Tønder Festival 2020

Trotz Absage: Viel Musik in der Stadt

Trotz Absage: Viel Musik in der Stadt

Trotz Absage: Viel Musik in der Stadt

Tondern/Tønder
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Ein verwaister Festivalplatz. Dafür haben die Tauben ihre Ruhe. Foto: Monika Thomsen

Mit privaten Gartenpartys, ungewöhnlichen Stadtführungen und Supportkonzerten soll dem Tønder Festival finanziell unter die Arme gegriffen werden.

Hätte es das Coronavirus nicht gegeben, dann liefe das Vorprogramm für das 47. Tønder Festival schon auf Hochtouren seit Wochenbeginn und am Donnerstagnachmittag würden die ersten Konzerte über die Bühne gehen. Trotz der Absage ist mit vereinten Kräften ein Ersatzprogramm zusammengestellt worden, das eine Menge Musik enthält. Mit allen Initiativen soll das Festival finanziell unterstützt werden.

 

Auch Privatpersonen können helfen: Mit dem Kauf von Armbändern und anderen Merchandise-Produkten oder der Bestellung des Freizeitmusikers Kasper Buch von der lokalen Band „Southern Sound“, der während der geplanten privaten Gartenpartys unterhält, soll das Festival weiter unterstütz werden. Die Nachfrage war so groß, dass Buch voll ausgebucht ist. Der junge Familienvater bietet sich auch an, Festivalarmbänder in Tondern und Umgebung zu verkaufen und diese auch vorbeizubringen. 

 

Mehrere Betriebe unterstützen mit besonderen Festivalpaketen. Wie bei anderen Aktionen der Initiative „Tønder Festival Circle" in Anlehnung an die Festival-„Hymne“ „Will the Circle be unbroken“ kommt ein Teil des Erlöses dem Festival zugute. 

 

Der Zirkel für das Profil auf Facebook Foto: Tønder Festival

Außerdem treten dänische Künstler wie Jacob Dinesen, Signe Svendsen und Niels Hausgaard am Sonnabend, 29. August, bei zwei Konzerten in der Schweizerhalle auf. Das Abendkonzert war im Laufe von zehn Minuten ausverkauft.

 

Steffen Schulz aus Lügumkloster zieht mit Gitarre durch die Fußgängerzone. Foto: Privat

Ganz ohne Musik geht es auch nicht in der Innenstadt vor sich. Am Sonnabend wird ab 9 Uhr ein großer Frühstückstisch in der Fußgängerzone gedeckt. Für das leibliche Wohl sorgen die Bäckereien Vor Bager und Klosterbageren. Nur mit einem Ticket kann man sich an den Tisch setzen.

 

Bäckermeister Thorkild Hansen von Vor Bager/Guldbageren und die Kollegen von der Klosterbäckerei servieren Frühstück auf der Straße. Foto: Erik E. Petersen

In der Fußgängerzone wird der Lügumklosteraner Steffen Schultz zu hören sein, wenn er am Sonnabend zwischen 10 und 13 Uhr singend mit Gitarre durch die Einkaufsstraße geht. Am Freitag und am Sonnabend gibt es auf dem Markt kostenlose Konzerte von 12-21 Uhr, die Festivalstimmung verbreiten sollen.

 

Nikolai Flyman führte die Gäste durch Tondern. Foto: Privat

Einer der ungewöhnlichsten Einfälle für lokale und auswärtige Festivalgäste, die trotz der Absage am letzten August-Wochenende nach Tondern kommen, sind zwei Stadtführungen mit dem Historiker Nikolai Kirk Flyman, der quasi mit dem Festival groß geworden ist, da beide Elternteile freiwillige waren bzw. noch sind. Der 32-Jährige hat einen Teil seiner Kindheit in Tondern verbracht und wohnt auch wieder mit seiner Familie in der Stadt, wo auch seine Mutter Heidi und seine Oma Elfi Iwersen ansässig sind.

Tondern und der Alkohol

Während der zweistündigen Stadtführung wird er in seinen Erzählungen, die ins 11. Jahrhundert zurückdatiert werden, auch an die Geschichte der Stadt als Alkohol-Hochburg erinnern. In Tondern gab es zeitweise mehrere Brauereien und sehr viele Gastwirtschaften. Unterwegs gibt es alkoholische Kostproben, zu denen Flyman Relationen zu Tondern knüpfen kann. Auch über Kapitän Thomas Selmer, der zu Nikolais Vorfahren zählt, und seinem Dampfschiff Bismark informiert er seine Zuhörer.

Ich verdiene nichts. Es soll mein bescheidener Beitrag für das Festival sein.

Nikolai K. Flyman

Die zwei Führungen finden am Freitag von 19 bis 21 Uhr und am Sonnabend von 14 bis 16 Uhr statt. Mit der Resonanz ist er ganz zufrieden. 17 Teilnehmer haben sich für Freitag angemeldet, acht für Sonnabend. Anmeldungen nimmt er unter der Telefonnummer 30 25 97 76 entgegen. Die Teilnahme ist auf 20 Personen begrenzt. Die Teilnahme kostet 140 Kronen. Dafür gibt es die alkoholische Geschmacksproben (40 Kronen) und ein Støttearmband für das Festival (100 Kronen.) „Ich verdiene nichts. Es soll mein bescheidener Beitrag für das Festival sein“, erzählt Nikolai Flyman.

So hätte es eigentlich auf dem Festivalplatz aussehen sollen. Foto: Archiv: Elise Rahbek

BDN-Kulturausschuss ist dabei

Auch der Kulturausschuss des BDN und Büchereileiterin Marie Medow schließen sich am Sonnabend mit einem Konzert in der Aula der Ludwig-Andresen-Schule an. Zu Gast wird das Hamburger Duo Les Maries sein. Konzertbeginn ist um 16 Uhr.Für Kurzentschlossene gibt es noch einige wenige Eintrittskarten. Diese können in der Bücherei, Telefon 74 72 33 59, oder unter tondern@bücherei.dk. bestellt werden.

Die musikalische Leiterin des Festivals, Maria Theessink, ist stolz und dankbar über die große Hilfsbereitschaft, Festivalstimmung aufkommen zu lassen und gleichzeitig das stark angegriffene Sicherheitsnetz des Festivals ein wenig zu flicken. Der Umsatz im laufenden Geschäftsjahr liege auf einem Minimum, was große Konsequenzen für das gesamte Fundament des Festivals habe. Die Corona-Krise würde das Eigenkapital, das die Festivalstiftung im Laufe der Jahre gespart habe, quasi auffressen, erklärt der Stiftungsvorsitzende Henrik Juul.

Stephan Scheelke, Citychef des Handelsvereins, hebt die unglaubliche Bedeutung des Festivals für viele Menschen und für die Stadt/Kommune hervor. Obwohl es abgesagt worden sei, solle trotzdem gefeiert werden.

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