Kulturgeschichte

Nach der Zwangspause gewährt Dröhses Haus Einblick ins Landleben

Nach der Zwangspause gewährt Dröhses Haus Einblick ins Landleben

Nach der Pause gewährt Dröhses Haus Einblick ins Landleben

Monika Thomsen
Tondern/Tønder
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Hereinspaziert. Am Freitag, 21. März, öffnet sich die Tür in Dröhses Haus wieder für Gäste, wie Museumsinspektorin Anne Marie Ludvigsen erzählt. Foto: Monika Thomsen

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Die schönen Dinge der Bauern im 18. Jahrhundert spielen in der Museumsfiliale in Tondern die tragende Rolle. Das Haus veranschaulicht Unterschiede zum städtischen Leben.

„Wir freuen uns sehr darauf, dass wieder Leben einkehrt. Es ist ein tolles Haus“, sagt Museumsinspektorin Anne Marie Ludvigsen am Mittwochnachmittag im 1672 gebauten Dröhses Haus. 

Eine hohe Dornenhecke ist zwar während des Dornröschenschlafs der vergangenen 15 Monate nicht um die Museumsfiliale Dröhses Haus in der Fußgängerzone in Tondern gewachsen. Im Gebäudeinneren ist es seit Januar 2023 jedoch sehr ruhig gewesen. 

Die Einrichtung in der Fußgängerzone in Tondern gehörte zu den drei Stätten der nordschleswigschen Museumsfamilie Museum Sønderjylland, die im Zuge der Energiekrise vorübergehend geschlossen wurden.

Finanzieller Rettungsring

Im November 2023 kam dann die Nachricht, dass die drei mittelfristig geschlossenen Museen durch finanzielle Schützenhilfe in Höhe von 4,5 Millionen Kronen von der Regierung 2024 wieder geöffnet werden können. 

In Dröhses Haus und dem Schifffahrtmuseum in Apenrade (Aabenraa) öffnen sich die Türen am Freitag, 22. März, ab 11 Uhr wieder fürs Publikum. Im Ziegeleimuseum Cathrinesminde auf der Halbinsel Broacker (Broager) ist es am Sonnabend, 23. März, 11 Uhr, so weit.

 

Anne Marie Ludvigsen steht an einer mit Tulpen verzierten Wiege aus dem Jahr 1768, die auf dem Land beheimatet war. „In der Bürgerschaft waren die Tulpen zu dem Zeitpunkt etwas aus der Mode geraten“, erzählt sie. Foto: Monika Thomsen

Premiere in der Museumsfiliale

„Wir sind nahezu fertig“, sagt Anne Marie Ludvigsen mit Blick auf die neue Ausstellung. Durch die lange Schließung seien im Vorfeld mehr Reinigungsarbeiten als üblich angefallen. 

Es ist nicht nur seit langer Zeit die erste Ausstellung in der Museumsfiliale, in der die Tonderner Spitzen den Schwerpunkt bilden, sondern auch Anne Marie Ludvigsens erste Ausstellung überhaupt in dem Giebelhaus. 

Vorgängerin packte mit an

Bei der Gestaltung der Schau „Die schönen Dinge der Bauern“ hat sie Unterstützung von ihrer früheren Kollegin Elsemarie Dam Jensen, bekommen. Dam Jensen, die sich mittlerweile im Ruhestand befindet, hat früher die Ausstellungen in Dröhses Haus konzipiert. 

„Wir wollten uns gerne mit etwas Neuem versuchen, daher gibt es hier unten keine Ausstellung mit geklöppelten Spitzen. Die Ausstellung im ersten Stock mit Spitzen ist aber nach wie vor da und auch im Hauptmuseum am Wegner Platz haben wir Klöppeleien“, sagt Anne Marie Ludvigsen. 

Neue Verbrauchsmuster

Die Schau „Die schönen Dinge der Bauern“ trägt den Untertitel „Konsum und Volkskunst 1700 – 1850“. 

„In dieser Periode stieg der Wohlstand in der Stadt und auf dem Land. Das spiegelte sich dadurch wider, dass die Leute mehr Geld gebraucht haben. Die Landbevölkerung stellte selbst Dinge her und kaufte in örtlichen Werkstätten. Beide Sachen zeichneten sich durch hohe Qualität aus“, erzählt Ludvigsen beim Gang durch die Ausstellung.

In der einen Vitrine residieren verzierte Spanschachteln. Foto: Monika Thomsen

Der städtische und der ländliche Geschmack 

Die Möbel kommen aus dem Bestand des Museums. Die Marktstadt Tondern hatte damals ein großes ländliches Einzugsgebiet. 

„Die Bürgerschaft bevorzugte furnierte Möbel, während die Landbewohner es farbenfroher mochten. Sie hielten länger an diesem Stil fest, obgleich es in der Stadt aus der Mode war“, so die Museumsinspektorin. 

„Auf dem Lande saß man in der dunklen Jahreszeit abends zusammen, hat sich unterhalten, Handarbeiten gemacht und vielleicht Sachen geschnitzt“, erzählt sie. In der Ausstellung gibt es auch Beispiele mit avancierter Schnitztechnik. 

Liebesgaben von Hand gefertigt

„Obgleich es Gebrauchsgegenstände waren, herrschte die Haltung vor, dass sie gerne schön aussehen durften“, sagt Anne Marie Ludvigsen. Zu sehen sind viele selbst gemachte Geschenke, die Männer ihren Angebeteten gemacht haben.

 „Von den Frauen haben wir nicht so viele Geschenke. Das hängt damit zusammen, dass sie zum Beispiel Geschenke aus Textilien genäht haben, und die halten nicht so lange“, so die Museumsinspektorin. 

Exotische Mitbringsel

In den Vitrinen gibt es auch Gegenstände aus anderen europäischen Ländern und den Kolonien. Seeleute brachten Waren aus dem Osten und dem Nordatlantik nach Hause. Dazu gehörten auch exotische Objekte wie geschnitzte Knochenarbeiten aus Narwal-Stoßzähnen. 

Auch Tafelsilber gehörte in die wohlbetuchten Häuser. Die Bauern mochten es gerne, wenn die Löffel mit geschliffenem, farbigen Glasstücken verziert waren. 

„Die hübschen Spanschachteln stammen aus Thüringen und sind durch Händler auf Märkten nach Tondern gekommen. In ihnen wurden vorzugsweise Hüte aufbewahrt“, erzählt Anne Marie Ludvigsen.

Ein ganzer Schrank voller Liebesgaben, die von Hand gemacht wurden. Foto: Dröhses Haus

Morgen geht es los

Die Zeitreise ins Landleben des 18. Jahrhunderts kann am Freitag, 22. März, ab 16 Uhr, in Dröhses Haus angetreten werden, wenn die Ausstellung anno 2024 eröffnet wird. Die Museumsfiliale ist an dem Tag ab 11 Uhr geöffnet

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