Naturgeschichte
Neues Buch mit wissenschaftlichem Blick auf das Wattenmeer
Neues Buch mit wissenschaftlichem Blick aufs Wattenmeer
Neues Buch mit wissenschaftlichem Blick aufs Wattenmeer
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Der neue historische Atlas des Küstenarchäologen Dirk Meier, „Die Nordseeküste Schleswig-Holsteins“, liefert in einem Kapitel auch viele Informationen zur Landschaftsgeschichte der Tonderner Marsch und des übrigen dänischen Teils des Weltnaturerbes.
Die Natur- und Kulturlandschaft im Bereich der Wattenmeerküste ist bekannt für ihren Reichtum, was in Dänemark, Deutschland und den Niederlanden zur Einrichtung von Nationalparks geführt hat.
Anschauliche Natur- und Kulturgeschichte
Die Tonderner Marsch (Tøndermarsken) und die Insel Röm (Rømø) zählen zu den attraktiven Besuchszielen, über die das kürzlich erschienene Werk „Die Nordseeküste Schleswig-Holsteins“ informiert. Die touristisch stark frequentierte Region findet seit Langem aber auch wissenschaftlich Interesse wegen ihrer besonderen Landschaftsgeschichte und Kulturlandschaft.
Der Autor des im Untertitel als „historischer Atlas“ bezeichneten Werkes im Großformat, ist der aus Flensburg stammende Archäologe Dirk Meier. Er hat über Jahrzehnte unter anderem bei Forschungsprojekten entlang der schleswig-holsteinischen, aber auch an der nordschleswigschen Küste die Besiedlungsgeschichte, Küstenveränderungen und Deichbau erforscht.
Küste seit Jahrtausenden vom Meeresspiegelanstieg geprägt
Seine umfangreichen Kenntnisse schlagen sich seit Jahrzehnten in zahlreichen Werken nieder, die bei auswärtigen Gästen ebenso wie bei Einheimischen auf großes Interesse stoßen. Das im Boyens Verlag erschienene Buch mit 223 Seiten widmet sich in seinem ersten Teil der Geschichte der Nordseeküsten während der vergangenen 24.000 Jahre nach dem Ende der jüngsten Eiszeit. Eindrucksvoll wird beschrieben, wie der mit der Erderwärmung parallel angestiegene Meeresspiegel Siedlungsräume überflutet hat, die heute von der Nordsee bedeckt sind.
Wie stark die Küstenlinie noch vor wenigen Jahrtausenden und Jahrhunderten von der heutigen Küstenform abwich, wird durch anschauliche Karten und Skizzen illustriert. Dabei werden in weiteren Kapiteln die einzelnen Küstenbereiche in ihrer oft von Eindeichungen und Sturmfluten bestimmten Entwicklung vorgestellt.
Unter Sedimenten verborgene Geschichte
Der Autor nimmt die Leserschaft dabei mit zu vielen Ausgrabungsstätten, an denen die Wissenschaft Einblick in die oft unter meterhohen Sedimenten verborgene und untergegangene Zivilisation entlang der Nordseeküste entwickelt hat.
Dirk Meier hat die Darstellungen zur Entwicklung im heutigen Schleswig-Holstein durch Kapitel über die niederländische, niedersächsische und auch die dänische Küste ergänzt. Auf den über 20 Seiten, die sich auf die dänische Küste beziehen, geht es um die Tonderner Marsch, die sich im Bereich der Wiedau in einer einst bis Tondern reichenden Flussmündung gebildet hat.
Junge Insel Röm
Der Autor berichtet über die relativ junge Bildung der Insel Röm, die erst seit wenigen Jahrtausenden besiedelt werden konnte, und geht auf den Bau von Warften durch die ersten Bewohner der lange unbedeichten Tonderner und Ballumer Marsch ein.
Es werden archäologische und geologische Forschungsergebnisse ausgewertet. Meier hat selbst an deutsch-dänischen Projekten im Gebiet mitgewirkt und gründlich auch die dänische Literatur von Marschenforschern wie Niels Kingo Jacobsen ausgewertet. Vorgestellt wird das Engagement des Herzogs Hans d. J. beim Bau des ersten Seedeichs von Hoyer (Højer) über Ruttebüll (Rudbøl) bis zum Geestrand 1556 ebenso wie die Geologie des Emmerleffer Kliffs (Emmerlev Klev).
Gemeinsame Geschichte entlang der Küste
An der nordschleswigschen Wattenmeerregion Interessierte werden auch Interesse an den Informationen zur Landschafts- und Kulturgeschichte der benachbarten Bereiche wie der Insel Sylt oder der Stadt Ripen (Ribe) finden, bildeten die heute zu verschiedenen Staaten gehörenden Gebiete doch lange eine Küstenregion mit gemeinsamer Geschichte und intensivem Handel und kulturellem Austausch.
Interessante Orte
Meier stellt auch interessante Orte wie Mögeltondern (Møgeltønder) oder die Ruine Troiburg (Trøjborg) vor. Bei Letzterer allerdings mit der Angabe, der Renaissancebau sei 1850 abgebrannt. Da weisen nordschleswigsche Heimatkundler natürlich darauf hin, dass die Burg ab 1854, zum Glück nicht vollständig, abgebrochen worden ist, nachdem sie seit 1580 viele kriegerische Zeiten überstanden hatte.
Das sehr gut lesbare Buch bietet auch viele Anregungen für Wanderungen in den vorgestellten Küstenabschnitten mit Tipps, wo man in eingedeichten Kögen noch den Verlauf von Prielen aus der Zeit vor dem Deichbau oder Reparaturstellen nach verheerenden Deichbrüchen erkennen kann.
Das Buch ist zum Preis von 34 Euro im Buchhandel erhältlich.