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Vom deutschen Kindergarten zum Grand Old Man des Theaters

Vom deutschen Kindergarten zum Grand Old Man des Theaters

Vom deutschen Kindergarten zum Grand Old Man des Theaters

Hadersleben/Haderslev
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Ole Sørensen feiert im kommenden Jahr sein 45-jähriges Bühnenjubiläum. Foto: Ute Levisen

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Ole Sørensen ist Reumert-Preisträger und der Grand Old Man des dänischen Theaters. Vielfach preisgekrönt, hat es den Schauspieler des Haderslebener Møllen-Theaters nie in die große weite Welt gezogen. Der 71-Jährige hat den deutschen Kindergarten besucht – und ist mit Mona-Lisa verheiratet. Im nächsten Jahr feiert er sein 45-jähriges Bühnenjubiläum.

Ole Sørensen ist das, was man einen Mann der ersten Stunde nennen kann. Als das Møllen-Theater in der alten Mühle am Haderslebener Mühlenstrom vor nunmehr 49 Jahren aus der Taufe gehoben wurde, war der heute 71-Jährige dabei – zunächst als Laiendarsteller, hernach als Vollblutschauspieler.
 

Ole Sørensen brilliert in „Ein Mann namens Ove“, eine Theaterinszenierung nach dem gleichnamigen Roman von Fredrik Backman aus dem Jahr 2012. Foto: Ute Levisen

Die große Liebe zur Bühne

„Ich liebe das Theater“, schwärmt Ole Sørensen, auch wenn seine große Liebe Mona-Lisa heißt. Es ist seine Frau, die Sørensen liebevoll Isa nennt.
Isa war es auch, die ihrem Mann grünes Licht gab, als es diesen auf die Bühne des Møllen zog.

„Ich bin gelernter Typograf und habe damals gut verdient“, erinnert sich Sørensen. Als Schauspieler einer Regionalbühne aber wird man nicht reich.

Sørensen hängte dennoch seinen Beruf als Typograf an den Nagel, um fortan in Vollzeit auf den Brettern zu stehen, die für ihn die Welt bedeuten. Bis heute ist Sørensen ihnen treu geblieben – inzwischen als Freelancer.

Zeit für den Ruhestand hat der 71-Jährige nicht. Foto: Ute Levisen

Erste Schritte im deutschen Kindergarten

Seine ersten Schritte in Kindertagen tat er im deutschen Kindergarten der Domstadt, weil im dänischen kein Platz war: „Das war eine schöne Zeit, die ich nicht missen möchte“, erinnert er sich.

In die große weite Welt hat es Ole Sørensen nie gezogen. Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, musste die weite Welt eben zu ihm kommen.
 

Als Mitglied von „Willys Kaffeklub“ wurde Ole Sørensen zur weithin bekannten Kultfigur. Hier ist er mit seinem nicht minder bekannten Kollegen Alex Bødiker zu sehen. Nach 27 Jahren war Schluss mit lustig. „Dennoch treffen wir uns privat regelmäßig, um in Erinnerungen zu schwelgen“, sagt Sørensen. Foto: Ute Levisen

So geschah es.

Sørensen stand unter anderem mit dem viel zu früh verstorbenen Klaus Löwitsch in einem Wattenmeer-Krimi des deutschen Fernsehens vor der Kamera. Jüngst wirkte er in „Resten af livet“ mit, in dem neuen Film von Frelle Petersen.

Auch darin brilliert der Charakterdarsteller, was ihm eine Nominierung für den vornehmsten Filmpreis Dänemarks einbrachte. Es ist der dänische Oscar, der hierzulande „Bodil“ heißt. Auch für den Publikumspreis „Svend Prisen“ sowie für einen weiteren Filmpreis, den „Robert“, kam Sørensen in die engere Wahl.

Der Møllen-Schauspieler in einer seiner Paraderollen als „Der Grenzwächter“. Das Stück behandelt ein trauriges Kapitel deutsch-dänischer Grenzlandgeschichte. Foto: Ute Levisen

Doppelter Grund zum Feiern

„Bekommen hat den Bodil dann Anders Berthelsen“, sagt Ole Sørensen.

Dafür hat er seit 2019 einen Reumert im Schrank, die größte Auszeichnung der dänischen Theaterwelt, für seine Rolle in der Inszenierung „Mod til at dræbe“.

Im kommenden Jahr feiert Ole Sørensen, den Møllen-Direktor Nikolaj Mineka einmal als Grand Old Man des dänischen Theaters bezeichnet hat, sein 45-jähriges Bühnenjubiläum – und das Regionstheater Møllen das 50. Jahr seines Bestehens. Es wird also doppelten Grund zum Feiern geben.
 

Heute arbeitet Sørensen freiberuflich für das Theater, das für ihn die Welt bedeutet. Foto: Ute Levisen

Kampferprobt zum Wikingerspiel

Zwischen den vielen Feiern ruht sich Sørensen nicht auf seinen Lorbeeren aus. Im Gegenteil. Der kampferprobte Mime, erinnert sei hier an seine Rolle als König Lear, wird als Regisseur von „Skjoldungen“ des Jelser Wikingerspiels 2024 wieder einmal hinter den Kulissen stehen.

„Darauf freue ich mich schon sehr“, sagt der Mann für alle Fälle. Zumal der Hausdramatiker des Møllen-Theaters, Brian Wind-Hansen, für die passende Dramatik auf der Freilichtbühne in Jels sorgen wird. Komplett wird das Team mit Johanne Eggert, die als Bühnenbildnerin auch schon im Møllen gewirkt hat. In Ermangelung eines Wolfshundes, so viel verrät Sørensen vorab, wird auch ein Deutscher Schäferhund mitwirken.

Im Januar führt Sørensen bei der Re-Premiere des Stücks „Æselhjerte“ im Theater Møllen Regie. Es ist eine Koproduktion mit „Randers Teater“. Foto: Ute Levisen

Tønder Festival: Theaterkonzert zum Jubiläum

Im nächsten Jahr gibt es zudem ein Wiedersehen mit einem früheren Weggefährten aus dem Theater am Mühlenstrom. Der ehemalige Administrator des Møllen, Jakob Tekla Jørgensen, ist nach zehn Jahren als Chef von „Teater Nordkraft“ in Aalborg in die Region zurückgekehrt und nunmehr Direktor von „Kolding Egnsteater“.

Für sein Haus bringt Ole Sørensen 2024 als Regisseur ein Theaterkonzert auf die Bühne. „Es besteht aus Folkmusik vom Tønder Festival, das im nächsten Jahr auch sein 50-jähriges Jubiläum begeht“, verrät er.
 

Ole Sørensen hat viele Eisen im Feuer. Im neuen Jahr bringt er mit „Kolding Egnsteater“ ein Theaterkonzert auf die Bühne – mit Musik vom Tønder Festival. Foto: Ute Levisen

Zu guter Letzt noch ein Preis

Ole Sørensen bleibt somit wenig Zeit, den viel besungenen Ruhestand zu genießen. Unlängst ist der Haderslebener für seine Arbeit mit dem „Olaf Ussings Legat“ gewürdigt worden und somit um eine Auszeichnung und 40.000 Kronen reicher.

Er weiß auch schon, wohin mit dem unerwarteten Geldsegen: Das Preisgeld wird der Mann namens Ole in eine neue Zahnbrücke investieren. Es muss ja auch nicht immer Kaviar sein ...


 

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Kirsten Bachmann