Leserbrief

„Die Flagge hoch, die Flagge wieder runter“

Die Flagge hoch, die Flagge wieder runter

Die Flagge hoch, die Flagge wieder runter

Paul Sehstedt
Apenrade/Aabenraa
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Paul Sehstedt ironisiert in seinem Leserbrief das geplante Verbot des Hissens von ausländischen Flaggen.

Als das Oberste Gericht im vergangenen Jahr in einem Grundsatzurteil feststellte, dass die Verwaltung des Dannebrog durch die dänischen Behörden auf keinerlei Rechtsgrundlage ruhte und somit das Hissen anderer Nationalflaggen in Dänemark zuließ, konnte jeder plietsche Bürger erahnen, dass die nationalkonservativen Parteien sofort gegen diese Freizügigkeit opponieren würden. Dies ist laut „Der Nordschleswiger“ jetzt geschehen: Die Regierungsparteien wollen Einfluss darauf nehmen, welche Flaggen an dänischen Fahnenstangen wehen dürfen.

Wehe dem, der anderes in die Lüfte hieven will. Mit einigen wenigen Ausnahmen werden keine bunten Nationalfahnen im dänischen Himmel flattern. Die Polizei wird besonders in Sommerhausgebieten anrücken, wenn Eingeborene ihren Nationalstolz verletzt sehen, falls ein Tourist etwas anderes als den Dannebrog anleint. Nichts gegen die dänische Flagge: Sie ist einprägsam und ist bei jedem Wetter ein schmucker Lichtblick in den Lüften, aber Dänemark ist nun seit über fünf Dekaden Mitglied der EU und das dürfte sich endlich auch am Fahnenhimmel bemerkbar machen. Die Zeit ist reif dafür.

Der deutschen Minderheit soll laut dem Presseartikel ein Sonderstatus eingeräumt werden, welcher zu begrüßen ist, weil so mühseliger Verwaltungsaufwand verhindert werden kann. Doch dürfen Demonstranten bei Kundgebungen andere Nationalflaggen schwenken lassen. Dürfen die Flaggen des Tibets, Israels oder Palästinas ohne Sondergenehmigung geführt werden? 

Das nationale Dänemark benimmt sich in vieler Hinsicht kleinkariert, doch dem ist leider nur ganz schwer beizukommen. Eigenartigerweise regt sich im noch Königinnenreich niemand darüber auf, dass das ehemalige italienische Königshaus Savoyen oder der Malteserorden oder der deutsch-römische Kaiser Friedrich II. auch das weiße Phillipuskreuz auf rotem Tuch benutzen.

Wie dem auch sei, Dänemark bleibt seinem Leitsatz „Dem Fortschritt einen Rückschritt voraus zu sein“ treu. Hoffentlich wird dies nicht das Motto des kommenden Monarchen sein.

Paul Sehstedt, Apenrade

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