Ukraine-Hilfe

Nach Sonderburg geflüchtet: „Ich möchte etwas Sinnvolles tun“

Nach Sonderburg geflüchtet: „Ich möchte etwas Sinnvolles tun“

Nach Sonderburg geflüchtet: „Metwas Sinnvolles tun“

Hagenberg/Havnbjerg
Zuletzt aktualisiert um:
Die Ukrainerin Kateryna Syzranova (l.) musste vor dem Krieg flüchten, sie lebt seit zwei Wochen bei Alla Martyniuk in Blans. Foto: Sara Eskildsen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Die Kommune Sonderburg hat am Donnerstagabend das Gespräch mit Gastfamilien und ukrainischen Geflüchteten gesucht. Auf der Suche nach einer Arbeit und einem Stück Normalität war auch Kateryna Syzranova nach Hagenberg gekommen. Die 28-Jährige lebt bei einer Familie in Blans - und will so schnell wie möglich mit einer Arbeit beginnen.

In der Kommune Sonderburg leben derzeit mehrere Hundert Menschen, die vor dem Krieg in ihrem Heimatland Ukraine geflüchtet sind. Am Donnerstagabend hatte die Kommune alle Geflüchteten und deren Gastfamilien nach Hagenberg eingeladen, um die nächsten Schritte zu besprechen – und um in Sachen Kinderbetreuung, Vereinsleben und Arbeitsmarkt zu beraten.

„Es sind sehr traurige Umstände, die uns heute hier zusammenbringen“, so Bürgermeister Erik Lauritzen (Soz.) in seiner Begrüßung. „Die ernste Situation berührt uns alle in Dänemark, und sie berührt uns zutiefst hier in Sonderburg.“

„Ihr sollt wissen, dass ihr hier sehr willkommen seid“

„Mein Willkommen an diesem Abend gilt zunächst euch, die ihr euer Heimatland verlassen musstet, aus eurem Alltag vertrieben wurdet, weg von allem, was ihr kennt und was euch Sicherheit gegeben hat. Willkommen in der Kommune Sonderburg. Ihr sollt wissen, dass ihr hier sehr willkommen seid“, so Lauritzen.

Und dann gibt es die, gibt es euch, die ihr Zuhause geöffnet und fremde Menschen in ihre Familien hineingelassen haben. Ich will die Gelegenheit nutzen und meinen großen Respekt, Anerkennung und Dankbarkeit zum Ausdruck bringen. Eure Großzügigkeit und Gastfreundlichkeit ist vorbildlich.

Erik Lauritzen, Bürgermeister

„Meine große Hoffnung und mein großer Wunsch ist, dass ihr hier bei uns einen guten Aufenthalt habt, ob er lang oder kurz wird. Ich hoffe zutiefst, dass wir die optimalen Bedingungen schaffen können, damit ihr einen sicheren und in dem Umfang, wie es möglich ist, auch sinnvollen Alltag erlebt, während ihr hier bei uns seid.“

Er erlebe in der Kommune den großen Wunsch, etwas zu tun, den Geflüchteten zu helfen. „Wir wollen etwas tun. Wie kann ich helfen? Wo kann ich meinen Teil beitragen? Einige haben Geld gespendet, einige haben Kleidung gespendet, andere Spielsachen. Und dann gibt es die, gibt es euch, die ihr Zuhause geöffnet und fremde Menschen in ihre Familien hineingelassen haben. Ich will die Gelegenheit nutzen und meinen großen Respekt, meine Anerkennung und Dankbarkeit zum Ausdruck bringen. Eure Großzügigkeit und Gastfreundlichkeit sind vorbildlich.“

Infos über Schulen, Arbeitsmarkt und Vereinsleben

Die Kommune hatte an mehreren Ständen und in einigen Räumen des HR Hauses in Hagenberg Beratungsstationen eingerichtet. So konnten sich die Menschen in Sachen Jobangebote, Ausbildungsmöglichkeiten, Kinderbetreuung und Schulen informieren, auch die Vereinskonsulenten der Kommune waren vor Ort und luden zum Mitmachen in den Vereinen an.

Bürgermeister Erik Lauritzen begrüßte Gastfamilien und ukrainische Bürgerinnen und Bürger im HR Haus in Hagenberg. Foto: Sara Eskildsen

Eine der Anwesenden war die 28-jährige Kateryna Syzranova. Sie lebt seit zwei Wochen bei einem Ehepaar in Blans. Wie es jetzt weitergeht und wie man ihr weiterhelfen kann – das wisse sie selbst noch nicht genau.

„Zunächst einmal bin ich in Sicherheit, und das ist die allergrößte Hilfe im Moment. Hier zu sein und am Leben zu sein. Mein Vater und meine Mutter sind weiterhin in der Ukraine. Sie können nicht ausreisen“, sagt die 28-Jährige, deren Heimatort in der Nähe von Mariupol liegt. „Das ist jetzt besetztes Gebiet. Und es gibt Probleme, die Gegend zu verlassen.“

Kinderärztin auf der Suche nach Arbeit

Bevor Russlands Invasion und der daraus entstandene Krieg sie dazu gezwungen haben, ihr Leben zu verlassen, war Kateryna Syzranova Kinderärztin im Bereich Orthopädie.

Sie möchte so schnell wie möglich wieder arbeiten. „Ich würde gerne in demselben Bereich und in meinem Beruf arbeiten, wenn das möglich ist. Aber im Grunde kann ich alles arbeiten. Ich habe Hände und Füße“, lacht die 28-Jährige, die sich am Donnerstagabend am Stand der Kommune über ihre Jobmöglichkeiten informierte.

Ich denke, jeder Mensch sollte arbeiten, um etwas zu tun. Als ich hier ankam, konnte ich erst mal nichts tun. Ich hatte Panikattacken und konnte nichts essen und nicht schlafen. Aber jetzt geht es mir viel besser. Und ich hoffe, meine Eltern können nachkommen. Jetzt bin ich bereit, um zu arbeiten.

Kateryna Syzranova, Ukrainerin
Kateryna Syzranova ist Kinderärztin. Ihre Gastmutter Alla Martyniuk hilft ihr, in der Kommune Sonderburg Fuß zu fassen. Foto: Sara Eskildsen

„Ich denke, jeder Mensch sollte arbeiten, um etwas zu tun. Als ich hier ankam, konnte ich erst mal nichts tun. Ich hatte Panikattacken und konnte nichts essen und nicht schlafen. Aber jetzt geht es mir viel besser. Und ich hoffe, meine Eltern können nachkommen. Jetzt bin ich bereit, um zu arbeiten.“

Die Ukrainerin lebt bei Alla Martyniuk und Mads Abrahamson in Blans. Alla Martyniuk hat Familie in dem Ort, aus dem Kateryna Syzranova kommt. „Es gibt Probleme, die Familie meiner Frau zu uns zu holen. Und wir wollten so gerne etwas tun. Als wir dann von einer Tochter der Nachbarn hörten, die das Land mit einem Bus verlassen konnte, haben wir ihr angeboten, zu uns zu kommen.“

Problemlose Zusammenarbeit mit der Kommune

Der Wunsch zu helfen sei groß, sagt Mads Abrahamson. „Man kann sein Zuhause öffnen, so kann man aktiv etwas tun. Man kann Geld oder Kleidung spenden. Aber so viel mehr kann man nicht machen. Auch wenn man gerne mehr tun würde.“

Über Zusammenarbeit und den Kontakt zur Kommune Sonderburg kann er als Gastgeber nur Gutes sagen. „Das war völlig problemfrei. Ich hatte gehört, dass man pro Person einen Zuschuss erhalten kann. Also bin ich über den entsprechenden Link auf die Internetseite gegangen, habe die Fragen ausgefüllt, und das war es. Überhaupt keine Probleme.“

Ukrainerin Nadiia Lorenzen lebt seit 2017 in Nordschleswig und arbeitet derzeit als Übersetzerin für die Kommune Sonderburg. Foto: Sara Eskildsen

Um bestmöglich mit den Geflüchteten zu kommunizieren, hatte die Kommune einige Übersetzerinnen und Übersetzer aktiviert, die am Donnerstagabend einige Gespräche übersetzten. Die Ukrainerin Nadiia Lorenzen war eine davon. Sie lebt seit 2017 in Nordschleswig. Ende März schloss sie ihre Ausbildung als Büromitarbeiterin bei der Kommune Sonderburg ab. „Und kurz darauf wurde ich gefragt, ob ich als Übersetzerin arbeiten kann, und das wollte ich natürlich gerne.“

„Viele sehnen sich nach positiven Momenten“

Die Situation in der Ukraine tue ihr weh, so Nadiia Lorenzen. „Es ist furchtbar, traurig. Meine Schwester und ihre Tochter sind geflüchtet und wohnen jetzt bei uns. Es ist schwer, so viele Menschen sind gezwungen, ihre Häuser und Familie zu verlassen, Vater und Mutter zu verlassen. Und keiner weiß, wann es aufhört!“

Wie kann man helfen? „Ich denke, wenn man Mitgefühl zeigt und Fürsorge, das hilft. Gute Erlebnisse schaffen. Viele sehnen sich nach positiven Momenten, weg von den negativen Gedanken und Erlebnissen. Und viele wollen so schnell wie möglich auf den Arbeitsmarkt, um zur dänischen Gesellschaft beizutragen – und um selbst Stabilität zu kriegen.“

In der Halle hatten Hilfsorganisationen ihre Stände aufgebaut, und die Kommune beriet in verschiedenen Räumen die Geflüchteten in Sachen Vereinsangebote, Kinderbetreuung und Arbeitsvermittlung. Foto: Sara Eskildsen
Mehr lesen

Streitkräfte

Analyse: Deshalb musste der Verteidigungschef gehen

Kopenhagen Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen hat das Vertrauen in den obersten Chef der Streitkräfte, Flemming Lentfer, verloren und ihn entlassen. Der Skandal um die Fregatte „Ivar Huitfeldt“, deren Waffensysteme in einer kritischen Situation versagten, war der konkrete Anlass. Doch letztlich geht es um die fast 200 Milliarden Kronen Steuergelder, die in die Verteidigung fließen werden, lautet die Einschätzung von Walter Turnowsky.