100 Jahre Grenzziehung
Sommeruniversität 2021: Jubiläen zum Erinnern
Sommeruniversität 2021: Jubiläen zum Erinnern
Sommeruniversität 2021: Jubiläen zum Erinnern
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Grenzregion: 101 Jahre Deutsch-Dänische Freundschaft? Studierende erforschen die Erinnerungskultur beider Seiten. Am Donnerstag besuchten sie die Bildungsstätte Knivsberg.
Die Volksabstimmungen in Schleswig und die Grenzziehung zwischen Dänemark und Deutschland jährten sich 2020 zum 100. Mal. Das Thema beeinflusste regional und national die Politik beider Seiten, und es zeichnete sich deutlich ab, dass die Minderheiten jeweils ihre ganz eigenen Erinnerungen an 1920 haben. 2020 wurde zum regelrechten Erinnerungsjahr inszeniert.
Dann kam die Covid-19-Pandemie und durchkreuzte die meisten der zahlreichen kulturellen Veranstaltungen. Einige wurden jedoch in das Jahr 2021 verschoben.
Sommeruniversität zur Erinnerungskultur
Daher möchte die Sommeruniversität 2021 der Frage auf den Grund gehen, was Jubiläen für unsere kulturelle Erinnerung bedeuten, wenn dann nun 100 + 1 Jahre deutsch-dänische Grenze gefeiert werden.
Die Kooperation der Universitäten in Kiel, Flensburg, Marburg, der Süddänischen Universität, der Auslandsförderung der Konrad-Adenauer Stiftung, des Bundes Deutscher Nordschleswiger und der Dänischen Zentralbibliothek für Südschleswig richtet sich an Studierende unterschiedlicher Fachrichtungen.
Die Dozierenden Caroline Weber, Thomas Wegener Friis, Martin Gölnitz, Knut Kollex, Mogens R. Nissen, und Jon Thulstrup leiteten die Sommeruniversität.
Regionales Fallbeispiel deutsch-dänische Grenze
Die Studierenden kamen während der Sommeruniversität für eine Woche in der Løgumkloster Højskole in Lügumkloster unter.
Von dort aus besuchten sie Erinnerungsorte in der deutsch-dänischen Grenzregion und diskutierten vor Ort darüber, wie wichtig inszenierte Erinnerung für unsere aktuelle Gesellschaft ist.
Sie sollten dabei Podcasts erarbeiten, in denen sie verschiedene Zugänge zur Geschichte, Kultur oder Politik multiethnischer Gesellschaften aufzeigen. Die Arbeitssprachen waren Deutsch und Englisch.
Besuch auf dem Knivsberg
Am Donnerstag stand der Knivsberg auf der Tagesordnung. Einleitend hielt Jon Thulstrup, der sich für seine Doktorarbeit mit den verschiedenen Generationen in den Minderheiten und ihrem Bezug zur Besatzungszeit beschäftigt, einen Vortrag über die Bedeutung des Ortes für die Deutschen in Dänemark.
Es entbrannte eine rege Diskussion unter den Studierenden: Warum wurde die Gedenkstätte 2012 umbenannt – und was konnte damit erreicht werden?
Auch wenn niemand das Vorgehen kritisierte, waren sich die Diskutierenden uneinig über den dadurch erzielten Effekt. Unter anderem regten sie zu weiteren Informationstafeln, etwa zu den zum Teil getilgten Namen der Kriegsgefallenen an.
Anschließend konnten sich die Studierenden auch selbst ein Bild von der Gedenkstätte und dem Sockel des ehemaligen Bismarckdenkmals machen. Ausblick und Atmosphäre auf der Spitze des Knivsbergs hinterließ bei allen einen sichtlichen Eindruck – auch wenn die hohen Temperaturen und das pralle Sonnenlicht die Gruppe relativ bald wieder zum Abstieg motivierten.
Motivation für die Ahnenforschung
Gemeinsam mit drei weiterenden Studierenden haben Leonard Böttcher und Elisabeth Lang für die Sommeruniversität extra den weiten Weg aus Marburg auf sich genommen. Es sei für sie eine einmalige Gelegenheit, die deutsch-dänische Kooperation hautnah mitzuerleben.
„Deutsche aus dem Grenzgebiet wissen viel weniger über die Geschichte der Region als die Dänen. Das Jahr 1864 wird in Dänemark so intensiv behandelt wie bei uns wohl nur 1933", sagt Lang. Böttcher ergänzt: „In Marburg ist eher die Historie des Elsass präsent. Insgesamt sind die Minderheiten in Deutschland nur selten ein Thema."
Beide verbuchen die Sommeruniversität daher als eine wertvolle Erfahrung. „Es war ein wirklich schönes Projekt in den Ferien. Die Sommeruniversität hat mich motiviert, nun auch in der Vergangenheit meiner eigenen Familie nachzuforschen", resümiert Böttcher.
Das Jahr 1864 wird in Dänemark so intensiv behandelt wie bei uns wohl nur 1933.
Elisabeth Lang, Studentin an der Phillips-Universität Marburg
Gut gefallen hat den beiden Marburger Studierenden vor allem der Austausch mit den dänischen Kommilitonen – auch und besonders im Rahmen der gemischten Gruppenarbeiten.
Lang versucht, mit ihrer Gruppe eine Antwort auf die Frage zu finden, warum die Themen Minderheiten und Grenzgeschichte auf der dänischen Seite so viel besser bekannt sind als auf der deutschen. Böttchers Gruppe widmet ihren Podcast dem 100jährigen Grenzjubiläum – auf deutscher und dänischer Seite.
Nächste Station: Skamlingsbanken
Im Anschluss an den Aufenthalt auf dem Knivsberg ging es für die Studierenden weiter nach Skamlingsbanken. Mit dem Besuch des Versammlungsortes der dänischen Minderheit wurde der Tag im Zeichen der deutsch-dänischen Grenzbeziehung perfekt gemacht.
Zur Vorbereitung hielt Mogens R. Nissen einen Vortrag über die wechselvolle Geschichte von Skamlingsbanken, damit die Studierenden die Endmoräne südöstlich von Kolding dann eigenständig erkunden konnten.