Skandal

Geil nach Freistellung von Konzernchef: „Katastrophal“

Geil nach Freistellung von Konzernchef: „Katastrophal“

Geil nach Freistellung von Konzernchef: „Katastrophal“

Kopenhagen/Skrydstrup
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Verteidigungsministerin Trine Bramsen (Mitte) reagierte auf die jüngst veröffentlichten Enthüllungen mit der Suspendierung hochrangiger Beamter ihres Ministeriums. Foto: Ute Levisen

Die Nachricht schlug in Hadersleben ein wie eine Bombe: Der Mann, der an der Spitze der Implementierung der F-35 auf dem Fliegerhorst Skrydstrup steht, ist nach der Aufdeckung des Schwindelskandals im Verteidigungsministerium vom Dienst suspendiert worden. Die Chefetage der Kommune trifft sich am Dienstag mit Anrainern in Skrydstrup.

Das hatte gerade noch gefehlt: Generalmajor Per Pugholm Olsen (PPO) sollte als Konzerndirektor des dänischen Verteidigungsministeriums im Rahmen der Stationierung der F-35 ab 2022/2023 alle Fäden in der Hand halten. Mehr noch: Das politisch erarbeitete Lärm-Kompensationsmodell fußt auf den Empfehlungen von PPO. Bei der F-35-Einführung handelt es sich um den bislang größten Militäreinkauf der dänischen Geschichte.

Im Kielwasser des Skandals im „Forsvarsministeriets Ejendomsstyrelse” hat Verteidigungsministerin Trine Bramsen (Sozialdemokratie) Pugholm Olsen mit sofortiger Wirkung vom Dienst freigestellt und versetzt.

„Besondere Verantwortung“

„Per Pugholm Olsen hat in diesem Fall eine besondere Verantwortung. Er wird vom Dienst freigestellt und bis auf Weiteres andere Aufgaben wahrnehmen“, so Bramsen auf einer Pressekonferenz am Dienstagvormittag.

Generalmajor Per Pugholm Olsen war Ansprechpartner für Anrainer des Fliegerhorstes Skrydstrup. Jetzt ist er bis auf Weiteres vom Dienst freigestellt. Foto: Ute Levisen

„Das ist katastrophal“, kommentierte Haderslebens Bürgermeister H. P. Geil (Venstre) die jüngste Entwicklung in diesem aufsehenerregenden Fall. Schließlich sei Pugholm eine zentrale Person mit umfassendem Know-how, wenn es um die Implementierung der F-35 geht.

Unstimmigkeiten in den Bilanzen

In den jüngst aufgedeckten Enthüllungen geht es um einen groß angelegten Betrugsfall in der Immobilienbehörde des Ministeriums, der in der vergangenen Woche nach scharfer Kritik seitens der Reichsrevision in den Medien für Schlagzeilen gesorgt hatte. Die Ministerin hatte erst Mitte vergangener Woche davon erfahren – ebenso von der Tatsache, dass hochrangige Beamte ihres Ministeriums von Unstimmigkeiten in den Bilanzen von „Forsvarsministeriets Ejendomsstyrelse”  seit über einem Jahr gewusst – und dennoch nichts unternommen hatten.

Bürgermeister H. P. Geil (Venstre): „Uns sind die Hände gebunden.“ Foto: Ute Levisen

Darauf hat die Ministerin nun mit der Suspendierung unter anderem ihres Konzernchefs reagiert. Darüber hinaus soll das gesamte Verteidigungsministerium auf mögliche Schwachstellen, die Betrug Tür und Tor öffnen könnten, unter die Lupe genommen werden. Auch wolle sie, kündigte Bramsen an, der internen Revision hohe Priorität einräumen und die Leitungsstruktur ihres Ministeriums einer Revision unterziehen.

Treffen mit Anrainern

Bürgermeister Geil, der sozialdemokratische Gruppenvorsitzende Henrik Rønnow sowie der amtierende Kommunaldirektor Rune Larsson treffen sich am Dienstagabend mit betroffenen Anrainern des Kampfjet-Stützpunktes in Skrydstrup. Die Interessengemeinschaft betroffener Anrainer hat am Donnerstag ihrerseits ein Treffen mit dem Verteidigungsausschuss des Folketings.

Die Hände gebunden

„Uns sind als Kommune in diesem Fall die Hände gebunden“, sagte Geil. „Wir können nichts anderes tun, als uns die Frustrationen der Betroffenen anzuhören.“

Dörfer nicht spalten

Die Kommune hatte sich an Regierung und Verteidigungsausschuss gewandt – mit der nachdrücklichen Bitte, im Rahmen des Entschädigungsmodells und der damit verbundenen Einteilung in rote und gelbe Zonen der vom Kampfjet-Lärm betroffenen Dörfer, diese „nicht zu spalten“.

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