Deutsche Minderheit
BDN setzt auf pragmatische Lösung bei Sprachencharta
BDN setzt auf pragmatische Lösung bei Sprachencharta
BDN setzt auf pragmatische Lösung bei Sprachencharta
Diesen Artikel vorlesen lassen.
Bei einem Treffen mit den dänischen Ministerien und Behörden hat der Bund Deutscher Nordschleswiger unter anderem deutlich gemacht, dass es bei der Umsetzung der Sprachencharta nicht darum geht, alles auf Deutsch zu übersetzen, sondern sich auf zentrale Punkte zu konzentrieren.
Die sprachpolitische Arbeitsgruppe des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN) hatte einige Ideen im Gepäck, wie Dänemark weitere Punkte der Sprachencharta erfüllen kann, als sie sich am Freitag in Kopenhagen mit Vertreterinnen und Vertretern der dänischen Ministerien und Behörden traf.
Die Sprachengruppe, bestehend aus BDN-Kommunikationschef und Leiter des Sekretariats der deutschen Minderheit in Kopenhagen, Harro Hallmann, BDN-Generalsekretär Uwe Jessen, Schulrätin Anke Tästensen, Gwyn Nissen, Chefredakteur des „Nordschleswigers“, sowie Büchereidirektorin Claudia Knauer und SP-Parteisekretärin Ruth Candussi, stellten ihre Anliegen vor.
Anwesend bei dem Treffen waren etwa Vertreterinnen und Vertreter aus dem Kultur-, Außen-, Unterrichts- und Justizministerium sowie der Steuer- und Digitalisierunsgbehörde.
Auch im Bereich der Digitalisierung gibt es Nachholbedarf. Wir wollen nicht, dass alles auf Deutsch übersetzt wird, aber dass zentrale Dokumente wie etwa zum Thema NemID oder MitID auf Deutsch zur Verfügung stehen.
Harro Hallmann, BDN-Kommunikationschef
Nachdem BDN-Kommunikationschef Harro Hallmann einen Einblick in die deutsche Minderheit gegeben hatte, präsentierte die Sprachengruppe aus Nordschleswig ihre Wünsche für die Nachberufung neuer Punkte. Generalsekretär Uwe Jessen verwies außerdem auf die Parallelität im Grenzland. Der schleswig-holsteinische Landtag hat aus eigener Initiative neue Punkte für Dänisch in Deutschland aufgenommen.
Im Bereich des Bildungswesens verwies Schulrätin Anke Tästensen darauf, dass die deutschen Schulen zwar mit den dänischen Volksschulen gleichgestellt seien, aber das gelte nicht für das deutsche Gymnasium. Das Deutsche Gymnasium für Nordschleswig erhält wie andere private Gymnasien 85 Prozent des Staatszuschusses. Während deutsche Schulen mit den dänischen Volksschulen gleichgestellt sind, wird das deutsche Gymnasium nur mit 85 Prozent gefördert.
Es ist nicht der Wunsch der Minderheit, dass Deutsch in Nordschleswig Amtssprache sein soll.
Harro Hallmann, BDN-Kommunikationschef
Der BDN machte auf den Bedarf aufmerksam, dass Behörden bei Informationen die deutsche Sprache häufiger einsetzen sollten – sowohl lokal, regional und überregional. Die dänische Steuerbehörde sei ein gutes Beispiel dafür, dass es funktioniere. Auch im Justizbereich werden bereits deutsch-dänische Dolmetscherinnen und Dolmetscher zur Verfügung gestellt.
Wichtig dabei sei vor allem, dass Deutsch in Nordschleswig nicht als Fremdsprache angesehen werde, so der BDN. „Es ist allerdings auch nicht der Wunsch der Minderheit, dass Deutsch in Nordschleswig Amtssprache sein soll“, so Harro Hallmann.
Viel mehr ginge es darum, zum Beispiel deutsche Satzungen abzugeben, wenn diese von Behörden verlangt werden oder Briefe auf Deutsch an die Behörden schicken zu können, und Antworten dann ebenfalls auf Deutsch zu bekommen. „Auch im Bereich der Digitalisierung gibt es Nachholbedarf. Wir wollen nicht, dass alles auf Deutsch übersetzt wird, aber dass zentrale Dokumente wie etwa zum Thema NemID oder MitID auf Deutsch zur Verfügung stehen“, so der Kommunikationschef. „Wir brauchen pragmatische Lösungen.“
Einsatz notwendig
Nach dem ersten Treffen dieser Art war Harro Hallmann zufrieden: „Die Atmosphäre war sehr gut, die Teilnehmenden haben verstanden, worum es geht und dass weiterer Einsatz nötig ist.“
Im nächsten Schritt wird die Sprachengruppe ein Papier ausarbeiten, an welchen Punkten in Bezug auf die Umsetzung der Sprachencharta nachgebessert werden kann. Dieses soll dann als Arbeitsgrundlage für die Ministerien und Behörden dienen. Für die Erstellung des Papiers veranschlagt Harro Hallmann ein Jahr und für die politische Bearbeitung weitere 12 Monate.