Energiewende

Zehn Energieprojekte kamen durch das Nadelöhr, doch wenig Wind

Zehn Energieprojekte kamen durch das Nadelöhr

Zehn Energieprojekte kamen durch das Nadelöhr

Tondern/Tønder
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Sechs neue Solarparks könnten in der Kommune Tondern entstehen (Archivfoto). Foto: Ute Levisen

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Der Ausschuss für Klima, Wachstum und Entwicklung hat eine Auswahl getroffen. Die meisten der gewählten Vorhaben beziehen sich auf Gewinnung von Strom durch die Sonne. Apenrade und Tondern liegen bei der Produktion grüner Energie ganz weit vorn.

Unter den 30 Anträgen, in der Kommune Tondern grüne Energie zu gewinnen, hat der Ausschuss für Klima, Wachstum und Entwicklung eine Auswahl vorgenommen. Aus 30 werden nun 10. 

Die 20 restlichen Vorhaben, die in dieser Bewerbungsrunde nicht für einen weiteren Planungsprozess gewählt worden sind, seien nicht aus dem Rennen. Sie könnten bei einer neuen Bewerbungsrunde wieder in den Topf geworfen werden, unterstreicht der Ausschuss, dessen Empfehlung dem Finanzausschuss und letztlich auch dem Stadtrat zur endgültigen Entscheidung vorgelegt werden muss.

Bei Fristende am 16. Dezember 2022 waren 15 Solarprojekte, 4 Windenergie- und 11 kombinierte Anlagen eingereicht worden. Beim Durchsehen wurde entdeckt, dass ein gewünschter Standort innerhalb des Seiersbeker Koogs liegt. In diesem Fall müsste auch das Küstendirektorat im Zuge des Tonderner-Marsch-Gesetzes in den Entscheidungsprozess einbezogen werden. Zwei weitere liegen auch in der Tonderner Marsch in einer wertvollen Kulturlandschaft, wo der Stadtrat keine größeren technischen Anlagen wünscht. Diese drei Anträge kamen daher auch nicht bei der Prüfung durchs Nadelöhr.

Ab Süderlügum entlang der Betonstraße bis nach Flensburg stehen die Windräder dicht an dicht. Foto: Kreis Südtondern

Siebenmal Solar

Beim Priorisieren der neuen Anträge hat der Klima-Ausschuss nur ein einziges „reines“ Windenenergie-Projekt gewählt. Es ist der Vindmøllepark Emmerlev, wo vier Anlagen aufgestellt werden sollen.

Drei Vorhaben sind Energiekombinationen aus Sonne und Wind. Sechs sind reine Solar-Projekte.

Das fordert die Kommune von den Antragstellenden

Die Kommunalpolitikerinnen und -politiker wünschen, dass zwischen 100 und maximal 125 neue, große Windkraftanlagen gebaut werden, während die kleineren bestehenden Windräder abgebaut werden. Heute gibt es schon etwa 250 kleinere Modelle, durchweg älteren Jahrgangs, in der Kommune. Es darf maximal auf 1.500 Hektar Sonnenenergie gewonnen werden. Der einzelne Solarpark darf nicht größer als 200 Hektar sein. Für diese Lösung plädierten im März vergangenen Jahres 29 von 31 Stadtratsmitgliedern. Nur Allan Svendsen (Neue Bürgerliche) und die Sozialdemokratin Barbara Krarup Hansen stimmten dagegen.

Bei allen Projekten werden richtungsweisende Bürgerabstimmungen durchgeführt. Die Stimmabgabe kann digital erfolgen. Für die, die technisch nicht so bewandert sind, wird auch eine Lösung gefunden.

Anhörung im Sommer

Elf Energieprojekte, die im Zuge der zweiten Antragsrunde eingereicht wurden, befinden sich in der behördlichen Planungsphase; für die ersten dürfte es eine Anhörung im Laufe des Sommers geben. Danach soll durchschnittlich ein Projekt je Monat so weit sein.

 

Die 10 Projekte

Solaranlagen

  • Visby Solarpark bei Wiesby (Visby): 4,1 Hektar
  • Solenergipark Galgemark südlich von Bredebro: 7,7 Hektar
  • Lovrup Solenergipark westlich des Lovruper Waldes: 158-198 Hektar
  • Solcellepark Løgumkloster zwischen Lügumkloster und Alsleben (Alslev): 69 Hektar
  • Solcellepark ved Kæpslundvej südlich von Ostergasse (Øster Gasse): 74 Hektar
  • Ballum Hede: 125 Hektar

Windenergie

  • Vindmøllepark Emmerlev: 4 Windräder

Kombi-Anlagen (Wind und Solar)

  • Solpark Trespring bei Solderup: 4 Windräder und 138 Hektar,
  • Toftlund Vindpark südlich von Toftlund: 6 Windräder und 10 Hektar
  • Aabøl: 15 Windräder und 185 Hektar

Der Ausschussvorsitzende Thomas Ørting Jørgensen (Borgerliste) wollte sich nicht konkret zum Auswahlverfahren äußern, sondern die Sitzung des Finanzausschusses abwarten. Ihm gehe es darum, die geschlossene Linie in Sachen erneuerbare Energien nicht zu gefährden, ohne dass vorher Diskussionen zu Einzelprojekten ausgelöst würden. Das schulde man den Bürgerinnen und Bürgern sowie den Bewerberinnen und Bewerbern. Er sei aber stolz, so weit gekommen zu sein.

 

Lob des Industrieverbandes für Apenrade und Tondern

Das wird nun auch in einer Pressemitteilung vom nordschleswigschen Industrieverband (Dansk Industri Sønderjylland, DI) gewürdigt. Gleiches gilt für die Bilanz aus der Kommune Apenrade (Aabenraa).  Der DI-Vorsitzende Tommy Seeberg berichtet, dass in diesen beiden Kommunen die meiste grüne Energie in ganz Südjütland gewonnen werde. Die Strommenge reiche aus, um zusammen 236.000 Haushalte in den beiden Kommunen zu versorgen. In Tondern sind es 107.800 Haushalte und in Apenrade 128.200. Apenrade zählt sogar zu den drei besten Kommunen des Landes in Bezug auf die Produktion von grüner Energie. Tondern liege unter den Top 10.

Die Spitzenposition von Apenrade und Tondern ist bemerkenswert. Unsere Analyse zeigt aber auch, dass es in anderen Kommunen Nachholbedarf gibt, damit es auch für unsere Betriebe, Stiftungen und Privatleute attraktiv ist, dort zu investieren.

Tommy Seeberg, Vorsitzender

Vergleichsweise sind es in Fredericia nur 3.500 Haushalte und in Sonderburg (Sønderborg) 18.200. In ganz Südjütland liegt der Wert bei 620.400 Haushalten, zeigt eine Analyse des Industrieverbands. Die Aufforderung des Verbandes an die Kommunen laute: Macht es schnell und einfach, in die Produktion von grüner Energie zu investieren.

Zügige Sachbearbeitung

„Die Spitzenposition von Apenrade und Tondern ist bemerkenswert. Unsere Analyse zeigt aber auch, dass es in anderen Kommunen Nachholbedarf gibt, damit es auch für unsere Betriebe, Stiftungen und Privatleute attraktiv ist, dort zu investieren. Das erfordert eine zügige Sachbearbeitung, einen fertigen Plan mit der Ausweisung der zur Verfügung stehenden Flächen und eine positive Haltung zu allen Bewerbungen, so Tommy Seeberg. Apenrade hat seit 2016 landesweit die höchste Steigerung an grünem Strom (Solar und Wind) verzeichnet.

Biogasanlage vor einem blühenden Rapsfeld Foto: dpa

Die Kommunen könnten auch Solarzellen auf die kommunalen Gebäude für den eigenen Stromverbrauch setzen. Alle müssten dazu beitragen, den CO₂-Ausstoß zu senken und die Abhängigkeit von russischem Erdgas zu mindern. Dänemarks Ziel ist es, bis 2030 die grüne Stromerzeugung zu verfünffachen.

Mehr Einsatz gefordert

„Wenn die Betriebe in ihrer Produktion auf grüne Energie umstellen wollen, erfordert es einen größeren Einsatz von mehr Kommunen“, unterstreicht der frühere Hydro-Chef in Tondern, Tommy Seeberg.

Die Nutzung erneuerbarer Energiequellen erfordere auch eine gute Zusammenarbeit mit den Bürgerinnen und Bürgern, die „Nachbarn“ von Windrädern, Solarparks und Biogaswerken werden.

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