Corona-Folgen

Jeder fünfter Betrieb bezweifelt, weiter machen zu können

Jeder fünfter Betrieb bezweifelt, weiter machen zu können

Jeder fünfter Betrieb bezweifelt, weiter machen zu können

Tondern/Tønder
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Der Wirtschaftsrat fühlte den Betrieben auf den Zahn. Foto: Wirtschaftsrat

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Die Corona-Krise hat besonders den Einzelhandel, den Tourismus und die kleinen Betriebe getroffen, zeigt eine Befragung, die der Wirtschaftsrat der Kommune Tondern im Februar durchgeführt hat. Aber es gibt auch Firmen mit wachsenden Umsätzen.

„Es besteht gar kein Zweifel, dass die Pandemie besonders dem Einzelhandel und dem Fremdenverkehr zugesetzt hat. Es ist gut für Geschäfte, dass sie am 1. März wieder öffnen durften. Für den Einzelhandel sind die Monate Januar und Februar nie das ganze große Geschäft. Und viele haben Erfahrungen mit dem Internethandel gemacht. Ich wusste vor der Krise nicht, was Click und Collect bedeutet, das weiß ich jetzt und es ist super einfach", erklärt der Direktor des Tonderner Wirtschaftsrats, Peter Engel-Andreasen.

Der Tourismus hat eine Chance, da viele Dänen im eigenen Land Urlaub machen (Archiv). Foto: Karin Riggelsen

„Für den Tourismus sehe ich trotz der Restriktionen dennoch Chancen, denn es ist ja bekannt, dass deutsche Urlauber kaum so viel Geld während ihrer Ferien ausgeben wie die Dänen. Was wir also auf der einen Seite verlieren, können wir auf der anderen gewinnen“, meint Engel-Andreasen.

Eine im Februar vorgenommene Befragung bei kleinen, mittelständischen und großen Betrieben, Neugründern und selbstständigen Unternehmern in der Kommune Tondern hat gezeigt, dass jeder fünfter Betrieb nicht weiß, ob er die Corona-Krise überleben wird oder von einer endgültigen Schließung bedroht ist. Andere Firmen verzeichnen wiederum Umsatzsteigerungen. Die allermeisten glauben aber, dass sie die Krise überstehen werden.

Sie holen erst einmal tief Luft und warten die Entwicklung ab. Mich überrascht das Ergebnis nicht. Wir haben eine gute Mischung aus kleinen und großen Betrieben, Handwerk und viel Landwirtschaft. Wir haben auch nicht große Hotels, die aufgrund der fortwährenden Schließung erhebliche Einbußen haben.

Peter Engel-Andreasen, Direktor des Tonderner Wirtschaftsrats

„Sie holen erst einmal tief Luft und warten die Entwicklung ab", so Peter Engel-Andreasen weiter. „Wir haben eine gute Mischung aus kleinen und großen Betrieben, Handwerk und viel Landwirtschaft. Wir haben auch nicht große Hotels, die aufgrund der fortwährenden Schließung erhebliche Einbußen haben.“

15 Prozent nahmen teil

1.283 Betriebe wurden im vergangenen Jahr zu ihren Corona-Erfahrungen und ihren Prognosen befragt. 196 antworteten, was einer Quote von 15 Prozent entspricht. „Das ist ein wirklich gutes Ergebnis“, freut sich der Wirtschaftsdirektor über die Beteiligung. Die Ergebnisse hätten ihn nicht überrascht.

Besonders viele Unternehmen (entspricht 84 Prozent) , die nur 1-5 Mitarbeiter haben, haben die Fragen des Wirtschaftsrats beantwortet. „Und ich bin froh, dass sie Hilfe annehmen wollen", freut sich der Wirtschaftschef. 

34 Prozehnt: Covid-19 keine Auswirkungen

80 Prozent antworteten gar nicht, 5 Prozent lehnten eine Teilnahme ab. Von den Firmen mit mehr als 50 Angestellten antwortete nur ein Prozent. 40 Prozent der Befragten meinen, dass die Krise ihren Betrieb nur wenig beeinflusst habe und dass sie vermutlich gut durch die Zeit kommen. Als einen harten Schlag bezeichnen 14 Prozent ihre Situation, während 34 Prozent meinen, dass Covid-19 überhaupt keine Auswirkungen gehabt habe. Drei Prozent müssen das Handtuch werfen, 2 Prozent fürchten um ihre Existenz. Wiederum 8 Prozent meinen, dass sie sogar besser aufgestellt sind als vor der Krise und Wachstum verzeichnen.

Welche Erwartungen haben die Unternehmen für ihre Zukunft? Foto: Tabelle des Wirtschaftsrats

 24 Prozent werden sich darum bemühen sich, ihre Rechnungen später bezahlen zu dürfen. 20 Prozent rechnen damit, Zuschüsse vom staatlichen Hilfspaket zu beantragen.

Hilfe zur Selbsthilfe

In Bezug auf Gegeninitiativen, um das Ausmaß der coronabedingten Verluste einzudämmen, haben sich 19 Prozent für eine geänderte Verkaufsstrategie entschieden, 17 Prozent wählten, vorübergehend den Laden dicht zu machen, 9 Prozent schickten die Mitarbeiter ins Homeoffice. In diesem Zusammenhang sehen 26 Prozent einen Bedarf, besser für die virtuelle Zukunft gerüstet zu sein.

Fast genauso viele sehen ein, dass sie sich verbessern müssten, neue Märkte und Kunden zu erschließen. 36 Prozent hatten keinerlei der genannten Maßnahmen gewählt, 19 Prozent erlebten – wie erwähnt – keine negativen Auswirkungen. Zehn Prozent benötigen eine Kapitalzuführung. 11 Prozent wünschen sich Hilfe bei der Digitalisierung, fünf Prozent für nachhaltige Maßnahmen. Ganze 87 Prozent konnten keines der genannten Hilfsangebote gebrauchen.

Peter Engel-Andreasen, Direktor des Wirtschaftsrates der Kommune Tondern Foto: Wirtschaftsrat

41 Prozent wollen sich von eigenen Beratern informieren lassen. Zehn Prozent wollen die Corona-Hotline in Anspruch nehmen, 15 Prozent suchen Hilfe bei ihren Fachorganisationen, 6  Prozent wollen sich an den Wirtschaftsrat beziehungsweise an das Erhvervshus Sydjylland in Woyens/Vojens  wenden.

Hilfe für Auftritt im Web und sozialen Medien

Sie wünschen sich Hilfe bei der Digitalisierung, bei der Einbeziehung der sozialen Medien als Werbeplattform, Finanzsteuerung, Export und Beziehungen nach und mit Deutschland.  „Einige erklärten, dass sie zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht abschätzen könnten, welche Art der Hilfe sie benötigen, da sie das ganze Ausmaß der Pandemie noch nicht übersehen können. Sie schlossen nicht aus, auf Hilfsangebote zurückzukommen“, berichtet Peter Engel-Andreasen abschließend.

 

 

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