Archäologie

Ausgrabungsteam hält die Geschichte der Burg Brink in den Händen

Ausgrabungsteam hält die Geschichte der Burg Brink in den Händen

Ausgrabungsteam hält die Geschichte der Burg in den Händen

Ballum
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Bei der Ausgrabung in Ballum Osterende sind viele spannende Fundstücke aufgetaucht. Foto: Monika Thomsen

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Auf dem früheren Standort einer der größten dänischen Burgen aus dem Mittelalter gestaltet sich die „Schatzsuche“ sehr erfolgreich. Die Archäologiestudierenden hoffen, dass am Sonnabend, 3. Juni, viele mit ihnen in die Vergangenheit eintauchen wollen.

Es ist total spannend, die Finger in der Erde zu haben und toll, dass ich daran mitwirken kann, die Geschichte neu zu schreiben“, sagt Sanne Yding Feddersen.

Sie ist eine von 13 Archäologiestudierenden, die sich grabend und schabend Stück um Stück der Vergangenheit der mittelalterlichen Burg Brink in Ballum Osterende nähern.

Die seit Jahrhunderten zerstörte Burg gehörte vor der Reformation dem Bischof in Ripen (Ribe).

Die Burg war 430 Jahre verschwunden

Das im Kielwasser der Reformation 1562 abgerissene Bauwerk wurde 1992 vom Museum Sønderjylland wiederentdeckt, und seither fanden dort mehrfach archäologische Ausgrabungen statt.

Aktuell führt die Universität in Aarhus zusammen mit dem nordschleswigschen Museumsverband Museum Sønderjylland eine Ausgrabung auch mit norwegischer Beteiligung durch.

Die Studierenden sind noch bis zum 9. Juni in Ballum. Foto: Monika Thomsen

Ein großes Machtzentrum

„Das ist ein Riesending gewesen“, sagt Mittelalter- und Neuzeitarchäologe Rainer Atzbach mit Blick auf die Ausmaße der Festung, die mit Fluchtstäben markiert ist. Er ist Lektor an der Universität in Aarhus und berät die Studierenden bei der Ausgrabung. Sie arbeiten in kleinen Gruppen, und jede und jeder ist für vier Tage Chefin oder Chef.

Atzbach berichtet, dass ein Rechenschaftsbericht aus den Jahren 1388 und 1389 einen detaillierten Aufschluss über das Burgleben gibt.

„Das ist selten in der dänischen Geschichte. Daraus geht genau hervor, wie viele Menschen dort lebten und was sie gegessen haben“, sagt Rainer Atzbach. Sanne und er berichten, dass dort auf einer der größten dänischen Burgen 17 bis 20 Menschen gelebt haben.

Die Ausgrabung findet auf den Ländereien des Brink Møllegård statt. Foto: Monika Thomsen

So lebte der Bischof

Während der vergangenen Jahre wurde auf verschiedenen Stellen des 2,5 Hektar großen Geländes der früheren Burg gegraben.

„Bei dieser Ausgrabung hat es sich bestätigt, dass sie älter ist als zunächst angenommen. Wir haben auf das Haus des Bischofs gezoomt. Es handelt sich um einen hochmodernen Ziegelsteinbau“, erläutert Atzbach.

Seit dem 13. Jahrhundert

„Hier wurden Pferde gezüchtet und später Ochsen. Die Burg Brink gehört zu Dänemarks größten Burgen mit einem doppelten Wallgraben“, so der Archäologe. Sie kann mit dem Schloss in Nyborg auf Fünen (Fyn) oder dem Schloss in Kopenhagen (København) auf Seeland verglichen werden.

Neuere Funde von Keramikscherben deuten jedoch darauf hin, dass es die Festung bereits im 13. Jahrhundert gegeben hat.

Sanne Yding Feddersen mit der ganz besonderen Porzellanscherbe Foto: Monika Thomsen

Überreste von Luxusporzellan

„Das ist eine spektakuläre Scherbe. Das Nonplusultra und Luxusporzellan aus dem 13. Jahrhundert“, sagt Atzbach mit Blick auf die grün bemalte und dünne, feine Scherbe.

„Das war schon toll, als ich es aus der Erde hervorzog“, sagt Sanne und zeigt die Scherbe, die aus Frankreich oder Italien stammt.

„Jeder Fund fühlt sich wie ein kleiner Lotteriegewinn an. Wir Archäologen lieben Keramik, da es gut erhalten in der Erde bleibt“, sagt die Archäologiestudentin mit einem Lächeln. Es sind auch Scherben von einer Kanne aus Flandern aufgetaucht.

Überhaupt sind dort mit 500 Objekten besonders viele Fundstücke ans Tageslicht geholt worden.

Sanne mit einem Tuffstein, der vor mehreren Jahrhunderten in der Eifel abgebaut worden ist. „Wir hätten gerne mehr gefunden“, erzählt Archäologe Rainer Atzbach. Foto: Monika Thomsen

Friedenvermittelnder Einsatz

Von der Nordseite der Burg wurde der Blick frei auf die Landstraße. „Die geht zurück ins Mittelalter. Eine Aufgabe ist es sicher gewesen, die Straße im südlichen Bereich von Ripen zu kontrollieren“, so Rainer Atzbach. In der Gegenwart kommt das Postauto dort vorbei.

Die älteste indirekte Erwähnung des Vogts Brink geht zurück auf die 1360er-Jahre als er an einem Friedensschluss zwischen den Rittern der Troiburg (Trøjborg) bei Wiesby (Visby) und dem Kloster Lügum (Løgum) mitgewirkt habe.

„Die Ritter hatten unrechtmäßig bei den Bauern vom Kloster Lügum Steuern kassiert“, berichtet der Wissenschaftler.

Zu den vielen Fundstücken gehört eine Schnalle. Foto: Monika Thomsen

Gründliche Abrissarbeiten

„Es handelte sich ganz klar um die Spitze der Gesellschaft, die hier gelebt hat“, so Rainer Atzbach.

Er und Sanne Yding Feddersen berichten, dass beim Abriss sehr gründlich gearbeitet worden ist. Die Backsteine seien beim Bau von Schloss Schackenborg in Mögeltondern (Møgeltønder) eingesetzt worden, und die Wallgräben wurden zugeschüttet.

Bischof schaute vorbei

Eine Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart wurde auch geschlagen, als Elof Westergaard, Bischof im Stift Ripen, vor einigen Tagen dort vorbeischaute, wo vor mehreren Jahrhunderten sein Vorgänger das Sagen hatte.

Auf dem Gelände der früheren Burg sind sehr viele, unterschiedliche Fundstücke aufgetaucht. Foto: Monika Thomsen

Bis zum 9. Juni wird gebuddelt

„Es ist gut, dass während der vergangenen Jahre hier nichts gebaut worden ist. Es ist aber schlecht, dass durch die Jahrhunderte vieles vom Pflug zerstört wurde“, sagt Rainer Atzbach.

Das Team ist seit dem 15. Mai auf dem Feld unweit der Straße Østerende und dem Brink Møllegården aktiv. Wenn die Studierenden am 9. Juni ihre Zelte abbrechen, ist es voraussichtlich die letzte Ausgrabung bei der Burg Brink.

Die jungen Frauen und Männer, die in der früheren Frauenhochschule in Wiesby ihr Domizil haben, laden am Sonnabend, 3. Juni, von 10 bis 14 Uhr am Straßenzug Østerende 11 (6261 Bredebro) zu einem Tag der offenen Tür ein, wo über das Projekt informiert wird.

„Bei Wunsch kann ich die Führungen auch auf Deutsch machen“, sagt Rainer Atzbach.

 

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