Minderheit

Nordschleswig-Kriegsgräberbeauftragter vergleicht Corona-Pass mit Judenstempel

Nordschleswig-Kriegsgräberbeauftragter vergleicht Corona-Pass mit Judenstempel

Volksbund-Beauftragter vergleicht Corona-Pass mit Juden-Pass

Nordschleswig
Zuletzt aktualisiert um:
Kritiker der Corona-Politik finden durchaus, dass man den Corona-Pass mit dem Juden-Pass aus der NS-Zeit vergleichen kann. Foto: Thomas Borberg/Ritzau Scanpix

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Der ehrenamtliche Beauftragte in Nordschleswig und Dänemark, Kristian Møller Lauritsen, zieht Vergleiche zwischen dem Corona-Pass und dem Juden-Pass aus der NS-Zeit. Der Landesgeschäftsführer des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge findet solche Aussagen hingegen zum „Gruseln“.

Judenstempel

Der sogenannte Judenstempel war ein ab 1938 von deutschen Behörden in deutschen Reisepässen angebrachter Stempel in Form eines roten „J“, mit dem der Passinhaber als Jude gekennzeichnet wurde. Grundlage war die Verordnung über Reisepässe von Juden vom 5. Oktober 1938. Durch den J-Stempel konnten deutsche Juden bei einem Grenzübertritt sofort identifiziert werden. Abhängig von den Einreisebestimmungen des Ziellandes konnte dies bedeuten, dass Juden die Einreise verwehrt wurde. 

Quelle: Deutsche Enzyklopädie

Weil dieser den Corona-Pass mit dem „Juden-Pass“ (Judenstempel) aus Zeiten des Nationalsozialismus vergleicht, sieht der Landesgeschäftsführer des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge für Gräber von Kriegstoten, Frank Niemanns, die weitere Zusammenarbeit mit dem Nordschleswig- und Dänemark-Beauftragten des Volksbundes, Kristian Møller Lauritsen, in Gefahr.

Kritiker der Corona-Politik ziehen diesen Vergleich aktuell immer öfter. Am Montag kostete dies zwei Dozenten der Copenhagen Business School (CPS) ihren Job, nachdem sie gegenüber ihren Studierenden ebenfalls den damals noch vorgeschriebenen Corona-Pass mit dem „Juden-Pass“ (Judenstempel) aus Hitler-Deutschland verglichen.

Einen Artikel über diesen Vergleich hatte Lauritsen auf Facebook geteilt und mit „spot on“ kommentiert.

Kein Verständnis für Reaktionen auf den Vergleich

Dass die beiden Männer ihren Job verloren haben, kann Kristian Møller Lauritsen, Landwirt aus der Nähe von Christiansfeld und seit dem vergangenen Jahr ehrenamtlicher Beauftragter des Volksbundes, nicht verstehen. Er ist der Meinung, dass der Vergleich zwischen dem Corona-Pass und dem „Juden-Pass“ angemessen ist.

„Man muss sehen, wie es damals angefangen hat, nämlich mit dem Juden-Pass, und so fängt es heute auch an. Damals wollte man die Deutschen vor den Juden schützen und hat mit unangemessenen Handlungen begonnen. So ist es heute auch. Wir müssen so etwas früh bekämpfen, weil wir aus der Geschichte wissen, was durch Staatsterror passieren kann“, sagt Lauritsen.

Er hat seine Meinung und seine Kritik an der aktuellen Politik mit dem Teilen diverser Facebook-Beiträge untermauert. Er sei kein Judenfeind, sondern pro Israel, so Lauritsen. Und er glaube, wenn Juden über den Vergleich nachdenken, sehen sie es auch so, dass man die Agenda der Regierung hinterfragen sollte, so der Kriegsgräberbeauftragte.

Zentralrat der Juden verurteilt Vergleiche

Der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat solche Vergleiche unterdessen massiv kritisiert.

Die Menschen, die heute diese Vergleiche anstellen, bezeichnen staatliche Maßnahmen als Verfolgung. Das ist schlicht falsch.

Josef Schuster

Im Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ) sagte Schuster erst am 15. Januar: „Ich habe dafür überhaupt kein Verständnis. Ich missbillige diese Vergleiche, unter anderem weil Juden im Dritten Reich keine Möglichkeit hatten zu entkommen.“

Schuster fügte hinzu: „Die Menschen, die heute diese Vergleiche anstellen, bezeichnen staatliche Maßnahmen als Verfolgung. Das ist schlicht falsch.“

Ungeimpfte würden aus Gründen des Gesundheitsschutzes aus bestimmten Bereichen ausgegrenzt, in denen 2G herrsche. Der Mediziner sagte: „Ohne Impfung kann ich heute zum Beispiel nicht in ein Restaurant gehen. Aber die Menschen haben es selbst in der Hand, das zu ändern – sie müssen sich nur impfen lassen.“

Lauritsen hält Äußerungen für vereinbar mit seinem Posten

„Vielleicht meinen einige, dass das übertrieben ist, aber Übertreibung ist gut, damit die Leute aufwachen“, sagt Lauritsen zu dem Thema.

Es ist wichtig, dass die Menschen sehen, was für eine faschistische Politik unsere Regierung betreibt.

Kristian Møller Lauritsen

Bedenken, dass das Teilen solcher Vergleiche nicht mit den Werten der Deutschen Kriegsgräberfürsorge und denen des Bundes Deutscher Nordschleswiger vereinbar sei, und Angst, dass dies Auswirkungen auf seinen Posten als Kriegsgräberbeauftrager in Nordschleswig haben könnte, hat er nicht.

„Ich glaube nicht, dass es Auswirkungen hat. Es ist wichtig, dass die Menschen sehen, was für eine faschistische Politik unsere Regierung betreibt. Außerdem bin ich nicht von Angst gesteuert. Das Wichtigste für mich ist, dass ich frei reden kann. Ich hoffe eher, dass es zum Nachdenken anregt und wir darüber sprechen, damit die Politik nicht zu weit geht. Die deutschen Kriegsgräber pflege ich mit Herzensgefühl für all die deutschen jungen Männer, die gerade Opfer von staatlicher Politik wurden“, sagt Lauritsen.

Er sei froh, dass seit Dienstag alle Corona-Restriktionen in Dänemark fallengelassen wurden, weil er nach eigener Aussage selbst ungeimpft sei und am eigenen Leib erfahren habe, wie der Corona-Pass ihn als gesunden Mann von gewissen Möglichkeiten ferngehalten habe, genau wie der Juden-Pass damals dazu diente, die Juden zu unterdrücken, meint er.

Dieser Vergleich ist nicht akzeptabel.

Frank Niemanns

Deutsche hätten es aus seiner Sicht durch die Geschichte generell schwerer mit solchen Vergleichen. Bei Dänen sei das nicht so, die seien da etwas liberaler.

Landesgeschäftsführer fordert klare Distanzierung

Frank Niemanns, der schleswig-holsteinische Landesgeschäftsführer des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, nimmt diese Aussagen mit „Gruseln“ auf.

„Dieser Vergleich ist nicht akzeptabel. Er funktioniert einfach nicht. Wenn er sich davon nicht klar distanziert, sehe ich nicht, dass die Zusammenarbeit weitergeführt werden kann“, so Niemanns.

BDN will Gespräch führen

Der Bund Deutscher Nordschleswiger (BDN), der nach Aussage von BDN-Kommunikationschef Harro Hallmann ein großes Interesse daran hat, dass die Kriegsgräber in Nordschleswig gepflegt werden, wollte sich auf Anfrage nicht zu den Aussagen äußern.

Der BDN-Hauptvorsitzende Hinrich Jürgensen stellt nach einem Gespräch mit Lauritsen fest, dass der Vergleich und die Aussagen Lauritsens für den BDN nicht akzeptabel seien. Es obliege allerdings nicht dem BDN, daraus Konsequenzen zu ziehen, da Kristian Møller Lauritsen nicht Vertreter des BDN sei. Dies könne daher nur die Kriegsgräberfürsorge.

Anmerkung der Redaktion: Der Artikel wurde am Mittwochnachmittag um den letzten Absatz ergänzt. In einer früheren Version hatte es noch geheißen, dass das Gespräch mit Lauritsen geplant sei. 

Mehr lesen

Kommentar

Hannah Dobiaschowski
Hannah Dobiaschowski Projekte / Marketing
„Newcomer-Bandabend: Großer Erfolg und wichtige Jugendarbeit“