Deutsche Schule Sonderburg

Frida zeigt, was den Besuch einer deutschen Schule so besonders macht

Frida zeigt, was den Besuch einer deutschen Schule so besonders macht

Frida zeigt, was an einer deutschen Schule so besonders ist

Sonderburg/Sønderborg
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Frida Vloet (14) wohnt seit Sommer 2022 mit ihren Eltern in Augustenburg. Foto: Marle Liebelt

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Frida ist im August vergangenen Jahres von Nordrhein-Westfalen in die Kommune Sonderburg gezogen. Bevor sie auf die Deutsche Schule Sonderburg gewechselt ist, hat sie ein Gymnasium in Deutschland besucht. Sie erzählt, was so anders daran ist, eine der deutschen Schulen in Dänemark zu besuchen.

Der Morgen ist noch in Nebel gehüllt, als Frida Vloet (14) an diesem Mittwoch um 7.40 Uhr mit dem Bus an der Schule ankommt. Sie wohnt in Augustenburg (Augustenborg) und hat nur einen kurzen Schulweg. 

Während es in der Arnkilgade noch ruhig ist, herrscht in der Deutschen Schule Sonderburg (DSS) bereits viel Trubel. 

Am meisten ist mir nach meinem Umzug aufgefallen, dass das Verhältnis zwischen den Lehrkräften und Jugendlichen hier ganz anders ist – besser.

Frida Vloet, Schülerin
Obwohl der erste Märzmorgen noch eisig und neblig ist, toben Kinder schon im Innenhof der DSS. Foto: Marle Liebelt

Für eine Schule sind die Gebäude nicht sonderlich groß. Sie umschließen mit ihren Backsteinwänden den Innenhof, auf dem schon ein paar Kinder umherrennen und bereits voller Leben sind. Von Fridas Freundinnen und Freunden aus der 8b fehlt noch jede Spur. „Die kommen erst kurz vor der Stunde.“

Dass Frida mit deutlich jüngeren Kindern auf eine Schule geht, findet sie weder gut noch doof. Es scheint ihr gleichgültig zu sein. „Eigentlich bekomme ich von ihnen nicht so viel mit. Wir Älteren sind in den Pausen meistens drinnen auf den Fluren, und die Kleinen müssen ohnehin raus in den Pausen.“

Zugezogen aus Deutschland

„Normalerweise beginnt jeder Schultag mit einer Viertelstunde Lesezeit“, erklärt Frida. „Dann lesen alle ihr aktuelles Buch oder die Nachrichten.“ Das ist anders, als Frida es von ihrer alten Schule kennt. 

Die 14-Jährige geht erst seit August vergangenen Jahres auf die DSS. Bevor sie mit ihren Eltern in ein Haus in Augustenburg gezogen ist, hat sie in Nordrhein-Westfalen gelebt und dort das Gymnasium besucht.

„Die Schule hier ist ganz anders“, sagt Frida und meint, die Lesezeit sei nur ein kleines Detail, das anders ist. „Am meisten ist mir nach meinem Umzug aufgefallen, dass das Verhältnis zwischen den Lehrkräften und Jugendlichen hier ganz anders ist – viel besser.“ 

Das liege vielleicht auch daran, dass die Klassen an der DSS kleiner sind, als Frida es von ihrer alten Schule gewohnt ist. „In meiner Klasse sind wir nur 18 Schülerinnen und Schüler.“ 

 

Frida spielt mit ihren Freundinnen Tischtennis in der Aula. Foto: Marle Liebelt

Aber überwiegend, so Frida, habe ihr Eindruck damit zu tun, dass der Umgang einfach ein anderer ist. „Das fängt beim Duzen an.“ Die Lehrerinnen und Lehrer beim Vornamen anzusprechen, gebe ihr das Gefühl, dass alle gleich sind. Das Verhältnis sei freundschaftlicher, und sie habe weniger Hemmungen, die Lehrkräfte anzusprechen oder um Hilfe zu bitten.

Tischtennis oder Faustball

An diesem Mittwochmorgen hat Frida keine Lesezeit. Denn an diesem Tag steht Sport an erster Stelle im Stundenplan, und das sei die einzige Ausnahme, wegen der die Lesezeit wegfalle. In der Halle angekommen, erklärt Sportlehrer Edgar Claussen, was für heute auf dem Programm steht: „Am Freitag steht ein Faustballturnier in Tondern an, und wie ihr wisst, treten wir mit mehreren Teams an.“ Deshalb gibt es heute zwei Optionen: Wer beim Faustballturnier dabei ist, trainiert in der Halle. Wer nicht dabei sein möchte, kann Tischtennis in der Aula spielen. Frida und drei ihrer Freundinnen entscheiden sich für Letzteres.

Für sie beginnt der Morgen also ganz gelassen. Den leichten Ball spielen die vier Mädchen routiniert von einer auf die andere Seite der Platte, während sie sich unterhalten. Zwei der anderen beiden Schülerinnen sind, wie Frida auch, im vergangenen Jahr nach Nordschleswig gezogen. Nur Fridas Freundin Jonna lebt schon in Dänemark, seit sie denken kann. Aber ebenfalls nicht immer. „Genaugenommen sind wir auch zugezogen, aber ich glaube, da war ich eins oder so.“ 

Wer hält als Erstes ein Referat? Fridas Kumpel Jannes ermuntert Frida, es hinter sich zu bringen. Foto: Marle Liebelt

Sprachliche Schwierigkeiten? Kaum.

Nach dem entspannten Start in den Schultag mit etwas Bewegung wird es ernster. „Ich habe jetzt Dänisch und muss eine Präsentation halten“, erzählt Frida. Und zwar auf Dänisch. Wie läuft das eigentlich? 

„Ganz okay, ich verstehe das meiste.“ Für die Präsentation hat Frida sich genau aufgeschrieben, was sie sagen möchte. „Der Unterricht hier ist komplett auf Deutsch, außer in Dänisch, da sprechen wir logischerweise nur Dänisch.“ Aber in den Pausen sei Dänisch die dominierende Sprache. „Die meisten hier sind ja von hier, und die sprechen sonst auch meistens Dänisch.“ 

Auch in Fridas Klasse gibt es einige Jugendliche, die zwar perfekt Deutsch sprechen, jedoch mit dänischem Akzent. Kein Wunder, denn nicht wenige von ihnen sind aus der dänischen Mehrheitsbevölkerung. 

Statt Fragen hinterließ Fridas und Jannes Vortrag eher Anerkennung für Fridas Mut, so frei auf Dänisch zu referieren. Foto: Marle Liebelt

Ansturm auf die deutschen Schulen

Die deutschen Schulen in Nordschleswig erleben seit Jahren einen starken Zuwachs, und es können längst nicht so viele Schülerinnen und Schüler aufgenommen werden, wie sich bewerben. Der Deutsche Schul- und Sprachverein für Nordschleswig (DSSV) der Minderheit betreibt die insgesamt 13 deutschen Schulen, das Deutsche Gymnasium für Nordschleswig in Apenrade sowie 19 Kindergärten in den vier nordschleswigschen Kommunen Sonderburg, Apenrade (Aabenraa), Tondern (Tønder) und Hadersleben (Haderslev). 

Besonders seit vergangenem Jahr kann der DSSV von einem Ansturm auf seine Schulen sprechen. Während die Zugänge bei den Schülerinnen- und Schülerzahlen seit Jahren bei rund 20 bis 30 Kindern pro Jahr liegen, waren es 2022 insgesamt 211 mehr, die der Verein in seinen Schulen untergebracht hat. 

Aus Deutschland Zugezogene, wie Frida, machten dabei einen großen Anteil aus. „Aber auch seitens der dänischen Mehrheitsbevölkerung wächst das Interesse an unseren Schulen“, sagte Schulrätin Anke Tästensen dem „Nordschleswiger“ im vergangenen Herbst.  

Staatlich finanzierte Privatschulen

Der gute Ruf der deutschen Schulen spricht sich herum. Laut Tästensen kämen viele Familien an die deutschen Schulen, weil sie das Schulkonzept schätzen. „Wir haben kleine Klassen und engen Kontakt zu den Eltern“, so Tästensen. Außerdem kämen an den deutschen Schulen deutlich weniger Schülerinnen und Schüler auf eine Lehrkraft, als es an vielen anderen Einrichtungen der Fall sei. 

Die deutschen Schulen haben nicht nur den Vorteil von Privatschulen, sondern sie sind Privatschulen. Aber mit einem ganz wesentlichen Unterschied: Sie sind finanziell mit den allgemeinen Volksschulen (Folkeskoler) in Dänemark gleichgestellt. Sprich: Sie sind staatlich finanziert, und die Familien müssen keine Schulgebühren zahlen. 

Zeit für eine Pause: Frida und Jannes haben die gute Laune gepachtet. Foto: Marle Liebelt

All das spielt für Fridas Schul-Alltag zwar eine große Rolle, ist aber nicht omnipräsent. Es sind andere Dinge, die ihr immer wieder bewusst werden. „Ich glaube, das Beste ist, dass hier nicht so viel Druck von den Lehrkräften ausgeht. Das war früher anders.“ 

Das sorgt bei Frida für eine gewisse Gelassenheit. Obwohl alle ein Referat halten müssen, machen Frida und Jannes, einer ihrer engsten Schulfreunde, den Anfang. Frida zögert erst, aber Jannes lässt keinen Raum für Zweifel: „Komm, wir packen das schon. Dann haben wir es hinter uns.“ 

Frida spricht einfach drauflos

Ihr Dänisch ist nicht perfekt, meint sie, spricht aber einfach drauflos. Dafür kassiert sie nach der Präsentation auch ein dickes Lob. „Du sprichst schon richtig gut und frei Dänisch“, merkt ein Mitschüler in der Feedbackrunde an und wird prompt von der Lehrerin bestätigt.


 

„Funktional“ beschreibt den Klassenraum der 8b am besten. Foto: Marle Liebelt

Nach der Stunde sind 20 Minuten Zeit, um etwas im Klassenraum zu verweilen, ein Brot zu essen und sich zu unterhalten. Der Klassenraum der 8b ist klein, aber groß genug, dass alle 18 Jugendlichen hier Platz finden.

Nicht alles glänzt, funktioniert aber meistens

An den in einem warmen und etwas altmodischen Gelbton gestrichenen Wänden hängen keine Bilder. Jeder hat einen eigenen Tisch, einen eigenen Stuhl, eine eigene Kiste im Regal und einen eigenen Laptop. Die kleine Tafel in der Ecke ist sauber, und das dunkle Tafelgrün wirkt unbenutzt. Von Kreide ist in dem Raum keine Spur. 

Mittig an der Wand prangt ein großes Smartboard. „Das ist aber gar nicht so smart“, sagt Jannes. Und deutet an, dass es vielleicht auch nur an einigen Lehrkräften liegt, die sich im Umgang mit dem Smartboard etwas schwertun. Gut, dass die Jugendlichen in solchen Fällen meist weiterhelfen können.

Frida und Jannes sind mit einer kleinen Gruppe auf den Flur gegangen, um Matheaufgaben zu üben. Foto: Marle Liebelt

„Eigentlich finde ich es hier in Dänemark viel besser als in Deutschland“, resümiert die 14-Jährige. Alles sei „irgendwie gemütlicher“. Von ihrem Leben in Augustenburg bis zu ihrem Schultag an der DSS.

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