Kulturkommentar

„Sexuelle Vielfalt sollte Thema in der Minderheit werden“

Sexuelle Vielfalt sollte Thema in der Minderheit sein

Sexuelle Vielfalt sollte Thema in der Minderheit sein

Erik Benger
Erik Benger
Nordschleswig
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Die deutsche Minderheit sollte LGBT+-Themen mehr Beachtung schenken. Foto: Klaus Dreyer/Ritzau Scanpix

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Warum ist sexuelle Vielfalt kein wirkliches Thema in der deutschen Minderheit? Für Erik Benger ist das widersprüchlich, da diese sich doch immer als offen und vielfältig präsentiert. Dabei sollte sich doch gerade die Minderheit für andere Minderheiten interessieren.

Allein in Dänemark identifizieren sich, laut der Organisation Landsforeningen for bøsser, lesbiske, biseksuelle og transpersoner (LGBT Danmark), etwa 7 bis 9 Prozent der Bevölkerung als LGBT+. Doch wie ist das in der deutschen Minderheit? Wer dieser Frage nachgeht, stößt oft auf Unwissenheit.

Vielmehr wird der oder die Antwortsuchende mit allgemeinen Fragen abgespeist, die gerade so die Tiefe ankratzen, aber nie das Oberflächliche verlassen. Auf Nachfrage antwortet Katharina Kley, die Vorsitzende der Jungen Spitzen, die Jugendorganisation der Schleswigschen Partei (SP): „Wir laufen doch bei der Pride in Apenrade (Aabenraa) mit.“ Oder: „Die LGBT-Thematik ist auf jeden Fall ein Teil unserer Agenda.“ Nur wie genau, beantwortet sie nicht. 

LGBTQA* 

LGBTQA* steht für Lesbian (lesbisch), Gay (schwul), Bisexual (bisexuell), Transgender (transsexuell), Queer, Asexuell und mehr.

Da kommen bei mir einige Fragezeichen auf. Wenn sich wirklich 7 bis 9 Prozent der Bevölkerung als LGBT+ identifizieren (und wahrscheinlich ist die Dunkelziffer noch höher), müssten dies, statistisch gesehen, in der deutschen Minderheit rund 1.000 bis 1.500 Mitglieder sein. Doch wo sind sie? Klar, gelegentlich präsentiert sich jemand aus der LGBT+-Community, doch im Großen und Ganzen wirkt die Minderheit meines Erachtens eher ziemlich heteronormativ.

Die sexuelle Vielfalt sollte endlich ein Thema sein

Dies kann zum Beispiel daran liegen, dass diese Thematik hier nicht wirklich auf der allgemeinen Agenda steht, vielleicht auch, weil sich ein Großteil auf dem allgemeinen Aspekt der Offenheit ausruht. Die wahrscheinlich, individuell gesehen, sehr unterschiedlich ausfällt oder gar anders definiert wird.

Es gibt beim Bund Deutscher Nordschleswiger (BDN) unter anderem eine AG Gleichstellung, die sich bislang aber nur mit Frauen-Männer Gleichstellung und Inklusion befasst. Warum nicht auch mal eine AG sexuelle Vielfalt ins Leben rufen? Zum Beispiel könnten so mögliche Diskriminierungen abgebaut oder gar ganz verhindert werden. Das wäre doch ein Anfang.

Auch unter den Schülerinnen und Schülern des Deutschen Gymnasiums für Nordschleswig (DGN) gibt es den Wunsch, dass das Thema sexuelle Vielfalt seinen Weg auf den Lehrplan findet. Darüber hatte „Der Nordschleswiger“ jüngst berichtet.

Aber warum ist das nicht bereits geschehen? Warum müssen erst die Schülerinnen und Schüler das einfordern? Denn zu Offenheit gehört auch, den Jugendlichen die gesamte Palette der Vielfalt des menschlichen Zusammenlebens näherzubringen.

Unwissenheit auf allen Ebenen

Unabhängig von den Jungen Spitzen und dem Lehrplan des DGN, scheint sich die Unwissenheit durch die gesamte Verbandsstruktur der deutschen Minderheit zu ziehen. Der Sozialdienst zum Beispiel äußert sich nur mit einem: „Das ist eine gute Frage“, oder „Wir haben da keine Berührungsflächen“ und wirkt dabei mehr überrascht als informiert. Suchende zur LGBT-Thematik werden nur in der Bücherei wirklich fündig.

Im Großen und Ganzen gibt die momentane Situation ein nicht zufriedenstellendes Bild ab. Betrachte ich dieses genauer, kommt mir aber eine entscheidende Frage: Ist es nicht auch die Aufgabe einer Minderheit, sich für andere Minderheiten starkzumachen (zu der auch die LGBT+-Community zählt) und diese als Teil ihrer DNA zu verflechten?

Mit dem Ziel eines gemeinsamen, friedvollen Zusammenlebens. Dies wäre doch ein mehr als erstrebenswertes Ziel und könnte die deutsche Minderheit zu einem wirklichen Ort der Offenheit und Vielfalt machen.

 

Die in diesem Kulturkommentar vorgebrachten Inhalte sind nicht von der Redaktion auf ihre Richtigkeit überprüft. Sie spiegeln die Meinung der Autorin oder des Autors wider und repräsentieren nicht die Haltung des „Nordschleswigers“.

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Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
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