SERIE: AUF ARBEIT MIT…

Ein Tag im Leben eines Galeristen

Ein Tag im Leben eines Galeristen

Ein Tag im Leben eines Galeristen

Hadersleben/Haderslev
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Hans Jørgen Hansen verbringt viel Zeit in seiner Galerie am Torvet. Foto: Amanda Klara Stephany

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In unserer Serie „Auf Arbeit mit …“ begleiten wir Menschen in ihrem Berufsalltag. In dieser Folge erzählt Hans Jørgen Hansen von seiner Arbeit als Galerist. Wir haben ihn in seiner Galerie in Hadersleben besucht.

Tonskulpturen, gigantische Zeichnungen, bunte Becher: Wenn Hans Jørgen Hansen morgens seine Galerie betritt, mangelt es ihm nicht an Abwechslung. In seinen Räumlichkeiten voller Farben und Formen arbeitet der Haderslebener für die Kunst. Und hat dabei ganz schön viel Verantwortung zu tragen. 

Begeistert vom künstlerischen Handwerk 

„Die Farben, die hat die Künstlerin selbst hergestellt. Ein ganzes Jahr braucht sie so für eines ihrer Bilder. Es ist ein wunderbares Schaffen“, erklärt Hans Jørgen Hansen mit Blick auf ein Bild der derzeitigen Ausstellung. Das Bild ist sehr groß, mindestens 1,60 Meter lang und breit. Und das Orange im Kunstwerk ist so knallig, dass Hans Jørgen Hansens Gesicht davon angestrahlt wird.

Bilder verkaufen – das ist der Job von Hans Jørgen Hansen, Inhaber der Galerie „ARTC“ im Torvet. Doch eigentlich ist es so viel mehr als das. 

In der Galerie finden sich alle vier Wochen neue Austellungsstücke. Foto: Amanda Klara Stephany

Vom Schulleiter zum Galeristen 

„Ich war früher Schulleiter und bin dann bei einem Freund eingestiegen, der eine Galerie in Tondern besaß. Kunstbegeistert war ich damals schon“, erklärt er seinen besonderen Werdegang. Begonnen hatte alles mit zwei Galerien, in Tondern (Tønder) und Hadersleben, als sein Freund und Partner aber aufhörte, entschied sich Hans Jørgen nach einiger Zeit nur noch in Hadersleben zu arbeiten: „Es ist viel Arbeit, und das Herumfahren wurde auf Dauer zu viel“, erklärt Hansen. 

Verkaufsgespräche als Steckenpferd

Seinen Vormittag verbringt er oft am Laptop: „Größtenteils muss ich E-Mails bearbeiten, Telefonate führen oder Veranstaltungen und Ausstellungen planen“, erklärt er. Die Ausstellungen in der ARTC-Galerie sind bereits für das ganze Jahr 2024 vorgeplant: „Und wir sind demnächst auch mit einigen unserer Ausstellungsstücke bei einer Kunstmesse in Berlin. Die Planung ist sehr stressig“, erklärt Hans Jørgen.

Welches Kunststück mit darf, entscheidet er gemeinsam mit den Künstlerinnen und Künstlern. Denn ihm gehören die ausgestellten Werke in der Galerie nicht: „Sie sind immer noch das Eigentum des Kunstschaffenden“, so Hansen. Und sein Hauptziel ist es, das zu ändern: „Ich diene als Vermittler zwischen den Kunstschaffenden und den Kunstliebhabenden.“

Das ist auch mit viel Verantwortung verbunden: „Manchmal mache ich mir selber Druck, die Kunst unbedingt an den Mann oder die Frau bringen zu wollen. Vor allem bei Künstlerinnen und Künstlern, die nur bei mir ausstellen und somit auf mein Verkaufstalent und auf mich angewiesen sind“, erklärt er und steht auf, als plötzlich die automatische Türklingel erklingt und eine potenzielle Kundin hereinkommt. Hansen ist direkt zur Stelle und bietet seine Hilfe an. Die Hintergründe der einzelnen Kunstwerke hat er alle im Kopf. 

 

 

Ich diene als Vermittler zwischen den Kunstschaffenden und den Kunstliebhabenden.

Hans Jørgen Hansen, Galerist

Nach einem längeren Gespräch kommt er wieder zurück, lächelnd: „So ist das manchmal, dann kommt jemand herein, weil sie oder er etwas im Schaufenster gesehen hat.“

Das „Etwas“ sind in diesem Fall zwei große Vasen für jeweils mehr als 30.000 Kronen das Stück. Doch Hans Jørgen Hansen hat nicht nur Kunstwerke im fünfstelligen Bereich bei sich herumstehen: „Es kommt immer etwas darauf an, wie lange die Kunstschaffenden schon etabliert sind, wie beliebt, wie groß das Werk ist“, erzählt der Domstädter.

Stücke vom bekannten dänischen Künstler Per Arnoldi, der im Frühjahr in der ARTC-Galerie ausstellte, seien deutlich teurer als von unbekannteren Kunstschaffenden: „Vieles ist auch schon vorher verkauft, also vor der Vernissage“, erklärt Hansen. Er liefert seine Kunstwerke meist selbst aus, seine Kundschaft kommt oft aus Kopenhagen, Aarhus oder Odense. Aber auch Deutsche, etwa aus Hamburg, haben es auf seine Käuferinnen- und Käuferliste geschafft. 

Es gibt auch Stücke in der Galerie zu kaufen, die besonders schwierig zu besorgen waren. Foto: Amanda Klara Stephany

Kunst von ausgebildeten Künstlerinnen und Künstlern 

„Ich stelle hauptsächlich Kunstschaffende aus, die eine Ausbildung im kreativen Bereich gemacht haben und die von ihrer Kunst leben. Oder leben möchten.“

So würde er seine Anfragen schon vorher aussortieren, erzählt er, während er auf seinen Laptop blickt und E-Mails in seinem Postfach verschiebt. Er garantiere damit, einen gewissen Standard zu halten, der in der Kunstszene wertgeschätzt wird, erklärt Hansen. In der Vergangenheit hat er so auch Künstlerinnen und Künstler ins Boot geholt, die normalerweise nicht ausstellen: „Da hatte ich schon mal Glück gehabt. Da ist sogar eine Tonkünstlerin dabei, die verkauft ihre Werke eigentlich nur direkt weiter nach New York oder sonst wohin“, erklärt er stolz. 

 

Derzeit plant Hans Jørgen Hansen eine Ausstellung auf einer Berliner Kunstmesse. Foto: Amanda Klara Stephany

Ein zweiter Verkaufsort: Das Internet 

Wenn er nicht telefoniert, berät oder organisiert, macht er auch Bilder für die Webseite der Galerie: „Darüber verkaufe ich einen Großteil der Kunst. Es ist unumgänglich geworden.“ Und die Internetseite instand zu halten, kostet Zeit: „Zudem haben wir einen Newsletter, der die Menschen über Ausstellungen, Gemälde und Vernissagen informiert.“

Seit diesem Jahr arbeitet Hans Jørgen gemeinsam mit seiner Frau in der Galerie. Doch besonders wichtig wäre auch der rege Austausch mit der Kunstszene in Hadersleben, Nordschleswig und ganz Dänemark: „Und auch Deutschland lassen wir nicht außen vor. Wir stellen gleich nächstes Jahr mehrmals deutsche Künstlerinnen und Künstler aus.“

Während der Öffnungszeiten kann jede und jeder hineinkommen. Gekauft werden muss dabei nichts. Foto: Amanda Klara Stephany

Kunstliebhaber durch und durch 

Viel Zeit hat Hans Jørgen Hansen an diesem Tag nicht. Gleich mehrere Dinge stehen in den nächsten Wochen an: „Unsere Ausstellung am Tempelhofer Feld bei der Kunstmesse muss ins kleinste Detail geplant sein. Und die nächste Vernissage steht auch schon an.“

Sein Beruf macht ihm große Freude und auch privat nimmt er „Berufliches“ gerne auch mit nach Hause: „Ich habe sehr viel Kunst, auch aus Ausstellungen meiner Galerien, bei mir im Haus herumstehen. Also wirklich, sprichwörtlich herumstehen, weil an den Wänden kein Platz mehr ist“, erzählt er lachend. 

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