Coronavirus

Familie aus Tondern in Quarantäne – Vater ausquartiert

Familie aus Tondern in Quarantäne – Vater ausquartiert

Familie aus Tondern in Quarantäne – Vater ausquartiert

Tondern/Tønder
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Lene Andresen und ihre drei Söhne verbrachten trotz der Umstände einen schönen Skiurlaub. Foto: privat

Am 28. Februar fuhren Lene Andresen aus Tondern und ihre drei Söhne in den Skiurlaub nach Norditalien. Zu diesem Zeitpunkt war die Lombardei noch keine Coronavirus-Zone. Jetzt sitzen die vier Skiurlauber freiwillig in 14-tägiger Quarantäne.

Mit großer Energie hat sich Lene Andresen auf eine sinnvolle Weise des Zeitvertreibs nach ihrem Skiurlaub gemacht. Sie und ihre drei erwachsenen Söhne kehrten am vergangenen Sonntag nach einer Woche Skiferien in der Lombardei/Italien nach Hause zurück. Sie bleiben freiwillig, aber nach Empfehlungen der dänischen Behörden, wegen einer möglichen  Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus für die nächsten zwei Wochen zu Hause.

Zeit für lang geplante Projekte

Lene Andresen will die Zeit für die Erledigung lange geplanter Projekte zu nutzen, für die ihre Arbeit als Geschäftsführerin bei „Imerco“ keine Zeit lässt. So wurden am Montag Schränke und Schubladen aufgeräumt, am Dienstag soll das Badezimmer der Familie gestrichen werden. „Und unsere Stube ist als nächste dran“, erzählt die dreifache Mutter.

 

Lene und Jesper sind noch guter Dinge. Foto: Lene Andresen

Sie und ihr jüngster Sohn Jesper (21 Jahre) verbringen die Quarantäne gemeinsam in den eigenen vier Wänden in der Wohnung in der Großen Straße. Die beiden Älteren, Jacob (24 Jahre) und Jonas (26 Jahre) entschieden sich dazu, die Auszeit in ihren Wohnungen in Sonderburg beziehungsweise Tondern zu verbringen. Sie haben jetzt viel Zeit, ungestört Computer zu spielen, ohne dass ihnen jemand reinredet. Versorgt werden sie unter anderem von Freunden, die ihnen Lebensmittel vor die Tür stellen. Aber auch ihr kleiner Bruder verbringt viel Zeit am Computer und mit seiner Musik. Sie soll auch genutzt werden, eine CD einzuspielen. Und er geht seiner Mutter bei der Arbeit zur Hand.

„Wir haben uns für die Quarantäne entschieden, da wir täglich Umgang mit vielen Menschen haben. Wir wollen keinen anstecken.

Lene Andresen, Tondern

„Wir haben uns für die Quarantäne entschieden, da wir täglich Umgang mit vielen Menschen haben. Wir wollen keinen anstecken. Mein größter Schreck ist, wenn wir selbst krank werden. Dann wird die Quarantänezeit noch länger“, erzählt Lene Andresen.

Ehemann und Vater zog aus

Während die vier Familienmitglieder in Quarantäne sitzen, musste Vater Dirk ausziehen und wohnt jetzt im Haus seiner verstorbenen Mutter. Er versorgt die Familie. So stellt er nicht nur Essen vor der Haustür ab, sondern auch die von seiner Frau bestellte Farbe. Einzige Möglichkeit der Kontaktaufnahme ist das Handy, der Computer und ein Zuwinken durch die geschlossenen Fenster. Doch auch er geht als Anzeigenleiter des „Nordschleswigers“ nicht zur Arbeit. Er wurde gebeten, sicherheitshalber zu Hause zu bleiben und von dort aus zu arbeiten. 

Strategisch geplante Heimreise

Die Heimkunft seiner Familie wurde von ihm strategisch geplant. Er und ein Freund fuhren mit zwei Autos nach Pattburg, wo die Reisenden bei ihrer Rückkehr abgesetzt wurden. Der Schlüssel für den zweiten Wagen wurde auf die Kühlerhaube gelegt. Die beiden fuhren in einem Auto zurück nach Tondern. Lene Andresen nahm das andere und fuhr ihre Söhne nach Hause. 

„Wir hatten natürlich unsere Bedenken, in die Ferien zu fahren, auf die wir uns alle vier wahnsinnig gefreut hatten, während Dirk in der Woche eine Volkshochschule auf Falster besuchte. Zum Zeitpunkt unserer Abreise war die Lombardei noch keine Coronavirus-Zone. Daher fuhren wir los. Die Reisegesellschaft teilte auch nicht mit, dass die Reise abgesagt bzw. verschoben würde. Auch die dänischen Behörden hatten zu diesem Zeitpunkt nicht vor Reisen nach Norditalien abgeraten. Wir wählten, die empfohlenen Verhaltensregeln zu befolgen. Oft und gründlich Händewaschen. Desinfektionsmittel hatte ich von zuhause mitgebracht“, erzählt Lene Andresen weiter.

Keine Informationen

„Im 2.500 Meter hoch liegenden Skigebiet wurde nicht vor dem Coronavirus gewarnt. Wir erhielten keine Informationen.  Im italienischen Fernsehen sahen wir die Berichte, verstanden haben wir aber nichts“, lacht Lene Andresen. Als die dänische Regierung aber Anfang der vergangenen Woche von unnötigen Reisen nach unter anderem Norditalien abriet, veränderte sich die Situation. Am 3. März bekam die Familie per Mail den Bescheid, die Koffer zu packen und sich auf eine frühzeitige Abreise vorzubereiten. Keiner der 50 Mitfahrenden aus Dänemark wählte diesen Schritt, denn die frühere Heimfahrt war mit viel Unsicherheit behaftet. Alle blieben in Passo Tonale.

Lene Andresen erkundigte sich bei der Reisegesellschaft über die Heimreise und die Möglichkeit, während der 18-stündigen Fahrt morgens zu frühstücken. Eine konkrete Antwort gab es nicht. Also wurde in öffentlichen Toiletten die nächtliche Pinkelpause eingelegt. Das Frühstück wurde im Restaurant auf einem anderen Rastplatz eingenommen. „Eine etwas merkwürdige Situation, wenn man zu Hause in Quarantäne geht“, beschreibt die Tonderanerin.

 

Das Badezimmer der Familie wurde am Dienstag gemalt. Foto: Lene Andresen

Lieber zu Hause als im Hotelzimmer

Ein Vorteil sei, dass die 14 Tage in den eigenen vier Wänden verbracht werden können. Viel schlimmer wäre es gewesen, in einem Hotelzimmer zu hocken oder gar nicht ausreisen zu dürfen. Sie nimmt die Situation seriös, hat ihre gute Laune aber nicht verloren. „Jesper und ich können uns über Netflix ja auch Serien anschauen, wozu man bei einem stressigen Arbeitsalltag keine Zeit hat“.

 

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