Energiewende

Bäuerinnen und Bauern kämpfen für Modellprojekt zum Klimaschutz

Bäuerinnen und Bauern kämpfen für Modellprojekt zum Klimaschutz

Bäuerinnen und Bauern kämpfen für Klima-Modellprojekt

Hoyer/Kopenhagen
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Bent Lund und Mette Pørksen haben am Mittwoch dem Umweltausschuss des Folketings ihr Klima-Projekt erklärt. Foto: Walter Turnowsky

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24 landwirtschaftliche Betriebe haben sich zusammengeschlossen, um im Sejersbeker Koog bei Hoyer die Stilllegung von landwirtschaftlichen Flächen mit der Produktion von grünem Strom zu kombinieren. Doch die Naturbehörde hat Einwände gegen das Projekt.

Mette Pørksen und Bent Lund sowie ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter meinen selbst, sie hätten das Ei des Columbus entdeckt. Die staatliche Naturbehörde (Naturstyrelsen) sieht das jedoch anders.

Einerseits sollen Feuchtböden stillgelegt werden, da sie die Klimagase CO₂ und Methan ausstoßen, wenn sie bewirtschaftet werden. Andererseits bedarf es Flächen, um Windräder und Solarzellen aufzustellen. Warum also nicht die beiden Ziele – Stilllegung und grüne Energie – kombinieren, haben sich Landwirtinnen und Landwirte mit Flächen im Sejersbeker Koog (Sejersbæk Kog) bei Hoyer (Højer) gefragt.

„Es ist doch sinnvoller, auf diesen Böden regenerative Energieanlagen aufzustellen, als auf wertvolleren landwirtschaftlichen Flächen“, sagt Mette Pørksen dem „Nordschleswiger“. Sie ist Direktorin der Gesellschaft „Sejersbæk Natur og Energie“.

 

Das Foto der Naturbehörde macht deutlich, dass die Niederung des Seiersbek nicht weit von der Küste entfernt liegt. Sie ist bei Sturmfluten oft überschwemmt worden, was mit der Ablagerung von Meeressedimenten verbunden war. Foto: Naturstyrelsen

Behörde gegen kombinierte Nutzung

Doch die Naturbehörde hat Einwände. Sie meint, dass Windräder und Solarparks nicht auf niedrig gelegenen Flächen aufgestellt werden sollten, die aus Klimagründen mit staatlichem Zuschuss stillgelegt werden (Klima-lavbundsprojekter). Daher ist Pørksen gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Gesellschaft, Bent Lund, am Mittwoch beim Umwelt- und Nahrungsmittelausschuss des Folketings vorstellig geworden.

„Wir sehen das Seiersbek-Vorhaben als ein Modellprojekt, das Vorbild für andere werden könnte“, sagt Lund.

Vogelschutz als Argument gegen das Projekt

Die Naturbehörde führt in seinem Einwand an, dass es im Ruttebüller See (Rudbøl Sø) und im Kuxbüller Moor (Kogsbøl Mose) nördlich und südlich des Gebiets seltene Vogelarten gibt. Pørksen und Lund verweisen darauf, dass die Vogelarten nicht im Seiersbeker Koog zu finden seien, das Gebiet auch keine Natura-2000-Schutzzone sei.

Das Schöpfwerk am Seiersbeker Koog Foto: Volker Heesch

„Wir haben Platz, die Solaranlagen an anderen Stellen innerhalb des Projektgebiets aufzustellen, sollten die geplanten Platzierungen Vögel stören“, sagt Pørksen.

Lokale Unterstützung

24 landwirtschaftliche Betriebe haben sich dem Projekt angeschlossen. Sie verfügen über insgesamt 528 Hektar im Koog, und sind bereit, sie als Klima-Projekte der Naturbehörde stillzulegen. Aber nur unter der Bedingung, dass sie Windkraftanlagen und Solarzellen aufstellen dürfen. Geplant sind Solaranlagen auf 300 Hektar und neun 200 Meter hohe Windräder mit einer Leistung von jeweils 6,2 Megawatt.

„Die Einnahmen von der Energieerzeugung werden ebenmäßig zwischen den 24 verteilt, ganz gleich, ob man eine Anlage auf seiner Fläche stehen hat oder nicht“, so Pørksen.

Der Hintergedanke ist, mögliche Widerstände und Neid bereits im Vorfeld auszuräumen.

„Die Lokalbevölkerung ist positiv eingestellt. Und auch die Kommune unterstützt das Projekt, denn sie kann sehen, dass das Gebiet gut geeignet ist“, bringt die Direktorin ein weiteres Argument an.

Uneinigkeit zwischen Behörden

Pörksen und Lund meinen, dass die Politik jetzt aktiv werden muss, denn die staatlichen Behörden sind sich in der Frage nicht einig. Die Landwirtschaftsbehörde (Landbrugsstyrelsen) schreibt in einer Richtlinie (bekendtgørelse), dass die Flächen der „Klima-lavbundsprojekter“ sich mit regenerativen Energieanlagen kombinieren lassen. Die Naturbehörde, die für die Klimaprojekte verantwortlich ist, will Flächen, auf denen Windräder oder Solarzellen stehen, nicht für die bezuschusste Flächenstilllegung anerkennen.

Das Gebiet, dass die Naturschutzbehörde für ein Klimaschutzgebiet ausgewiesen hat. Jetzt droht es, ins Wasser zu fallen. Foto: Naturstyrelsen

„Auch wenn wir die Zuschüsse für die Stilllegung nicht bekommen, können wir das regenerative Energieprojekt trotzdem durchziehen“, sagt Lund.

Der Staat zahlt 82.000 Kronen für die permanente Stilllegung. Stattdessen planen die Projektmacherinnen und -macher, das eingesparte CO₂ für die Dauer des Projekts am Quotenmarkt zu verkaufen. Bei den derzeitigen Preisen für CO₂-Quoten wäre das sogar das bessere Geschäft.

Landwirte: Ohne Energieanlagen keine Stilllegung

Doch wäre die Stilllegung und damit die Reduktion der Treibhausgase dann nicht permanent. Wenn die Energieanlagen abgebaut worden sind, können die Flächen erneut bewirtschaftet werden. Noch mehr ärgert Lund, dass in dem Fall die erzielte Reduktion an Klimagasen nicht der Landwirtschaft, sondern dem Käufer zugerechnet wird.

„Ich möchte ja, dass ich dazu beitragen kann, dass wir Landwirte die Klimaziele, die uns gestellt werden, erreichen. Die Reduktion soll meinem Hof zugerechnet werden“, sagt er.

Sollte die Naturbehörde versuchen, das Solar- und Windprojekt vollständig zu blockieren, ist „Sejersbæk Natur og Energie“ bereit, hart gegen hart zu setzen. Dann werden die 24 Landwirte auch nicht bei den „Klima-lavsbundsprojekter“ mitmachen.

„Dann pflügen wir den Boden weiterhin, und so hätten beide Seiten verloren“, sagt Lund.

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