Gerichtsprozess

Wahnsinnsfahrt vor der königlichen Residenz

Wahnsinnsfahrt vor der königlichen Residenz

Wahnsinnsfahrt vor der königlichen Residenz

Sonderburg/Sønderborg
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Auf dem Schlossplatz von Amalienborg mussten die Menschen um ihr Leben springen, als der Angeklagte 2020 mit seinem Auto die Ritterstatue in rasantem Tempo umkreiste und auf dem Platz Slalom fuhr. Einige glaubten sogar an eine Terrorattacke. Foto: Ute Levisen

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Ein 42-jähriger Mann konnte in seinem Audi auf dem Schlossplatz von Amalienborg drei Runden im Slalom drehen, bevor ein Polizist dieser Wahnsinnsfahrt Einhalt gebot. In diesen Tagen muss sich der Mann, der bereits einen Maßregelvollzug hinter sich hat, erneut vor Gericht verantworten.

Die Anklageschrift liest sich wie das Drehbuch eines schlechten Films: Ein 42-jähriger Mann aus der Kommune Hadersleben raste im Frühjahr 2020 mit seinem Audi über den Schlossplatz der königlichen Residenz Amalienborg in Kopenhagen, drehte – inmitten der Fußgängerzone – drei Slalomrunden um die Ritterstatue, versetzte Passantinnen und Passanten in Angst und Schrecken, bevor ein Polizist den Wahnsinnsfahrer beherzt stoppte: Er habe auf dem Schlossplatz, so sagte der Beamte später aus, noch nie ein Auto gesehen.

Zeugen: Nicht zurechnungsfähig und gefährlich

Diese und weitere denkwürdige Episoden werden dieser Tage in einem auf zwei Tage anberaumten Gerichtsprozess in Sonderburg aufgerollt, wie der Gerichtsreporter von „JydskeVestkysten“ berichtet.

Zeuginnen und Zeugen sowie ehemalige Mitarbeitende der regionalen Psychiatrie bezeichnen den 42-Jährigen, der psychisch instabil und im Maßregelvollzug kein Unbekannter ist, als gefährlich. Eine Einweisung in die forensische Psychiatrie ist jedoch laut Zeugenaussagen wegen Platzmangels gescheitert.

Schlagbäume als Favoriten für Autoattacken

Im Dezember hatte der Mann sich die Hauptwache des Kampfjetstützpunktes in Skrydstrup als Ziel für eine weitere Auto-Attacke ausgesucht: Er rammte den Schlagbaum an der Wache des Stützpunktes und das Fahrzeug eines Hundeführers, der auf dem Weg zur Arbeit war. Dessen Auto wurde dadurch arg in Mitleidenschaft gezogen. Der Diensthund, der im Fond des Fahrzeugs untergebracht war, hatte die Episode unbeschadet überstanden.

Polizist mit Axt bedroht

Die Polizei entzog dem Angeklagten nach diesem Vorfall die Fahrerlaubnis – zumal der Mann nur vier Monate zuvor einen weiteren Schlagbaum torpediert hatte: Diesmal war es die Schrankenanlage des Bestseller-Konzerns am Moltrup Landevej bei Hadersleben. In Gramm (Gram) hatte der Mann zudem einen Polizisten mit einer Axt bedroht.

Das Gericht in Sonderburg befand den Anklagten in den verschiedenen Punkten zwar schuldig, wartet indes zur Feststellung der Urteilsfähigkeit und des Strafmaßes ein psychiatrisches Gutachten ab.

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Leitartikel

Siegfried Matlok
Siegfried Matlok Senior-Korrespondent
„Roulette Royal“