Krieg in der Ukraine

38 geflüchtete Frauen und Kinder nun in friedlichem Umfeld

38 geflüchtete Frauen und Kinder nun in friedlichem Umfeld

38 geflüchtete Frauen und Kinder nun in friedlichem Umfeld

Tondern/Tønder
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Das Aufnahmezentrum in der polnischen Grenzstadt Przemysl Foto: Hans Otto Sørensen

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Die aus Tondern gestartete Abholaktion an der ukrainischen Grenze ist wohlbehalten zurückgekehrt. „Herzzerreißend“, so beschreibt Initiator Hans Otto Sørensen die Schicksale und die ungewisse Zukunft, in die der Krieg die ukrainischen Familien stürzt.

Am Montag vergangener Woche fassten Hans Otto Sørensen und Henrik Ehlers aus der Scherrebeker Gegend den Beschluss, Kinder und Frauen aus der Ukraine in die Kommune Tondern zu holen.

Bei der Aktion für Angehörige von den mehr als 400 ukrainischen Landsleuten in der Westküstenkommune holten sie sich als Mitinitiator Hans Schmidt Lindholm aus Bredebro ins Boot.

20 Frauen und 18 Kinder

Sieben Tage nachdem die Idee für die Hilfsaktion geboren war, kehrten im Laufe von Sonntag, 6. März, fünf Kleinbusse und fünf Pkws mit 38 Frauen und Kindern aus der südpolnischen Grenzstadt Przemysl zurück.

Hinter den Teilnehmenden liegen seit der Abfahrt aus Tondern am Freitagabend nicht nur fast 2.800 gefahrene Kilometer binnen zwei Tagen, sondern ergreifende Erlebnisse, wie aus dem Gespräch mit dem Fahrtenleiter von „Initiativ Tønder Ukraine“, Hans Otto Sørensen, hervorgeht.

Mit gelebter Hilfsbereitschaft nahm der Tross Kurs auf Przemysl etwa 14 Kilometer von der Grenze entfernt.

Sørensens Passagiere während der Abholaktion Foto: Hans Otto Sørensen

„Ein unendlicher Strom von Geflüchteten“

„Die Züge pendeln von Lwiw in der Ukraine zum Bahnhof in Prezmysl. Am Aufnahmezentrum kommen die Busse in einem unendlichen Strom mit Geflüchteten. Wenn ein Bus stoppt, damit die Passagiere aussteigen können, stehen dahinter bereits zwei oder drei weitere Busse“, berichtet Hans Otto Sørensen.

„Es sind dort unfassbar viele Privatleute. Wir haben viele Deutsche, Niederländer, einige Dänen und Belgier und Franzosen getroffen. Es ist aufbauend, die große Hilfsbereitschaft zu erleben“, so Sørensen.

Hans Otto Sørensen berichtet von großer Hilfsbereitschaft an der polnischen Grenze zur Ukraine. Foto: Hans Otto Sørensen

Große Hilfsbereitschaft

Er berichtet, dass er zum Beispiel mit einem Paar aus Malente ins Gespräch gekommen sei.

„Als sie die Bilder aus dem Krieg in der Ukraine im Fernsehen gesehen hatten, hatten sie ihrem Arbeitgeber mitgeteilt, dass sie am Tag danach nicht zur Arbeit kommen würden. Sie mieteten einen Kleinbus mitsamt einem Anhänger und sammelten in Malente bei Geschäften Kleidung und Schuhe ein“, sagt er.

Die Spende brachten sie zu einer ukrainischen Sammelstelle für Spenden in Przemysl. Das Material wird dann in die Ukraine gefahren. Das Paar aus Malente habe Fliehende mit zurückgenommen.

Menschen auf der Flucht Foto: Hans Otto Sørensen

Eine ungewisse Zukunft

„Es ist einfach unbeschreiblich. Die Frauen steigen aus den Bussen und haben ein oder mehrere Kinder dabei. Oder es ist eine Großmutter, die mehrere Kinder an den Händen hält. In ihren Gesichtern sieht man den müden und versteinerten Ausdruck. Sie haben vielleicht ihren Mann oder ihren Sohn und auch ihr Haus oder ihre Wohnung zurückgelassen. Sie wissen nicht, ob sie überhaupt jemals ihre Familie wiedersehen werden. Es ist ganz schrecklich“, sagt Hans Otto Sørensen.

 

Hans Otto Sørensen kurz vor der Abfahrt aus Tondern am Freitagabend Foto: Monika Thomsen

Besitz in zwei Tragetaschen verstaut

„Es ist einfach herzzerreißend, wenn man sieht, dass sie mit zwei Plastik-Tragetaschen mit ihrem Eigentum kommen. Die Kinder sind müde oder traurig und weinen“, berichtet Hans Otto Sørensen.

Das angestrebte Vorhaben, Angehörige von Ukrainerinnen und Ukrainern, die in der Kommune Tondern leben, in die Westküstenkommune zu evakuieren, sei in begrenztem Umfang gelungen.

„Es dauert für sie lange, zum Aufnahmezentrum vorzudringen. Wir haben mit unserem kleinen Einsatz versucht, etwas zu tun. Wir hoffen, dass sie dann mit anderen nach Dänemark kommen“, so Hans Otto Sørensen.

Mit den Schildern „Transport to Tønder -Denmark" zeigten die Fahrer und Begleiter das Ziel an. Foto: Hans Otto Sørensen

Froh über große Unterstützung

Anstelle der angedachten Personen wurden andere Frauen und Kinder mit in die Westküstenkommune genommen. Die 38 Geflüchteten sind alle auf privater Basis einquartiert.

„Wir sind sehr froh und dankbar über die große Unterstützung, die wir erfahren haben. Sei es auch durch Geldspenden oder das Entleihen von Fahrzeugen“, so der Landwirt und Direktor.

Sie wissen nicht, ob sie überhaupt jemals ihre Familie wiedersehen werden. Es ist ganz schrecklich.

Hans Otto Sørensen, Initiator der Hilfsaktion

„Das war eine grenzüberschreitende Erfahrung. Ich bin viel gereist. Unter anderem in Afrika und in der Ukraine. Entsprechendes habe ich noch nie erlebt“, so ein von den vielen ungewissen Schicksalen berührter Hans Otto Sørensen am Tag nach seiner Heimkunft.

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