Minderheiten

Das sagte Stefan Seidler bei seinem „Antrittsbesuch“

Das sagte Stefan Seidler bei seinem „Antrittsbesuch“

Das sagte Stefan Seidler bei seinem „Antrittsbesuch“

Apenrade/Aabenraa
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Volles Programm für Stefan Seidler (3. v. r.). Der Bundestagsabgeordnete des SSW besuchte die deutsche MInderheit am Dienstag und sprach mit dem „Nordschleswiger“. Foto: Helge Möller

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Kontakt gab es schon reichlich, aber erst jetzt hat der Bundestagsabgeordnete des SSW, Stefan Seidler, die deutsche Minderheit besucht und dem „Nordschleswiger“ einige Fragen beantwortet. Zwei Dinge haben ihm besonders gut gefallen.

Obwohl regelmäßig in Kontakt, war es für den Bundestagsabgeordneten Stefan Seidler vom Südschleswigschen Wählerverband (SSW), der Partei der dänischen Minderheit in Südschleswig, am Dienstag, 7. März, der „Antrittsbesuch“ bei der deutschen Minderheit.

„Wir kennen uns schon lange, aber wir dachten, nun sei es an der Zeit, dass ich einmal richtig vorbeikomme“, so Seidler, der zunächst das Deutsche Museum in Sonderburg, danach das Deutsche Gymnasium für Nordschleswig in Apenrade besuchte und schließlich im Haus Nordschleswig mit der Spitze des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN) sprach.

Er wolle sich über die aktuelle Lage der Minderheit informieren und erfahren, wo der Schuh drückt. Beim Geld, wie er erfuhr. Mitnehmen wird er seinen Worten nach aber auch den vorbildlichen Zusammenhalt im Gymnasium, so etwas wünscht er sich auch für die Schulen südlich der Grenze.

Strukturdebatte: Stefan Seidler hält sich fast bedeckt

Ob er auch die Organisation der deutschen Minderheit für die dänische Minderheit mitnimmt, da hält sich der Bundestagsabgeordnete bedeckt. In dieser wird eine stellenweise hitzige Strukturdebatte geführt. Unlängst trat der dänische Kulturverein SSF (Sydslesvigsk Forening) aus dem gemeinsamen Zusammenarbeitsorgan „Det sydslesvigske Samråd“ aus. „Ich weiß aber, wie ich mir das vorstelle“, sagt Stefan Seidler und meint die Struktur seiner Minderheit, ohne mehr zu verraten. Mit großem Interesse schaue er da auf die der deutschen Minderheit.

Martin Lorenzen, Landesgeschäftsführer des SSW, gefällt die Vergütung, die einem Hauptvorsitzenden in Nordschleswig zusteht. So gewährleiste die deutsche Minderheit, dass die, die wollten, auch das arbeitsintensive Amt ausführen könnten, und nicht nur die, die finanziell in der Lage seien.
 

Es ärgert mich, dass dann vor Ort nur über Strukturen gestritten wird.

Stefan Seidler, Bundestagsabgeordneter des Südschleswigschen Wählerverbandes

So ganz will Stefan Seidler die Strukturdebatte südlich der Grenze dann aber doch nicht unkommentiert lassen und fügt hinzu, er arbeite in Berlin daran, dass die Abgeordneten verstehen, dass die Minderheiten ein großes Gut, eine Bereicherung für das Land seien. „Es ärgert mich, dass dann vor Ort nur über Strukturen gestritten wird.“

Dass seine Botschaft in Berlin angekommen ist, daran zweifelt Seidler nicht. „Vor der Wahl wusste jeder zehnte Abgeordnete von der Existenz der Minderheiten, heute weiß das der Großteil“, so Seidler. Es gebe eine größere Sichtbarkeit des Grenzlandes in Berlin. Und die Bereitschaft der demokratischen Parteien sei da, mit dem SSW zusammenzuarbeiten.

Zudem gab es in Berlin den Willen, mit Kopenhagen zusammenzuarbeiten, was unter anderem die Bereiche Energie und Digitalisierung angeht. „Wir haben uns gute Dinge vorgenommen.“ Doch Stefan Seidler räumt ein, dass diese Zusammenarbeit in den Hintergrund getreten ist. Der Grund: Russlands Angriff auf die Ukraine. Zu diesem Krieg sagt Seidler: „Mehrheit und Minderheit können zusammenfinden. Minderheiten können helfen, Konflikte zu lösen.“ Das deutsch-dänische Grenzland sei ein Beispiel. „Es ist machbar“, ergänzt Hinrich Jürgensen, Hauptvorsitzender des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN).

Fernbahnhof Flensburg

Und dann ist da noch die Fehmarnbeltquerung: Da scheint der SSW skeptisch, ob auf deutscher Seite die Anbindung fertig ist, wenn Dänemark den Tunnel gebaut hat. „Wir waren keine großen Fans der Querung, aber wenn sie kommt, muss auch der Jütlandkorridor ausgebaut werden“, so Stefan Seidler, also dort, wo Flensburg (Flensborg) und Pattburg (Padborg) nicht weit entfernt voneinander liegen. Was den Verkehrspolitiker zur Bahn bringt.

Stefan Seidler, Martin Lorenzen (beide SSW) und BDN-Hauptvorsitzender Hinrich Jürgensen (v. l.) Foto: Helge Möller

Die Deutsche Bahn stehe nicht ablehnend einem Fernbahnhof in Flensburg gegenüber, der seiner Meinung nach auch in Pattburg liegen könne. Die Zeit sei günstig, das Projekt voranzubringen, da die EU-Kommission zehn Bahnverbindungen ausbauen wolle.

Nur sollte der Bahnhof nicht in Tingleff (Tinglev) liegen, wie er von dänischer Seite vernommen habe. Eine generelle Ablehnung deutscher Vorschläge sieht Seidler in Kopenhagen nicht. „Man erwartet Konzepte, und man muss Geld auf den Tisch legen, dann ist man in Dänemark bereit, auf Deutschland zu hören“, so seine Einschätzung.

Beim Thema Grenzkontrollen war das aber bislang nicht der Fall. Aufgeben will Seidler in der Sache aber nicht. „Die Kontrollen sind nicht zeitgemäß, Kriminalität lässt sich anders bekämpfen“, meint er. Und er hofft, dass es ein Umdenken in Kopenhagen gibt, wenn immer wieder darauf hingewiesen wird.

Korrektur, Donnerstag, 9. März: Die Vergütung erhält Hinrich Jürgensen als Hauptvorsitzender des BDN, nicht als Hauptgeschäftsführer.

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