Die Woche am Alsensund

„Nur wer selbst brennt, kann andere anfeuern “

Nur wer selbst brennt, kann andere anfeuern

Nur wer selbst brennt, kann andere anfeuern

Sonderburg/Sønderborg
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Eine neue Woche am Alsensund mit Kolumnistin Sara Eskildsen Foto: Karin Riggelsen

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In dieser Woche am Alsensund stellte Kolumnistin Sara Eskildsen fest, dass Stromsparen überraschende Folgen haben kann.

Kann ich meine Stromrechnung bezahlen? Wie befeuert man den Kaminofen, wenn Pellets und Holz ausverkauft sind? Auch in dieser Woche war die aktuelle Energieversorgung ein allseits präsentes Thema für unsere Lokalredaktion am Alsensund.

Dörfer, die sich eigene Wärmewerke bauen. Saunen, die bereits abgeschaltet sind. Straßenlaternen, die nachts nicht mehr leuchten – viele Artikel drehten sich um die Folgen der hohen Energiekosten, die Menschen und Kommunen das Leben schwer machen.

„Sei kein Waschlappen – nutze einen“

Bin nur ich darüber erstaunt, dass wir uns im Jahr 2022 darüber Gedanken machen müssen, ob man sich eine warme Dusche leistet oder man morgens doch lieber zum Waschlappen greift? Das Motto „Sei kein Waschlappen – nutze einen“ könnte glatt als Slogan für ein europäisches Energieministerium durchgehen.

In einer Zeit, in der alles möglich scheint, ist das Normale plötzlich nicht mehr möglich. Ich höre von Familien, die nur noch das Erdgeschoss mit selbst gehacktem Holz heizen, weil sie sich die Gasrechnung nicht mehr leisten können. Oder in den Campingwagen ziehen, weil kein Geld mehr da ist, um Rechnungen zu bezahlen.

Igel schlafen in der Regel von November bis April. Eine verlockende Lösung, aber rein praktisch nur schwer mit unserem Alltag in Einklang zu bringen.

Sara Eskildsen, Kolumnistin

Wer derzeit seinen Reichtum zur Schau stellen möchte, lässt die Waschmaschine an einem windstillen Tag um 18 Uhr laufen, dann sind die Strompreise besonders hoch. Ich wasche nur noch nachts und bei Sturm, wenn die dänischen Off-Shore-Windkraftanlagen Strom erzeugen und den Preis drücken.

Generell hat mich eine Art Stromspar-Ehrgeiz gepackt. Nicht unbedingt, weil ich mir den Strom sonst nicht leisten kann. Sondern, weil es eine Herausforderung ist.

Meine ganz persönliche Stromspar-Challenge: Lesen, statt Serien auf dem Großbildschirm sehen. Bei Wind vorkochen und einfrieren. Fegen statt staubsaugen. Nur noch kalt duschen. Kerzen statt Lampen und generell kein Licht zwischen 7 und 19 Uhr.

Das hat Folgen. So griff ich beispielsweise am Dienstagmorgen im Halbdunkel der Küche überraschend in einen Frosch, den ich im Schummerlicht des Morgengrauens für eine kleine schwarze Dose gehalten hatte.

Die kleine Kröte in der Küche

Die Unke war offenbar dem Verlauf des Gartenschlauchs vom Garten in die Waschküche gefolgt und gerade dabei, unser Haus zu erkunden. Mein Schrei, als die „Dose“ plötzlich aus meiner Hand hüpfte, war vermutlich bis nach Norburg zu hören.

Im Herbst ist das mit der Energie generell so eine Sache. Gas geben fällt in mehrfacher Hinsicht schwer. Denn mit schwindenden Sonnenstunden schwinden auch die Kräfte.

Frösche beispielsweise fallen in eine Winterstarre und senken ihre Körpertemperatur auf nahezu 0 Grad Celsius ab. Ob die kleine Kröte wohl auf dem Weg zum Kühlschrank war, um bei wohligen 8 Grad zu überwintern?

Sich gegenseitig einkuscheln wie die Wintergoldhähnchen. Nur auf dem Sofa, nicht auf Fichtenästen.

Sara Eskildsen, Kolumnistin

Während Tiere erstarren, Pflanzen verwelken und Bäume Blätter abschmeißen, während Igel im Laubquartier den Winterschlaf antreten und der Spatz seine 3.600 Federn aufplustert und in der Hecke schläft, bleibt der Alltag von uns Menschen mehr oder weniger der gleiche. Obwohl auch uns die Energie ausgeht.

Die Strahlen der Sonne werden schwächer und schwächer, die Tage dunkler. Die körpereigene Energieversorgung mit Serotonin, Dopamin und Noradrenalin gerät ins Stocken. Unsere Pipeline für Wohlfühl-Hormone bleibt leer. Willkommen in der Energiekrise.

Winterschlaf – eine verlockende Lösung

Igel schlafen in der Regel von November bis April. Eine verlockende Lösung, aber rein praktisch nur schwer mit unserem Alltag in Einklang zu bringen. Allein beim Dienstplan für die Lokalredaktion Sonderburg gäbe es arge Lücken, wenn ich das mit dem Winterschlaf durchzöge.

Und wer würde meinem Pferd Heu und der Familie den Entenbraten servieren? Nein, andere Lösungsmodelle müssen her. Energie sparen ist auf jeden Fall auch hier eine gute Idee.

Sich gegenseitig einkuscheln wie die Wintergoldhähnchen. Nur auf dem Sofa, nicht auf Fichtenästen. Sonne tanken, auch wenn sie noch so blass scheint. Einander anfeuern und motivieren. Wobei auch hier gilt: Gut auf sich selbst aufpassen. Denn nur wer selbst brennt, kann andere anfeuern.

Im Winter muss nicht nur das Eichhörnchen neue Wege finden, um sich durch die kalte Jahreszeit zu bringen. Foto: Hanne Og Jens Eriksen/Biofoto/Ritzau Scanpix
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Leserbrief

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