Staatsbesuch

Hinrich Jürgensen: Es war beeindruckend

Hinrich Jürgensen: Es war beeindruckend

Hinrich Jürgensen: Es war beeindruckend

Berlin
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Hinrich und Micky Jürgensen im Gespräch mit der Vorsitzenden des Südschleswigschen Vereins (SSF), Gitte Hougaard-Werner, ihrem Mann Thorsten sowie dem Minderheitenbeauftragen Bernd Fabritius (l.) Foto: Privatfoto

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Der BDN-Vorsitzende freut sich darüber, dass sowohl der Bundespräsident als auch die Königin in ihren Reden beim Staatsbankett auf Schloss Bellevue die Minderheiten erwähnten.

Es ist erst das zweite Mal seit dem Zweiten Weltkrieg, dass das dänische Königshaus Deutschland einen Staatsbesuch abstattet. Das erste Mal war 1974, kurz nachdem Margrethe II. die Krone übernommen hatte.

Der viertägige Besuch ist also alles andere als eine Alltagsbegebenheit, und das merkte man wohl auch beim Staatsbankett, zu dem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ins Schloss Bellevue geladen hatte. Auch der Vorsitzende des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN), Hinrich Jürgensen, und seine Frau Micky nahmen daran teil.

„Es war schon ein beeindruckendes Ambiente. Gleich bei der Ankunft beim Schloss wurden wir von Soldaten mit Fackeln empfangen. Es war auch ein wenig überwältigend“, so Jürgensen, der am Vormittag danach die Eindrücke noch verdaut.

„Beeindruckend“, der Empfang beim Schloss Bellevue Foto: Mads Claus Rasmussen/Ritzau Scanpix

Alte Bekannte

Die Gäste wurden bei der Ankunft namentlich vorgestellt, und dann ging es zur Begrüßung an den Gastgebern und Ehrengästen vorbei, das sogenannte Defilee. Das Protokoll legt die Reihenfolge fest: Zuerst Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, daneben, aufgrund ihres Alters sitzend, Königin Margrethe, dann Kronprinz Frederik und Präsidentengattin Elke Büdenbender.

„Der Bundespräsident sagte, als er uns sah: ‚Ah, da sind alte Bekannte‘ und kam auf den Besuch in Nordschleswig am 13. zu sprechen. Das fand ich doch sehr nett“, meint der BDN-Vorsitzende.

Micky und Hinrich Jürgensen beim Defilee im Gespräch mit Elke Büdenbender Foto: Mads Claus Rasmussen/Ritzau Scanpix

Er bedankte sich für die Einladung und für den Besuch Steinmeiers am Deutschen Gymnasium für Nordschleswig und dem Deutschen Museum in Sonderburg.

„Er sagte, er habe den Besuch noch in sehr guter Erinnerung und sei von der Arbeit der Minderheit beeindruckt.“

Auch bei der Königin und dem Kronprinzen bedankte sich Jürgensen noch einmal ausdrücklich für den Besuch im Juni, und vor allem auch für die gemeinsame Baumpflanzung beim Deutschen Museum.

Plaudern über Nordschleswig-Besuch

Beim anschließenden Essen drehte sich das Gespräch auch um die Feierlichkeiten zur Grenzziehung, denn Jürgensen saß neben dem Zeremonienmeister der Königin, der auch für die Planung am 13. Juni zuständig war.

„Da kamen wir darauf zu sprechen, was bei so einer Veranstaltung alles hinter den Kulissen abläuft. Er berichtete auch, wie das bei dem Staatsbesuch funktioniert. Das war sehr interessant zu hören.“

„Ein starkes Band“

Der Bundespräsident leitete seine Rede auf Dänisch ein, „ein recht gutes“, wie Jürgensen befindet, um dann ins Deutsche zu wechseln. Auch in dem Zusammenhang ging er auf den Besuch in Nordschleswig und die Bedeutung der Minderheiten ein.

„Das Wunder, das vor allem nach 1945 auf beiden Seiten dieser Grenze gelang, ist bis heute das Unterpfand unserer Freundschaft. Aus der trennenden Linie wurde über die Jahre und Jahrzehnte ein starkes Band. Die Grenze zwischen Dänemark und Deutschland steht auch für das große Glück der Deutschen, unsere Nachbarn heute Freunde nennen zu dürfen.  Unser gemeinsames Glück hat heute einen Namen: Europa. Ein freies und friedliches Europa ohne Schlagbäume und Grenzmauern, ein demokratisches und liberales Europa, das die Rechtsstaatlichkeit und die Rechte von Minderheiten wahrt“, sagte Steinmeier.

Frank-Walter Steinmeier hat im Juni Neues gelernt: Die dänische Faustball-Nationalmannschaft kommt aus der deutschen Minderheit. Foto: Mads Claus Rasmussen/Ritzau Scanpix

Faustball

Und er ging auch noch konkreter auf die deutsche Minderheit ein: „An diesem 13. Juni 2021 konnten wir auch sehen, wie wichtig in einer Demokratie der Umgang mit der Minderheit ist, wenn die Mehrheit eine Entscheidung fällt. In Dänemark geht das so weit, hab‘ ich gelernt, dass fast die gesamte dänische Faustball-Nationalmannschaft aus Angehörigen der deutschen Minderheit besteht.“

Eine Bemerkung, die Gesprächsstoff lieferte.

„Meine Frau, die an einem anderen Tisch saß, und ich wurden natürlich dazu befragt, wieso die Minderheit die Faustball-Nationalmannschaft stellt, und dann haben wir natürlich den Zusammenhang erklärt“, berichtet Jürgensen.

Gemeinsame Werte

Die Königin, für ihre Bildung bekannt, hielt ihre gesamte Rede auf Deutsch. Auch sie bezog sich auf den Besuch im Juni.

„Dieser Besuch unterstrich erneut die guten Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern und die engen Bande, die die Bevölkerungen in der Grenzregion verknüpfen. Heute können wir mit Freude feststellen, dass die Grenze keine Begrenzung mehr ist, sondern eine lebendige Brücke. Diese Entwicklung nahm ihren Anfang mit den Bonn-Kopenhagener Erklärungen von 1955; ein Meilenstein in der Entwicklung der engen Beziehungen zwischen Dänemark und Deutschland. Unsere beiden Länder sind heute tief in der europäischen Wertegemeinschaft verankert. Die gemeinsamen Werte – ein tief verwurzeltes Demokratieverständnis – bilden heute die Grundpfeiler der dänisch-deutschen Beziehungen und werden auch in der Zukunft das Fundament für unsere enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit bilden“, fuhr sie fort.

Die Königin betonte die gemeinsamen Werte, die Dänemark und Deutschland verbinden. Foto: Mads Claus Rasmussen/Ritzau Scanpix

„Es hat mich sehr gefreut, dass auch die Königin die Funktion der Minderheiten als Brückenbauer angesprochen hat“, sagt der BDN-Chef.

Eine überraschende Begegnung 

Beim anschließenden Kaffee an Stehtischen konnten er und seine Frau dann auch mit weiteren Personen, wie dem Minderheitenbeauftragten der Bundesregierung, Bernd Fabritius, sowie Ministern ins Gespräch kommen.

Und dann kam es noch zu einer unerwarteten Begegnung. Die Nichte von Micky Jürgensen, die Schauspielerin Inez Bjørg David, war auch zu dem Bankett geladen.

Micky und Hinrich Jürgensen mit Nichte Inez Bjørg David Foto: Privatfoto

„Wir erblickten uns, und sie sagte: ‚Was macht ihr denn hier?‘ und wir sagten: ‚Was machst du denn hier?‘ Das war eine nette Überraschung, und dann schnackten wir natürlich“, erzählt ein gutgelaunter Hinrich Jürgensen.

Am Donnerstagabend wird er am Bankett der Königin im Deutschen Historischen Museum teilnehmen.

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Kirsten Bachmann