Tønder Bank

Geschädigte sind nach fast elf Jahren Kampfzeit am Ziel

Geschädigte sind nach fast elf Jahren Kampfzeit am Ziel

Geschädigte sind nach fast elf Jahren Kampfzeit am Ziel

Tondern/Tønder
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Lob und Applaus gab es für den Vorstand von „Tønder Investor 2009“, der nicht lockergelassen hat. Foto: Monika Thomsen

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Im Endeffekt springen für die Gläubigerinnen und Gläubiger 6,2 Millionen Kronen heraus. Das sind 26,2 Prozent ihrer ursprünglichen Forderungen. Die Weichen für die Vereinsauflösung wurden auf der außerordentlichen Generalversammlung gestellt.

„Jetzt können wir endlich das Ende des fast elf Jahre dauernden Kampfes sehen. Es wurde glücklicherweise kein 30-jähriger Krieg. Es wurde aber ein langer und zäher Kampf“, sagte der Vorsitzende des Vereins von „Tønder Investor 2009“, Bjarne Laugesen.

Der Zusammenschluss der geschädigten Anlegerinnen und Anleger der am 2. November 2012 gestrandeten Tønder Bank, führte am Donnerstagabend eine außerordentliche Generalversammlung im Hotel Tønderhus durch.

Dort fanden früher die Generalversammlungen der Tønder Bank statt, bevor auf die Tondernhalle ausgewichen wurde.
 

Der Vorsitzende Bjarne Laugesen hielt seinen letzten Bericht. Foto: Monika Thomsen

Ein Tagesordnungspunkt am Donnerstagabend war die Vereinsauflösung. Unter den 70 Teilnehmenden gab es 53 Stimmberechtigte.

Etwa 17 Mitglieder des Vereins seien inzwischen gestorben, so Laugesen. Er würdigte auch den Einsatz seines Vorgängers und Mitbegründer des Vereins, Palle Christiansen, der 2016 verstarb.

Kein vergeblicher Kampf

Der Kampf sei nicht vergeblich gewesen, sagte er mit Blick auf den Vorschlag, der den Gläubigerinnen und Gläubigern 26,23 Prozent der ursprünglichen Verluste bringt.

„Das ist ein absolut akzeptables Ergebnis. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund des Konkurses der Bank.“

Etwa 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nahmen an dem Treffen teil. Foto: Monika Thomsen

„Wir hätten gerne einen höheren Betrag gesehen. Das war aber bei den gegebenen Umständen nicht möglich. Der Kurator hat all die Jahre gegen uns gearbeitet. Hätten wir 47 Einzelverfahren vor Gericht angestrengt, hätte der Prozess sich noch weiter in die Länge gezogen, und die Kasse der Konkursmasse wäre leer gewesen“, so der Vorsitzende.

Er erwähnte in diesem Zusammenhang die „himmelhohe und unangemessene“ Honorarforderung des Vermögensverwalters in Höhe von 31,5 Millionen Kronen.

Das Gericht in Sonderburg (Sønderborg) hatte im Juli diese Forderung bestätigt und dem Einspruch des Vereins nicht stattgegeben.

Geschenke überreichte Bjarne Laugesen den Vorstandsmitgliedern. Foto: Monika Thomsen

Auszahlungen gehen bald los

Vorstandsmitglied Niels Mengel wies darauf hin, dass durch den Kompromiss mit der Hamburg Commercial Bank 6.231.550 Kronen für die Vereinsmitglieder zur Verfügung stehen. „Das ist nicht schlecht. Wenn ihr der Vorlage zustimmt, fangen die Auszahlungen kommende Woche an“, sagte Mengel.

Die deutsche Bank hatte seinerzeit der Tønder Bank einen Kredit in Höhe von 138 Millionen Kronen gewährt.

„Es ist ziemlich einzigartig. Nicht viele Bankgeschichten sind mit einem positiven Ergebnis geendet“, so Vorstandsmitglied Niels Mengel. Er war in früheren Jahren Vorsitzender von „Dansk Aktionærforening“.

Auch für Vorstandsmitglied Anneliese Bucka hatte Laugesen ein Büchlein dabei. Links Vorstandsmitglied Niels Mengel Foto: Monika Thomsen

Für die super Arbeit des ehrenamtlichen Vorstandes gab es mehrfach Lob aus der Versammlung.

„Ich bin von ihrem Einsatz beeindruckt. Es ist fantastisch, dass sie es gemacht haben. Bei vielen von uns handelt es sich vielleicht um kleine Beträge, während andere wenige vielleicht alles verloren haben. Es ist traurig für diejenigen, die wirklich in einer Klemme stecken“, sagte Peter Jensen aus Tondern dem „Nordschleswiger“.

Er habe eigentlich nicht damit gerechnet, dass bei den langjährigen Bemühungen des Vorstandes etwas herausspringen würde.

 „Lieber etwas Geld als gar nichts“, war in der Runde mehrfach zu hören.

Die Brüder Hermann (l.) und Hans Thomas Lorenzen aus Tondern und Apenrade (Aabenraa) Foto: Monika Thomsen

„Warum ist der Revision nichts aufgefallen?“

Mit von der Partie war Hermann Lorenzen aus Tondern (früher Lundsgaard bei Osterhoist).

„Ich habe mich damals gewundert, warum die Revision es nicht schon viel früher bemerkt hat, wie schlecht es um die Bank bestellt war, und den Aufsichtsrat informiert hat. Wenn der Revisor, der in diesem Zusammenhang der Experte ist, es nicht sieht, dann können die meisten im Aufsichtsrat es vielleicht auch nicht ahnen, dass es so schlimm ist“, so Hermann Lorenzen.

„Ich bin stolz auf diejenigen, die die Arbeit gemacht haben. Sonst hätten wir nicht so viel erreicht“, so Hermann Lorenzen, dessen verstorbener Vater Peter vor vielen Jahren Vorsitzender der Bank gewesen ist.

Zusammenhalt im Verein

Der frühere Landwirt erwähnt es auch als positiv, dass die Vereinsmitglieder seinerzeit, als es erforderlich war, 3 Prozent ihrer Forderungen in die Vereinskasse zahlten. 151 Mitglieder kamen damals für knapp 750.000 Kronen auf.

„Ich habe auch zwischendurch immer wieder an diejenigen gedacht, die alles verloren haben. Sie haben vielleicht das Geld investiert, um später ein neues Dach finanzieren zu können und haben dann ihr hart Erspartes verloren. Da hat die Bank wirklich ihre Kundinnen und Kunden im Stich gelassen“, so der 71-Jährige.

Er hatte sich seinerzeit nicht vorgestellt, dass es sich dermaßen in die Länge ziehen würde.

An den Tischen wurde der Blick an diesem Abend das eine ums andere Mal knapp elf Jahre zur Zeit des Konkurses zurückgeworfen.

Geschichtlicher Abriss

Noch länger zurück ging Bjarne Laugesen, der einen aufschlussreichen geschichtlichen Abriss vorbereitet hatte. Angefangen mit dem Gründungstreffen für die Tondern Bank GmbH mit 200.000 Mark Kapital im Mai 1913.

Die Teilnehmenden stimmten der Auflösung des Vereins zu. Der letzte Schritt folgt bei einem Termin am 6. Oktober in Kolding.  

Die Entwicklung

  • 2. November 2012: Die Tønder Bank geht kurz vor ihrem 100-jährigen Bestehen in Konkurs, das Eigenkapital ist futsch. Die staatliche Finanzbehörde hatte die Bank bei einem Kontrollbesuch gezwungen, als Folge von deftigen Verlustgeschäften, Abschreibungen in Höhe von 300 Millionen Kronen vorzunehmen. Ihr Eingreifen wurde vom Aufsichtsrat und dem Bankdirektor als eigentlicher Grund für die Pleite genannt. Schließlich kenne man seine Kunden besser als die Behörde.
    Die Sydbank übernimmt das Geldinstitut und die Kunden für 118 Millionen Kronen. Deren Spareinlagen werden damit zumindest gerettet. Das gilt nicht für Aktien und die Wertpapiere, die in hybrides Kernkapital angelegt worden waren. 9.300 Aktionärinnen und Aktionäre verlieren ihr Geld. Die Aktionäre haben einen Rechtsstreit aufgegeben.
  • Die Kundinnen und Kunden, die 2009 in hybrides Kapital (Zertifikate mit Kapitalgarantie) investiert hatten, schließen sich zum Verein Foreningen Tønderinvestor 2009 zusammen, um eine Entschädigung vor Gericht zu erstreiten. Die Kunden, die 2012 – also im Jahr der Pleite – ebenfalls ihr Geld in Hybrid-Kapital gesteckt hatten, wurden von der Sydbank entschädigt. 
  • Der erste Vorsitzende des Vereins war Palle Christiansen. Nach seinem Tod übernahm Bjarne Laugesen den Vorsitz des Zusammenschlusses.
  • Drei Jahre vor dem Konkurs hatten 308 Kundinnen und Kunden 38 Millionen Kronen in hybrides Kapital investiert. Davon einigten sich 147 Anteilseigner, die Forderungen in Höhe von zusammen fast 25 Millionen Kronen vor Gericht zu erstreiten. Sie meinen, von der Bank bei ihrer Investition hinters Licht geführt worden zu sein, da das Geldinstitut schon vor 2009 in Schwierigkeiten gesteckt hat, so ihr Argument.
  • Der Kurator, Kammeradvokat Boris Frederiksen, lehnt ihre Forderungen ab und weigert sich, Unterlagen mit Transaktionen öffentlich vorzulegen, die zum Fall der Tønder Bank führen. In zwei Instanzen erreicht der Verein, dass das Material vorgelegt werden muss.
  • Der Kurator bezweifelt, ob diese Kundschaft überhaupt entschädigungsberechtigt ist.
  • Frederiksen fordert eine Wiedergutmachung in Höhe von 179 Millionen Kronen von Bankdirektor Mogens Mortensen, dem Aufsichtsrat der Bank und dem Revisor. Zu einem Prozess kommt es nie, da ein Vergleich mit dem Kurator ausgehandelt wird. Die Versicherung des Aufsichtsrats zahlt 40 Millionen Kronen in die Konkursmasse ein. Der Vergleich ist mit der Einhaltung der Schweigepflicht verknüpft.

Die Gerichtsverfahren
2015:
Bankdirektor Mogens Mortensen wird zu einer Geldstrafe in Höhe von 25.000 Kronen verurteilt. Das Gericht sieht es als erwiesen an, dass er grob fahrlässig gehandelt hat. Ihm wird vorgeworfen, die brisante finanzielle Situation der Bank verschleiert zu haben, auch zu einem Zeitpunkt, als noch Investoren Geld in das Unternehmen steckten.
2016: Dem Revisor der Tønder Bank, Carsten Petersen aus Hadersleben (Haderslev), wird vom standesrechtlichen Gremium der dänischen Revisoren ein Bußgeld in Höhe von 200.000 Kronen auferlegt, da er bei der Revision zu unkritisch vorgegangen sein soll.
2020: Der Anlegerkreis Foreningen Tønderinvestor 2009 gewinnt in zwei Instanzen einen Sieg gegen den Nachlassverwalter, der bis Ende Januar 2021 sämtliche Papiere vorlegen muss, aus denen hervorgeht, warum es 2012 zum Zusammenbruch der Bank gekommen ist.
2022: März: Der Prozess des Anleger-Kreises ist für den 12., 13., 26. und 29. September sowie den 3. und 4. Oktober anberaumt.
2022: September: Der Prozess ist auf Wunsch des Anlegerkreises, der einen Vergleich anstrebt, vertagt worden.
2022: 20. September: Der Anlegerkreis, der mit der Hamburg Commercial Bank einen Kompromiss eingehen will, beschließt, dass der Gerichtsprozess abgesagt werden soll.
2023: 7.Juli:Das Gericht in Sonderburg unterstützt die Gehaltsforderungen des Vermögensverwalters Boris Frederiksen in Höhe von 31,5 Millionen Kronen.

 

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Gudrun Struve
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