Zweisprachigkeit

Minderheit als Karriereschub: Der Arbeitsmarkt sucht junge Menschen wie Tjure

Minderheit als Karriereschub

Minderheit als Karriereschub

Erik Benger
Erik Benger
Auning/Eggebek
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Tjure Lohse hat trotz seines jungen Alters viel Verantwortung übernommen. Foto: Erik Benger

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Die Zweisprachigkeit der deutschen Minderheit ist ein Vorteil – für Tjure Lohse eröffnete sich dadurch mit gerade mal 19 Jahren ein lukratives Jobangebot.

Tjure Lohse erlangte mit jungen Jahren die Veranwortung über ein Projekt einer dänischen Firma, die nach Deutschland expandieren wollte. Er ist sehr zufrieden mit seinem Posten. „Die Arbeit hier ist sehr spannend, außerdem habe ich zukünftig einen guten Eintrag im Lebenslauf", sagt Tjure lachend. 

Tjure wurde in Dänemark geboren. Seine Eltern kommen ursprünglich aber aus Hamburg. Vor mehr als 20 Jahren haben sie sich entschlossen, nach Nordschleswig zu ziehen, weil sein Vater eine Stelle als Lehrer an der deutschen Schule in Hadersleben angetreten hatte.

Auch Tjure hat die Schule in Hadersleben besucht, bevor er auf das Deutsche Gymnasium für Nordschleswig in Apenrade (Aabenraa) wechselte. „Ich bin zwar muttersprachlich deutsch aufgewachsen, aber ich kann natürlich trotzdem sehr gut Dänisch“, sagt Tjure stolz. Er findet, Dänemark ist ein schönes Land, und er lebt gerne hier. Momentan wohnt Tjure in Aarhus mit seinem langjährigen besten Freund aus der Schulzeit am Gymnasium in einer Wohngemeinschaft. 

Ein lukratives Jobangebot

Heute arbeitet Tjure für die Firma Sundtakeaway, die Kochboxen produziert. Das Unternehmen ist schon nach Schweden expandiert und wollte nun auch, unter dem Namen Betterfeast, den Schritt nach Deutschland wagen. Da Tjure sowohl Dänisch als auch Deutsch spricht, schien er dafür bestens geeignet.  

 

Was sind diese Kochboxen?

Die sogenannten Kochboxen werden von dem dänischen Unternehmen „Sundtakeaway" für Dänemark und Schweden produziert. Die Firma trägt in Deutschland den Namen „Betterfeast". Die Idee hinter den Kochboxen ist, dass deren Inhalt nicht selbst gekocht werden muss. Dieser ist nämlich bereits zubereitet und muss lediglich erwärmt werden. Gekocht werden diese von internen Köchen, und die gesamte Produktion liegt in Dänemark. 

Der Weg in das Unternehmen war für Tjure nicht sonderlich schwer. Nach der Schulzeit hat er sich für ein sogenanntes Sabbatjahr bei einer Online-Plattform als Übersetzer beworben. Sein jetziger Chef, Mads Zebis Andersen, hatte ihn angeschrieben und ihm einen Text geschickt, den er für ihn übersetzen sollte. Durch diese gelungene Übersetzung hat Mads ihn zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen und ihm direkt im Anschluss eine Vollzeitstelle angeboten. „Nach dem Bewerbungsgespräch haben wir beide ohne große Umwege Ja gesagt“, sagt Tjure lachend.

Kaum in diesem vielfältigen Job angekommen, begegnet Tjure einer ersten großen Herausforderung: der deutschen Bürokratie. Außerdem findet er, dass Online-Handel und Online-Werbung in Deutschland grundsätzlich schlechter angenommen werden als in Dänemark. Trotz der Herausforderungen ist für ihn klar: „Ich würde gerne noch mehr lernen und hoffe, dort noch einige Jahre arbeiten zu können.“

Tjure Lohse ist zufrieden mit seiner Arbeit. Foto: Tjure Lohse

Eine Bereicherung für dänische Firmen

Tjure ist sich sicher, dass viele dänische Unternehmen, besonders wenn sie sich auch auf den deutschen Markt konzentrieren, eine Chance für junge Menschen aus der deutschen Minderheit darstellen. Für ihn hat diese klar Vorteile, zum einen durch die Zweisprachigkeit, zum anderen mit den engen Verbindungen über die Grenze hinweg. 

Wie erfolgreich Angehörige der deutschen Minderheit sein können, zeige sein eigener Werdegang und das, obwohl er keine Ausbildung im Marketingbereich oder dergleichen habe.

Für ihn sind seine Arbeit bei Sundtakeaway und die damit verknüpfte Verantwortung eine spannende Reise. Er findet es interessant, ein dänisches Unternehmen nach Deutschland zu führen. Außerdem könnten in der Zukunft laut Tjure ähnlich spannende Aufgaben auf andere aus der deutschen Minderheit warten. Für ihn ist klar: Was er geschafft hat, können andere auch. 

Er möchte gerade deswegen anderen jungen Menschen aus der deutschen Minderheit Mut machen. „Ich will mich nicht als allwissend darstellen, aber ich glaube, dass viele aus der Minderheit noch nicht ihr Potenzial erkannt haben. Ich würde ihnen also sagen, dass sie mehr Selbstvertrauen in ihre Zweisprachigkeit haben sollten“, sagt Tjure. 

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