil von einem riesigen offenen Wohn- und Essbereich eingenommen. Neben einer Küchenzeile mit viel Stauraum und integrierter Kochinsel finden sich hier auch ein großer Esstisch mit Platz für einige Gäste sowie eine Sofaecke mit Flachbildfernseher.

 

Alles wirkt sehr modern. „Die Küche und die Stube wurden im letzten Dezember frisch renoviert“, erklärt Lars. Besonders der Küchenbereich sorge bei Gästen für beeindruckte Ausrufe.

Auch auf dieser Etage befindet sich eines der beiden Badezimmer sowie das vierte, aktuell leer stehende Schlafzimmer auf der Rückseite des Gebäudes. Hier kämen zuerst immer die Neuen hinein, bevor eines der anderen frei werde.

Lars und Thomas in der Sofaecke im Wohnbereich Foto: Florian Schaaf

 

Zwischen Flur und Badezimmer führt eine kleine Treppe in den unteren Bereich des Kollegiums, welcher halb unter dem Erdboden liegt. Zusammen mit einem weiteren Badezimmer und einem Waschraum sind hier die drei anderen Schlafzimmer zu finden.

 

„Wenn wir einziehen, ist das Zimmer leer. Wir müssen alles selbst mitbringen“, sagt Lars, als er sein Zimmer vorstellt.

Beiden gefällt es hier unten. „Man lebt sehr gut. Es gibt auf jeden Fall reichlich Platz und genügend Freiraum, sich hier zu entwickeln“, meint Thomas schmunzelnd.

 

Gute Ausstattung und ein nettes Miteinander

„Das WG-Leben ist unterschiedlich. Natürlich spricht man mit einigen mehr als mit anderen, aber wenn man nach Hause kommt, ist eigentlich immer jemand da, mit dem man reden kann“, erzählt Thomas. Man sei nie allein und die Stimmung eigentlich immer gut.

Selbstverständlich haben alle ihr eigenes Leben, dennoch macht die WG auch ein bisschen was Soziales miteinander, wie Lars es formuliert: „Ab und zu sitzen wir auch mal zusammen und schauen etwas im Fernsehen oder essen gemeinsam oder so etwas.“

Das ist das Zimmer von Thomas. Foto: Florian Schaaf

 

„Besonders gern schauen wir Fußball zusammen – das ist eine Leidenschaft, die wir alle teilen“, ergänzt Thomas.

 

Auch das Feiern soll nicht zu kurz kommen. Es komme schon vor, dass die Gruppe mal das ein oder andere Bierchen gemeinsam trinkt oder zusammen in die Stadt geht.

Vor einigen Wochen habe das Kollegium zudem ein Sommerfest organisiert. Dabei seien einige Studienkolleginnen und -kollegen für einen netten Abend im Haus vorbeigekommen. Viele der Gäste kamen auch aus der deutschen Minderheit, aber auch einige andere waren dabei.

So sieht Lars' Zimmer aus. Foto: Florian Schaaf

 

Das Leben im Kollegium gefällt beiden auf jeden Fall sehr gut. „Es ist immer spannend, und es gibt immer was zu machen, da immer Leute zu Hause sind“, findet Thomas.

 

Auch Lars genießt die Chancen, die das Kollegium bietet: „Man hat eine tolle Küche mit guter Ausstattung, zwei Bäder und viele Möglichkeiten, sich zu entspannen“, fasst er zusammen.

Und das alles zu einem sehr günstigen monatlichen Mietpreis. Die Minderheit gibt einen aus – zumindest für vier Personen.

 

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