SP-Kommunalpolitik

SP-Kandidat: „Wir wollen Unternehmen noch besser zuhören“

SP-Kandidat: „Wir wollen Unternehmen noch besser zuhören“

SP-Kandidat: „Wir wollen Unternehmen noch besser zuhören“

Sonderburg/Sønderborg
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Gerhard Bertelsen vor dem Einkaufszentrum Borgen in der Sonderburger Innenstadt Foto: Sara Eskildsen

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Er ist der Vorsitzende des Gewerbeausschusses und will auch in den kommenden vier Jahren die Wirtschaftspolitik der Kommune Sonderburg prägen. Wie er kleine und mittlere Unternehmen stärken will und warum bei der Zuzügler-Bilanz eine aktuelle Trendwende erzielt wurde, erzählt SP-Kandidat Gerhard Bertelsen im Interview.

In den vergangenen vier Jahren hat Gerhard Bertelsen die Wirtschaftspolitik der Kommune Sonderburg entscheidend mitgeprägt. Kurz bevor er sich vor dem Borgen mit Stephan Kleinschmidt in den Straßenwahlkampf stürzt, nimmt er sich Zeit für ein Interview im Espresso House im Einkaufscenter Borgen.

Was ist dir und der SP in den vergangenen vier Jahren mit Blick auf die Wirtschaft konkret gelungen?
„Konkret konnten wir die Wirtschaftskontakte nach Schleswig-Holstein und Niedersachsen ausbauen. Unter anderem mit der Wirtschaftsförderung Hannover Impuls. Auch nach Nürnberg und Bayern sind Kontakte entstanden. Das bedeutet für die Unternehmen in der Kommune Sonderburg, dass sich Exportmöglichkeiten ergeben. Firmen aus Deutschland wiederum betrachten Sonderburg zunehmend als Tor nach Skandinavien. Natürlich können wir alle Englisch sprechen, aber man merkt eben doch, dass die deutsche Sprache hier im Grenzland ein enormer Vorteil ist.“

Als weitere Erfolge der SP verbucht Gerhard Bertelsen die engere Zusammenarbeit mit der Uni Flensburg und den Austausch mit der Industrie- und Handelskammer.

Wir haben rund 3.000 Unternehmen in der Kommune. Viele sind zufrieden damit, wie es läuft. Aber im Grunde kann jeder Betrieb mit einem guten Produkt expandieren und Lösungen anbieten, die in der ganzen Welt gebraucht werden können. Wachstum von Betrieben schaffen – das ist ein konkretes Ziel.

Gerhard Bertelsen, Vorsitzender Gewerbeausschuss

Was möchtest du in den kommenden vier Jahren als Stadtratsmitglied erreichen?
„Ich will erleben, wie kleinere und mittelgroße Unternehmen größer werden. Wir haben rund 3.000 Unternehmen in der Kommune. Viele sind zufrieden damit, wie es läuft. Aber im Grunde kann jeder Betrieb mit einem guten Produkt expandieren und Lösungen anbieten, die in der ganzen Welt gebraucht werden können. Wachstum von Betrieben schaffen – das ist ein konkretes Ziel. Unter anderem durch Aufsichtsrats-Gruppen, die Unternehmen konkret dahingehend beraten.“

Endspurt im Straßenwahlkampf: Gerhard Bertelsen vor dem SP-Mobil in der Sonderburger Innenstadt Foto: Sara Eskildsen

Welches Thema ist in den kommenden vier Jahren außerdem wichtig für die Kommune?
„Der Zuwachs der Bevölkerung. Wobei ich gerade die Zahlen für das dritte Quartal gesehen habe und sagen kann, dass der Trend jetzt schon gewendet ist. 2020 hatten wir 143 Personen im Minus, was Wegzug und Zuzug angeht. Im 3. Quartal haben wir netto sieben Zuzügler mehr, das ist doch fantastisch. Unsere Initiativen zeigen Wirkung, und wenn nur ein Teil der vielen interessierten Deutschen in die Kommune Sonderburg zieht, dann hat sich das Blatt endgültig gewendet. Wenn jetzt im Wahlkampf immer gesagt wird, dass die Kommune mehr und mehr an Bürgerinnen und Bürgern verliert, dann stimmt das einfach nicht!“

 

Welche Ambitionen hast du für den Arbeitsmarkt der Zukunft?
„Eine unserer Aufgaben ist es, sicherzustellen, dass die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen mehr darauf basiert, auf ihre Fähigkeiten und Träume einzugehen. Wir müssen das fördern, womit sich die jungen Menschen identifizieren, wofür sie brennen, wo sie Talente haben. Anstatt ihnen zu sagen: Das kannst du nicht, dafür bist du zu dumm. Stärken erkennen, fördern und motivieren – so erreichen wir, dass weniger junge Menschen aus dem System fallen.“

Derzeit befinden sich in der Kommune Sonderburg rund 1.000 Personen unter 25 Jahren außerhalb von Schule und Arbeitsmarkt. „Natürlich gibt es die Fälle, die kaum zu integrieren sind. Aber rund 400 dieser jungen Menschen könnten wir mit den entsprechenden Maßnahmen und einer guten Förderung auf ihren Weg in die Eigenversorgung und rein in Ausbildung und Arbeitsmarkt helfen.“

Beim Interview im Espresso House Foto: Sara Eskildsen

Was kann die Wirtschaftspolitik besser machen als bisher?
„Wir müssen den kleinen und mittleren Unternehmen noch besser zuhören. Wenn große Unternehmen wie Bauhaus nach Sonderburg kommen und Anträge stellen, geht es ganz schnell, weil die Leitungsebene involviert ist. Wenn eine Person eine kleine Frühstückspension eröffnen will, ist der Weg durch Regeln und Behörden oft sehr viel länger und beschwerlicher. Das sollten wir ändern. Natürlich gibt es Regeln und Bestimmungen, die eingehalten werden müssen. Aber wir sollten versuchen, es auch für kleinere Betreibe leichter zu machen, wenn sie etwas starten und durchführen wollen. Man sollte nicht unterschätzen, wie wichtig kleine Unternehmen und Initiativen für die Wirtschaft der Kommune sind. Sie sind es, die Wachstum schaffen!“

 

Wie findest du Energie und Zeit im Wahlkampf, aber auch in der alltäglichen Stadtratsarbeit?
„Nun habe ich ja das Glück, dass ich nicht mehr auf dem Arbeitsmarkt aktiv sein muss. Ich bin mein Leben lang Teil der Minderheit. Dadurch, dass ich international gearbeitet habe, konnte ich selbst erfahren, wie wichtig das Grenzland ist und welches Potenzial in einer deutsch-dänischen Zusammenarbeit liegt. Und im Wahlkampf liegt eine Spannung, die in sich selbst Energie schafft. Von daher bin ich sehr gespannt und voller Energie, diesen Wahlkampf zu Ende zu führen.“

Stadtratspolitiker Gerhard Bertelsen

  • Gerhard Bertelsen wurde bei der Kommunalwahl 2017 mit 103 persönlichen Stimmen für die Schleswigsche Partei in den Stadtrat gewählt.
  • Der Pensionist lebt mit seiner Frau am Sonderburger Kongevej.
  • In seiner Freizeit geht der 70-Jährige als Vorsitzender des Sonderburger Golfclubs so oft wie möglich Golf spielen, er liest gerne und geht unabhängig von der Jahreszeit jeden Morgen am Badesteg von „Sønderborg Vikingeklub“ im Meer baden.
Gerhard Bertelsen und Stephan Kleinschmidt beim Straßenwahlkampf am Donnerstagnachmittag Foto: Sara Eskildsen
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