Umwelt- und Naturschutz

Hunderte Kraniche haben in Nordschleswig überwintert

Hunderte Kraniche haben in Nordschleswig überwintert

Hunderte Kraniche haben in Nordschleswig überwintert

Apenrade/Aabenraa
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Das Foto zeigt Kraniche im Herbst bei der Futtersuche auf einem Feld. Auch während der Wintermonate finden die große Vögel in Nordschleswig noch genug Futter, wenn es keinen anhaltend Frost gibt. Foto: Volker Heesch

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Trotz der kurzen Kälteperiode im Februar haben zahlreiche der über einen Meter großen Vögel auf einen Zug in südlichere Gefilde verzichtet. Die Rufe der im Frühjahr bei ihren „Tänzen“ zu beobachtenden Tiere sind aus immer mehr Mooren im Landesteil zu hören.

Erst vor gut 20 Jahren sind Kraniche wieder als Brutvögel in Nordschleswig heimisch. Im Zuge der Bestandszunahme in Schleswig-Holstein haben einzelne Paare der 1,15 Meter großen Vögel mit bis zu 2,30 Meter Flügelspannweite zunächst im Frösleer Moor genistet. Inzwischen gibt es in fast allen Teilen Nordschleswigs Brutreviere der auch durch ihre trompetenden Rufe erkennbaren Vögel, die im April und Mai ihre Eier legen, aus denen nach rund 30 Tagen die Küken schlüpfen.

Verzicht auf Zug in den Süden

Traditionell ziehen die Kraniche aus ihren skandinavischen und zentraleuropäischen Brutgebieten im Herbst in Richtung Spanien und Nordfafrika. Mit den immer häufigeren milden Wintern sind seit Jahren zunehmend mehr Kraniche auch in den Wintermonaten in Nordschleswig und im benachbarten Norddeutschland geblieben. „Den Kranichen steht hier in Dänmark in milden Wintern genug Futter zur Verfügung“, so der Biologe des dänischen Vogelschutzverbandes „Dansk Ornitologisk Forening“ (DOF), Knud Flensted. Bei starkem Frost können die Kraniche rasch in südliche Gebiete davonfliegen. 

Futtersuche auf Feldern und Wiesen

Im Rahmen der Bestandserfassungen des DOF haben Vogelkundler aus Nordschleswig und Südjütland im Winter 2020/2021 systematisch überwinternde Kraniche erfasst. Es wurden jeweils morgens Kraniche gezählt, die nach Übernachtung an sicheren Orten sich zur Futtersuche auf offenen Feldern und Wiesen einfanden. Kraniche fressen Kleintiere und Pflanzen, gerne auch Getreidekörner, die bei der Ernte zu Boden gefallen sind. Auch Amphibien und kleine Säugetiere verschmähen die langschnäbeligen Vögel nicht. Es wurden während der koordinierten Aktion am 30. und 31. Januar mehrere Hundert Kraniche registriert.

Kranichtreffpunkte

Allein im Frösleer Moor an der deutsch-dänischen Grenze 81 Exemplare. Am Hostrupsee südlich von Apenrade 46 und 2 am Tingleffer See. Auch im Bereich der Westküste hielten sich Kraniche auf: 17 im Vogelschutzgebiet Söllstedter Moor (Sølvsted Mose), 3 im Kongsmoor (Kongens Mose) bei Lügumkloster sowie 14 im Hönninger Moor. An der Nordgrenze Nordschleswigs, bei Hvidding, gab es die größte Versammlung von überwinternden Kranichen, nicht weniger als 373 Exemplare.

Diese Gruppe Kraniche wurde zusammen mit Singschwänen im Bereich des Naturschutzgebietes Lille Vildmose in Nordjütland im Januar auf einem vereisten Gewässer fotografiert. Foto: Dansk Ornitologisk Forening / Jan Skriver

Der Wildkonsulent der Naturschutzbehörde in Nordschleswig, Naturstyrelsen Sønderjylland, Klaus Sloth, hatte im vergangenen Herbst berichtet, dass der Brutbestand der Kraniche in Nordschleswig inzwischen so groß geworden ist, dass die besten Brutreviere in den teilweise renaturierten Mooren alle ausgebucht sind. Neu als Brutrevier wurde 2020 das Schutzgebiet Seegaarder Moor (Søgård Mose) des Vogelschutzfonds (Fugleværnsfonden) registriert. Die Kraniche suchen sich jetzt auch feuchte Wälder in der Nähe der Orte zum Nisten auf. In den vergangenen Tagen sind an vielen Stellen Nordschleswigs Kraniche beobachtet worden. Neben potenziellen Brutvögeln dürfte es sich um Duchzügler handeln. Über Dänemark hinweg ziehen oft Zehntausende Kraniche in Richtung Schweden, wo sie zu Zehntausenden brüten.

Im 20. Jahrhundert waren Kraniche in Nordschleswig ausgestorben

In Nordschleswig waren die Kraniche Anfang des vergangenen Jahrhunderts wie in vielen Gegenden Deutschlands ausgestorben. In der heutigen Grenzregion nisteten noch Ende der 1940er Jahre einzelne Kraniche im Bereich des Gotteskoogsees wenige Kilometer der deutsch-dänischen Grenze bei Ruttebüll (Rudbøl). In Mögeltondern (Møgeltønder) ist der Kranich Wappenvogel, was an einst viele Kraniche in den überwiegend zerstörten Mooren und Heiden im westlichen Nordschleswig erinnert. Der Schackenborg-Erbauer Hans Schack hatte im 17. Jahrhundert den Kranich als Symbol der Wachsamkeit seiner Person erkoren, passend zu seiner Funktion als oberster Feldherr Dänemarks in Diensten König Frederik III.

 

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