Deutscher Tag 2023
Natalie Pawlik: Mache mir keine Sorgen um die Zukunft der deutschen Minderheit
Natalie Pawlik: Mache mir keine Sorgen um die Zukunft der deutschen Minderheit
Natalie Pawlik: Keine Sorgen um die Zukunft der Minderheit
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Die Rede der Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten ist der Höhepunkt ihres dreitägigen Besuchs in Nordschleswig. Dabei betont sie die Wichtigkeit des Ehrenamtes, der Jugend und von Events wie der Europeada für ein friedliches Zusammenleben im deutsch-dänischen Grenzland.
„Minderheitenpolitik ist Friedenspolitik“, sagt Natalie Pawlik bei ihrer Festrede auf dem Deutschen Tag in Tingleff. Die Ansprache der Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten ist der Höhepunkt ihres dreitägigen Besuchs in Nordschleswig, der auf Einladung des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN) erfolgte.
Dreitägiger Besuch in Nordschleswig
Die 31-Jährige sagte dem „Nordschleswiger“ am Rande der Festlichkeiten in der Deutschen Sporthalle über das bisherige Programm, es sei „sehr interessant“ gewesen. Neben dem Besuch der Bildungsstätte Knivsberg und des Deutschen Gymnasiums für Nordschleswig (DGN) stand unter anderem auch eine Stippvisite im Deutschen Museum in Sonderburg (Sønderborg) an.
„Es ist natürlich immer noch mal etwas anderes, vor Ort zu sein und sich das anzuschauen und persönlich erleben zu können, was letztendlich hinter einer Schule, hinter einem Kulturzentrum an Engagement, an Motivation und auch an Bedürfnissen von den Menschen steckt“, so Pawlik.
Wir wollen den Geist und Inhalt der Bonn-Kopenhagener Erklärungen mit Leben füllen.
Natalie Pawlik
Grenzregion steht für Frieden und Demokratie
In Ihrer Rede betonte sie sodann auch, dass sie sich den Deutschen Tag am Sonnabend als Abschluss ihres Besuchs nicht passender hätte vorstellen können. „Die Grenzregion steht für moderne Minderheitenpolitik, für Frieden und Demokratie“, sagte Pawlik. Es sei beeindruckend, diesen Modellcharakter vor Ort persönlich zu erleben, statt im fernen Berlin nur Zahlen und Gelder zu kennen.
All diese Errungenschaften in dieser Modellregion seien jedoch nicht selbstverständlich. „Frieden hängt mit überzeugten Menschen zusammen“, so die SPD-Politikerin, die als Kind selbst als Spätaussiedlerin nach Deutschland kam. Die deutsch-dänische Grenzregion lebe von Engagement, Diskursen und Menschen, die zusammenhalten.
Zusammenarbeit lebt vom Ehrenamt
Dabei betonte Pawlik auch die Bedeutung des Ehrenamtes. Es sei nicht selbstverständlich, dass Menschen ihre Freizeit für all diese Belange opfern. Dabei gehe es etwa um die Organisation des Deutschen Tages oder auch um die Pflege der Beziehungen nach Deutschland.
Minderheitenpolitik ist Friedenspolitik
„Das heutige Treffen findet in einer Zeit statt, wo uns die weltpolitische Lage Sorgen bereitet“, sagt Pawlik. Ukraine-Krieg, Nahost-Konflikt und unsagbares Leid dürfe „uns niemals kalt lassen“.
„Kriege zu beenden ist viel schwerer als Kriege zu beginnen“, so Pawlik. Dialoge zu führen, sich zu versöhnen, das sei ein Projekt, das niemals aufhört. „Minderheitenpolitik ist Friedenspolitik“, sagt sie und erntet dafür Zwischenapplaus.
Die Angehörigen der Minderheiten seien geübt darin, da sie verschiedene Sprachen und Kulturen in sich vereinen und somit Verständnis schaffen und Brücken bauen. Dies sei gelebte Praxis im BDN, so Pawlik.
Vorbild in Zeiten nationalsozialistischer Tendenzen
Ein Beispiel sei die Europeada im kommenden Jahr. Dieses Ereignis verdeutliche die regionale Verbundenheit und das weltoffene Auftreten, das der BDN ausstrahle. „Ich freue mich, dass der Bundestag diese Veranstaltung unterstützt.“
Pawlik betont, dass die Bundesregierung auch in Zukunft mit Kontinuität die deutschen Minderheiten unterstützen werde – auch trotz einer schwierigen haushaltspolitischen Situation.
„Wir wollen den Geist und Inhalt der Bonn-Kopenhagener Erklärungen mit Leben füllen“, sagt Pawlik. Die deutsch-dänische Grenzregion sei dafür ein Vorbild in Zeiten nationalistischer Tendenzen und ein minderheitenpolitisches Paradebeispiel.
Investitionen in die deutsche Minderheit
Im Bundeshaushalt wurde kürzlich eine Mittelaufstockung für die deutsche Minderheit erreicht. 11 Millionen Euro jährlich können etwa in Bildung und Kultur investiert werden.
Sie wisse, dass es 36 Millionen Euro Investitionsbedarf gebe. „Natürlich ist es mir ein wichtiges Anliegen, dass wir klug investieren und dass aus einer defekten Dachrinne keine Komplettsanierung wird“, so Pawlik. „Ich möchte aber keine falschen Versprechungen machen. Wir schaffen das nicht von heute auf morgen, sondern müssen Schritt für Schritt vorankommen“, sagt Pawlik. Aus dem Publikum ist ein „Schade“ zu hören.
Die Bedarfe müsse man jedoch aufholen, damit die deutschen Schulen der Minderheit auch weiterhin zu den Top-Schulen des Landes gehören.
Wenn ich diese zwei taffen Sängerinnen sehe, wird mir nicht bange um die Zukunft der deutschen Minderheit in Nordschleswig.
Natalie Pawlik
Jugend als Zukunftschance
Auch die Jugendarbeit sei ein Kernthema ihrer Arbeit. Pawlik hebt ein Beispiel hervor: „Ich war im August auf einem Sommercamp von den Jugendlichen der deutschen Minderheiten, und es war so unfassbar beeindruckend, wie Jugendliche aus den verschiedensten Ländern in Europa zusammengekommen sind und die deutsche Sprache das verbindende Element war.“ Das Camp habe außerdem gezeigt, dass die Themen, die die Jugendlichen bewegen, sehr ähnlich seien. „Wir haben mehr gemeinsam, und es verbindet uns mehr als uns trennt“, so Pawlik.
„Es ist schön, mehrere Sprachen zu sprechen, schön, mehrere Kulturen zu haben“, so die 31-Jährige. Ihr Ziel sei es, dass die Minderheiten auch von der breiten Masse gesehen werden. „Vielfalt ist eine Chance.“ Daher brauche es bessere Förderung, denn es gebe so viel Potenzial.
Mit Blick auf das musikalische Programm, zwei Schülerinnen der Deutschen Schule Sonderburg hatten zuvor gesungen, schloss Pawlik mit den Worten: „Wenn ich diese zwei taffen Sängerinnen sehe, wird mir nicht bange um die Zukunft der deutschen Minderheit in Nordschleswig.“