Kulturszene

Sinfonieorchester: „Unser Publikum hat uns gerettet“

Sinfonieorchester: „Unser Publikum hat uns gerettet“

Sinfonieorchester: „Unser Publikum hat uns gerettet“

Sonderburg/Sønderborg
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Jazz und Klänge aus New Orleans ertönten am Donnerstag auf dem Kindercampus Lunden. Foto: Karin Riggelsen

Das Sinfonieorchester für Nordschleswig geht in der Corona-Krise neue Wege, spielt in Pflegeheimen und auf Schulhöfen. Im Interview spricht der musikalische Leiter des Orchesters über die besondere Situation.

Fast zwei Monate ist es her, dass die Musiker des Sinfonieorchesters „Sønderjyllands Symfoniorkester“ zum letzten Mal gemeinsam aufgetreten sind. Am 11. März, am Abend bevor die dänische Regierung die Schließung des Landes anordnete, trat das Ensemble in Tondern auf. Seitdem ist nichts mehr, wie es war.

Spendables Publikum

Wie geht das Orchester mit dem weggebrochenen Kartenverkauf um? Nikolaj Andersen ist Musikchef des Orchesters, und er sagt: Das Publikum hat das Ensemble gerettet.

„Viele Konzerte mussten abgesagt werden. Aber viele unserer Besucher haben sich das Geld nicht zurückerstatten lassen, sondern haben gesagt: Behaltet es, ihr benötigt es“, erzählt Andersen. „Auf diese Weise konnten wir die Situation meistern.“

Gute Stimmung auf dem Schulhof mit Musikern des Sinfonieorchesters Foto: Karin Riggelsen

Traditionell kaufen sich die Besucher der Konzerte ihre Karten lange im Voraus, ein Großteil wird bei der Vorstellung des Saisonprogramms verkauft.

Für die kommende Saison liegt der Kartenverkauf rund 20 bis 30 Prozent unter dem des Vorjahres. „Was angesichts der unsicheren Lage überraschend gut ist“, stellt der musikalische Leiter fest. „Hinzu kommt, dass wir 2019 so viele Karten verkauft hatten wie noch nie.“

Warten auf die neuen Richtlinien

 

Einige Konzerte wurden nicht abgesagt, sondern verschoben, beispielsweise die Weltpremiere mit dem Mädchenchor der Haderslebener Domkirche (neuer Termin am 26. August 2020).

Ob die Vorstellung „Beethovens Kaiserkonzert“ mit Pianist Michael Roll am 28. Mai stattfinden kann, ist derzeit noch unsicher. „Wir warten gespannt auf die neuen Richtlinien der Regierung“, sagt der Musikchef.

Ein spontanes Pop-Up-Konzert in der Sonderburger Innenstadt Foto: Ilse Jacobsen

 

Die Musiker haben in den vergangenen zwei Monaten für sich und in kleinen Gruppen mit bis zu zehn Personen geübt. Auch Auftritte fanden statt – wenn auch in kleinem und ungewohntem Rahmen.

 

Auftritte in Pflegeheimen

Die Bläsergruppe des Orchesters beispielsweise trat in Pflegeheimen und auf Schulhöfen auf – beispielsweise im Kindercampus Lunden – und es gab „Pop-up-Konzerte“ in der Innenstadt.

Bislang sind wir durch die Krise gekommen, und wir müssen keine Musiker entlassen. Das ist ohne Frage nicht zuletzt unserem Publikum zu verdanken.

Nikolaj Andersen, musikalischer Leiter

Auf seinen Internetseiten hat das Sinfonieorchester ein Musikvideo zur Verfügung gestellt, das zuvor in Gruppen eingespielt und zurechtgeschnitten wurde. Passender Titel zur Corona-Krise: „Erbarme dich, mein Gott“, von Johann Sebastian Bach.

Das Video ist hier zu sehen: https://youtu.be/d7P-foCLGYo

„Wir vermissen unser Publikum sehr und hoffen, dass wir nun bald wieder im Konzertsaal auftreten dürfen“, sagt Nikolaj Andersen. „Bislang sind wir durch die Krise gekommen, und wir müssen keine Musiker entlassen. Das ist ohne Frage nicht zuletzt unserem Publikum zu verdanken.“

 

 

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