Kaum zu glauben, aber wahr. Vor 30 Jahren wurde der erste Weihnachtsmarkt Julebyen Tønder eröffnet. Zwar kann er sich nicht mit dem Lübecker Weihnachtsmarkt messen, doch Anregungen wurden vor drei Jahrzehnten in der Marzipanstadt geholt. Jedes Jahr macht sich der Weihnachtsausschuss des Handelsvereins auf den Weg zu Weihnachtsstädten und -märkten in Deutschland, um sich inspirieren zu lassen.

Initiator war der umtriebige Geschäftsmann Erik Tygesen von der Alten Apotheke. Er fuhr nach Lübeck, um sich anzuschauen, was ein Weihnachtsmarkt eigentlich ist, den so viele Deutsche während der Adventszeit ansteuern, der in Dänemark aber ein Novum war.

Am Konzept von 1992 ist nicht viel geändert worden. Das Programm wurde von Jahr zu Jahr mit neuen Höhepunkten versehen. Auf diese Höhepunkte, die auch ins Geld gehen, ist in den vergangenen Jahren verzichtet worden.

Am Freitag herrschte auf dem Markt noch geschäftiges Treiben, um die letzten Vorbereitungen zu treffen, bevor der Trubel am Sonnabend beginnt. Ein Gefolge von Weihnachtsmännern aus ganz Dänemark mit ihren Frauen und Wichteln wird sich um 10 Uhr in Bewegung setzen und bis zum Markt marschieren, wo die Eröffnung um 14 Uhr stattfindet.

Motto: „Det er i Tønder, Julen begynder“

Viele der rot bejackten Gäste sind vorher schon angereist und haben ihr Quartier in der Jugendherberge bezogen, erzählen zwei Weihnachtmänner von der Jammerbugt, Henrik Christensen aus Pandrup und Henrik Olsen aus Fjerritslev. Sie loben ihre Unterkunft und die Organisation in den höchsten Tönen, während einer ihrer Wichtel noch schnell einen Haarschnitt im Friseurladen am Markt bekommt.

„Wir kommen mit dem Motto Det er i Tønder, julen begynder vor Beginn unserer Hochsaison gleich in Weihnachtsstimmung“, lachen die beiden Gäste mit den langen Bärten. Mehr als 50 Prozent der aktiven Mitglieder der Gilde Dansk Julemands Laug werden ihren Einzug halten.

Jacky Jørgensen, seit Anbeginn Freiwilliger beim Aufbau des Marktes und Mitglied des Weihnachtsausschusses, schleppt währenddessen Kabel. Der frühere Goldschmied Gerhard Scheelke, der nach seiner Pensionierung als Freiwilliger mit anpackt, hat „Kundschaft“. Die frühere Krankenschwester Inger Marie Poulsen rollt mit ihrem Rollator über den Markt und hat abgeschnittene Tannenzweige erspäht.

„Sollen die weg?“, fragt sie den fegenden Scheelke. Als er dieses bejaht, äußert sie ihren Wunsch, ob sie einiges Tannengrün mit nach Hause nehmen dürfte. Scheelke packt ihre einige Zweige in ihren Rollator, wonach sich die Rentnerin im Freien vor das Klostercafé setzt, um eine Tasse Kaffee zu trinken.

Die Energiekrise wird dem Treiben einen kleinen Dämpfer verpassen. Die Weihnachtsbeleuchtung wird in diesem Jahr nicht rund um die Uhr angeschaltet sein. Sie wird an Werktagen vier Stunden von 14 bis 20 Uhr leuchten, an den Wochenenden aber nur bis 16 Uhr.

Nicht nur der Weihnachtsmarkt feiert sein 30-jähriges Bestehen. Auch Tonderns Weihnachtsmann, Frank Clausen, ist seit drei Jahrzehnten dabei. Der Postbote zieht nach Feierabend seine Weihnachtskluft an und begibt sich in die Fußgängerzone, um die Kinder zu beglücken.

Bürgermeister Jørgen Popp Petersen überreicht ihm am 20. November den Schlüssel für die Stadttore, nachdem er um 14 Uhr geweckt worden ist. Am 5. November wird man ihn erstmals wieder als fliegenden Julemand über den Dächern Tonderns erleben können. Danach wird er sich an jedem Wochenende von freitags bis sonntags auf seinen Schlitten setzen und fliegen.

Die Weihnachtshütten sind im November dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Im Dezember gilt dies auch montags.