Natur und Umwelt

Gegner der Testwindräder verlieren zunächst eine politische Verbündete

Gegner der Testwindräder verlieren ihre Verbündete

Gegner der Testwindräder verlieren ihre Verbündete

Ballum
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Pernille Vermund (vorne, 2. v. l. ) war dabei, als sich eine Delegation des Folketings auf Initiative von Stadtratsmitglied Allan Svendsen (Neue Bürgerliche) im November auf eine Busfahrt entlang der Westküste begab (Archivfoto). Foto: Brigitta Lassen

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Pernille Vermund, früher Neue Bürgerliche, wechselt das Lager zur Liberalen Allianz. Ihre neue Partei trägt die Vergleiche in Bezug auf erneuerbare Energien mit. SF-Folketingsmitglied Karina Lorentzen Dehnhardt will sich Ballum Enge und den Nationalpark genauer anschauen.

Mit dem Parteiwechsel von Pernille Vermund von den Neuen Bürgerlichen zu der Liberalen Allianz verliert die Westküste zunächst eine wichtige Verbündete, wenn es darum geht, die geplanten Testwindräder in Ballum Enge zu verhindern. Ob auch künftig in ihrer politischen Arbeit im Folketing auf sie gebaut werden kann, wird sich zeigen. Denn die Liberale Allianz war Teil der Folketingsmehrheit, die sich für den Bau eines neuen Testzentrums ausgesprochen hatte. Die Neuen Bürgerlichen lehnten es ab.

Sie wird vermutlich aber doch mit ihrem neuen Parteikollegen, dem ebenfalls wie sie im Wahlkreis Süddänemark gewählten Henrik Dahl aus Ripen (Ribe),  versuchen, die restlichen Fraktionsmitglieder der Liberalen davon zu überzeugen, dass ein Standort für das Testzentrum nahe dem Wattenmeer eine ganz schlechte Idee ist. Dahl hatte dies schon bei der Westküstentour für Folketingsmitglieder im November 2023 zum Ausdruck gebracht.

SF-Alternative taugt nicht

Seitens des Stadtratsmitglieds Bjarne Lund Henneberg von der Sozialistischen Volkspartei (SF) wird jetzt auf Unterstützung aus dem Landesparlament gehofft. Er holt seine Parteikollegin Karina Lorentzen Dehnhardt an die Westküste und zeigt ihr den Standort für die bis zu 450 Meter hohen Windkraftanlagen. Er will ihr auch zeigen, wie wichtig es ist, auf den Nationalpark Wattenmeer gut aufzupassen.

Deswegen hatte Henneberg, der geschlossen mit dem Tonderner Stadtrat gegen ein Testzentrum für Windkraft in unmittelbarer Nachbarschaft zum Nationalpark und Weltnaturerbe Wattenmeer gestimmt hat, auch eine Alternative für den Standort Ballum Enge vorgeschlagen. Denn der Nationalpark sei ein großer Teil der Westküsten-DNA. Er habe versucht, konstruktiv zu sein und hatte als Alternative landeinwärts einen Standort östlich der A11 vorgeschlagen.

„Wir unterstützen die grüne Wende und haben gute Ideen, wo die Bürgerinnen und Bürger Einfluss nehmen können. Das Wattenmeer und die Natur bedeuten aber viel für uns“, so das SF-Stadtratsmitglied.

Windgeschwindigkeit und -richtung wichtig

Die A11-Platzierung eignete sich nicht, da dort wesentlich mehr Häuser enteignet werden müssten. Damit würden auch weit mehr Bürgerinnen und Bürger als in Ballum Enge betroffen. Neben dem Einziehen der Grundstücke würde Gewicht auf die Windgeschwindigkeit, die Windrichtung und die Flächengröße gelegt, so Karina Lorentzen Dehnhardt.

„Ich höre mir an, was an der Westküste gesagt wird. Als lokales Folketingsmitglied bekümmert es mich, dass das einzigartige Wattenmeer auf dem Spiel steht. Daher will ich nicht verhehlen, dass ich mir einen anderen Standort als einen der größten Naturaktivposten wünsche. Das werde ich natürlich auch im Folketing einbringen, wo ich versuchen werde, den Prozess zu beeinflussen.“

Sieben Parteien einig

Sieben Parteien des Folketings hatten sich im Sommer 2022 darauf geeinigt, für die Industrie bessere Rahmenbedingungen für das Testen von Prototypen zu schaffen, was unter anderem durch den Bau eines dritten Testzentrums für gigantische Modelle ermöglicht werden sollte. Die Sozialdemokraten, Venstre, Dänische Volkspartei, Radikale Venstre, die Sozialistische Volkspartei, die Konservativen und die Liberale Allianz bildeten damals wie nach der Folketingswahl eine Mehrheit.

In Østerild in der Kommune Thisted und Høvsøre in der Kommune Lemvig liegen bereits Testzentren. Dass jetzt ein weiteres geplant wird, liegt am Ziel der Regierung, die gewonnene Menge an Windenergie bis zum Jahr 2050 zu verzehnfachen. Dies verfolgt Dänemark zusammen mit den Regierungen von Deutschland, Belgien und den Niederlanden, die alle einen Wattenmeer-Bereich haben. Daher sollen bis 2030 Hunderte Windräder an der Nordsee und an der Ostsee gebaut werden. Im Standort-Finale sind Østerild und Ballum Enge übrig geblieben.

Sieben Parteien (Sozialdemokraten, Venstre, die Moderaten, die Sozialistische Volkspartei, die Radikale Venstre, die Konservativen und die Liberale Allianz) forderten im vergangenen Jahr höhere Entschädigungen für die Betroffenen, desto größer die Windräder sind.

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