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„Hochnotpeinlich“: SP und SSW verteilen Parkscheiben gegen Strafzettel

„Hochnotpeinlich“: SP und SSW verteilen Parkscheiben gegen Strafzettel

„Hochnotpeinlich“: SP und SSW verteilen Parkscheiben

Lucas Bröcker
Harrislee
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Die Initiatoren der Aktion von links: Christian Andresen (SP), Christian Dirschauer (SSW), Rainer Naujeck (SP), Gösta Toft (FUEN) und Martin Lorenzen (SSW) Foto: Karin Riggelsen

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1.000 Parkscheiben haben die Schleswigsche Partei aus Dänemark und der Südschleswigsche Wählerverband aus Deutschland organisiert und am Freitag auf einem Parkplatz in Harrislee verteilt. Damit wollten sie ein Zeichen setzen gegen die Nichtanerkennung dänischer Parkscheiben in Flensburg.

Seit April werden dänische Parkscheiben in Flensburg (Flensborg) nicht mehr akzeptiert. Seitdem hagelt es für unwissende Autofahrerinnen und -fahrer Bußgelder. Um auf die Problematik aufmerksam zu machen, haben sich Vertreter der jeweiligen Minderheitenparteien der Grenzregion – Schleswigsche Partei (SP) und Südschleswigscher Wählerverband (SSW) – am Freitag auf dem Parkplatz des Supermarktes Poetzsch in Harrislee getroffen und 1.000 gesetzeskonforme Parkscheiben verteilt.

 „Wir wollen mit der Aktion proaktiv ein Signal setzen“, sagt Christian Dirschauer, Landtagsabgeordneter in Schleswig-Holstein und Vorsitzender des SSW. „Ich halte die gesamte Situation für hochnotpeinlich. Wenn ich eine Parkscheibe habe und diese richtig eingestellt ist, kann man auch mal Flexibilität beweisen. Unser Bundestagsabgeordneter Stefan Seidler hat dazu in der vergangenen Woche im Bundestag eine Rede gehalten, und wir wollen diese mit der Aktion unterfüttern.“

Die beiden Parteivorsitzenden Christian Dirschauer (l., SSW) und Rainer Naujeck (SP) präsentieren ihr deutsch-dänische Parkscheibe. Foto: Karin Riggelsen

Insgesamt war die Aktion ein Erfolg. Viele dänische Menschen, an die die Scheiben verteilt wurden, wussten noch nichts von der Regelung, und manche waren überrascht. Andere wiederum kannten sie, zeigten jedoch Unverständnis über das seit diesem Jahr angewandte Vorgehen.   

„Im Mai war ich mit der dänischen Campingunion unterwegs, und zur Vorbereitung haben sie von dem Problem geschrieben – daher wusste ich bereits davon. Eine Parkscheibe ist eine Parkscheibe, egal ob auf Deutsch oder Dänisch. Das kann ja wohl nicht das große Problem sein. Die Aktion finde ich gut, da viele davon noch keine Kenntnis besitzen“, sagt Lars Abrahamsen aus Vejle, der mit seiner Frau Tine Dalsgaard zwei- bis dreimal pro Jahr zum Einkaufen nach Deutschland fährt.

SP-Vorsitzender Rainer Naujeck überreicht Tine Dalsgaard und ihrem Mann Lars Abrahamsen eine gesetzeskonforme Parkscheibe. Foto: Karin Riggelsen

Vivian Stæhr und ihr Mann Christian aus Kollund sind hingegen zwei- bis dreimal in der Woche zum Kauf von Lebensmitteln in Flensburg. Sie haben eine Parkscheibe für ihren Nachbarn mitgenommen, der noch nichts von der Regel wusste. Das Ehepaar ist verwundert über das neue Vorgehen: „Wir haben aus der Zeitung davon erfahren, da sehr viele Dänen plötzlich eine Geldstrafe bekommen haben. Wir finden das blöd. Die Aktion ist daher sehr gut, um auf das Problem aufmerksam zu machen.“

Haben eine Parkscheibe für ihren Nachbarn mitgenommen: Vivian und Christian Stæhr aus Kollund. Foto: Karin Riggelsen

Viele Menschen stellen sich gegen das neue Vorgehen, doch was kann beispielsweise die SP aus Dänemark heraus bewirken? „Da es ein deutsches Gesetz ist, können wir nur mit Öffentlichkeitsarbeit darauf reagieren, um so den Druck zu erhöhen“, so der Vorsitzende Rainer Naujeck.

Ziel: Einheitliche europäische Parkscheibe

Kurzfristig wollen sowohl SP als auch SSW, dass die dänische Parkscheibe in Flensburg wieder akzeptiert wird, langfristig gibt es aber ein ganz anderes Ziel: Eine europäische Parkscheibe soll her, die innerhalb der EU uneingeschränkt genutzt werden darf. Bis dahin wird es aller Voraussicht nach jedoch noch ein paar Jahre dauern.  

„Das sind klassische grenzüberschreitende Themen. Gerade im Grenzland sind die SP und der SSW die Brückenbauer“, erklärt Christian Dirschauer und ergänzt: „In Flensburg ist der Tourismus ein großer Faktor. Wir brauchen hier die Umsätze, auch von den dänischen Menschen.“ Aus seiner Sicht sei es ein Zeichen von Gastfreundlichkeit, die dänische Scheibe zu akzeptieren, da sie im Grunde das Gleiche wie die deutsche Parkscheibe abbilde – nämlich die Ankunftszeit.

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