Natur und Umwelt

Noch zu viele, aber der Kampf gegen den invasiven Marderhund zeigt Wirkung

Der Kampf gegen den invasiven Marderhund zeigt Wirkung

Der Kampf gegen den invasiven Marderhund zeigt Wirkung

Tingleff/Tinglev
Zuletzt aktualisiert um:
Marderhunde werden als invasive Tierart eingestuft, die die Natur in Dänemark schädigt. Foto: Naturstyrelsen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

In der Kommune Apenrade wird seit einigen Jahren verstärkt Jagd auf den Marderhund gemacht. Die Zahl der getöteten Tiere ist rückläufig, ist aber noch immer hoch. Erlegt werden die Tiere meist nachts. Die spezielle Rasse stellt auch andere Länder vor Probleme. Ein Jagdexperte aus Gaardeby erzählt, wie man gegen die invasive Art vorgeht.

„Sie schädigen die Biodiversität und gehören einfach nicht hierher“, sagt Jagd- und Naturexperte Aksel Bek aus Gaardeby über den Marderhund, der eigentlich im ostasiatischen Raum zu Hause ist, sich vor Jahrzehnten aber nach Nordeuropa ausgebreitet hat.

Die harmlos anmutenden pelzigen Tiere sind Naturschützerinnen und -schützen ein Dorn im Auge, denn sie sind als Allesfresser für die hiesige Flora und Fauna alles andere als harmlos.

Ob Früchte, Nager, Wasservögel, Eier, Amphibien oder andere Kleintiere: Marderhunde fressen alles, was ihnen vor die Schnauze kommt, und sie bringen damit das ökologische Gleichgewicht durcheinander.

Und da sie sich als invasive, das heißt fremde Art, stark vermehren und aus Behördensicht eine Gefahr für die Biodiversität ausmachen, wird verstärkt Jagd auf die pelzigen Vierbeiner gemacht. Vor allem auch in der Kommune Apenrade.

„Hier sind dänemarkweit die meisten Tiere erlegt worden“, berichtet Aksel Bek, der in der Jagdszene ehrenamtlich aktiv ist, Ansprechpartner für Behörden ist und Regulierungseinsätze mit koordiniert.

In der Kommune Apenrade ist die Zahl erlegter Marderhunde verglichen mit anderen Kommunen relativ hoch (Archivfoto). Foto: Erik Egtvad Petersen

In zurückliegenden Jagdsaisons sind allein in Apenrade über 600 Marderhunde erlegt worden.  2020/21 waren es laut Bek 684 und 2021/2022 614. Im vergangenen Jahr ging die Zahl noch weiter zurück (584), und er rechne aufgrund des großen Regulierungseinsatzes (Dezimierung des Bestandes)  auch in der jetzigen Saison von April bis April mit einem weiteren Rückgang.

Aktuell liegt die Zahl getöteter Marderhunde in der Kommune  bei etwas mehr als 200. Da die Hauptjagdzeit im Herbst noch bevorsteht, werde die Zahl aber noch erheblich steigen, so die Einschätzung von Aksel Bek.

„Die Zahlen gehen augenscheinlich zurück, sie sind aber immer noch hoch“, sieht der Experte noch keinen Grund für Euphorie.

Aksel Bek ist ein Naturkenner und in der Jagdszene aktiv (Archivfoto). Foto: kjt

Die landesweiten Zahlen getöteter Marderhunde der vergangenen Jahre betrugen laut Umweltbehörde: 2019: 7.958, 2020: 10.939 und 2021: 8.861. Die Tendenz fällt weiter, die jüngste Jahresbilanz liegt unter 8.000.

Die Behörden führen den Rückgang auf den Regulierungseinsatz zurück, der offenbar erfolgreich ist, das Problem aber noch nicht gelöst hat.

Kommune und Naturbehörde unterstützen

„Wir tun in der Kommune Apenrade viel, um die Verbreitung des Marderhundes einzudämmen und stehen dabei im engen Kontakt mit der Kommune und der staatlichen Naturbehörde. Die Kommune unterstützt die Marderhundjagd mit 50.000 Kronen“, erwähnt Bek.

Rund 130 Kameras sind in der Kommune aufgestellt worden, um Marderhunde ausfindig zu machen.

Etwa 130 Wildkameras sind mit Unterstützung der Naturbehörde in der Kommune Apenrade für das Aufspüren von Marderhunden installiert worden. Foto: Privat

 

„Es sind nachtaktive Tiere, weshalb wir in der Regel in der Nacht mit speziellen Nachtsichtgeräten Jagd auf sie machen und dafür spezielle Anfütterplätze einrichten. Die Geräte sind aber nur für die Regulierung von Marderhunden und Wachbären zulässig und dürfen nur an den Anfütterplätzen genutzt werden“, erwähnt Bek.

Nachtsichtgeräte für die Marderhundjagd Foto: Privat

„Das spezielle Futter stellt die Naturbehörde zur Verfügung.“

Eine weitere Regulierungsmethode seien Fallen, mit denen insbesondere Jungtiere gefangen und anschließend getötet werden.

Marderhunde in der Falle. Vor allem Jungtiere werden so gefangen. Foto: Privat

Nach bisherigen Erkenntnissen meiden Marderhunde Ortschaften und die Nähe zu Menschen. „Sie halten sich vornehmlich in Feuchtgebieten auf“, sagt Fachmann Bek.

Menschenscheu

Gefährlich für den Menschen sind die scheuen Marderhunde nicht, so seine Einschätzung. „Abgesehen von Parasiten und Viren, die sie in sich haben und übertragen könnten. Das ist aber auch bei vielen anderen Tieren so“, sagt der Gaardebyer.

Ob die hohe Zahl erlegter Marderhunde in der Kommune Apenrade gleichbedeutend damit ist, dass die Population dort auch am höchsten ist, könne man nur spekulieren. „Es kommen auch Marderhunde aus Deutschland zu uns“, bemerkt Aksel Bek.

Der Wildschweinzaun sei kein Hindernis. „Sie passen durch die Kleintier-Öffnungen.“

Bilaterales Problem

Auch südlich der Grenze werde auf das Problem mit den Marderhunden reagiert und ebenfalls Jagd gemacht. „Es ist ein weit verbreitetes Phänomen, und es gibt bilaterale Bemühungen, das Problem mit den Marderhunden in den Griff zu kriegen.“

Länder wie Dänemark, Deutschland, Finnland, Schweden und auch die Niederlande streben gemeinsame Strategien an, um die heimische Natur vor invasiven Marderhunden zu schützen, so Bek.

In der Kommune Apenrade sind weitere Jägerinnen und Jäger für das Regulieren der Marderhunde willkommen. Man dürfe sich gern anschließen, so Bek. Kontakt ist unter anderem über die Facebook-Seite „Mårhundjægere i Aabenraa kommune“ möglich.

Dort können auch Bürgerinnen und Bürger für den Gesamtüberblick mitteilen, wenn sie einen totgefahrenen Marderhund sehen.

Marderhund

Der Marderhund (auch Enok oder Tanuki genannt) aus der Ordnung der Raubtiere gehört zur Familie der Hunde. Ursprünglich war der Marderhund im östlichen Asien von Sibirien bis Vietnam und Japan zu Hause. Über Russland, wo er seines schönen Pelzes wegen gezüchtet und ausgewildert wurde, breiteten sich die Tiere gen Westen aus. Aus dem Jahr 1961 stammen die ersten Nachweise in Ostdeutschland. Sie leben bevorzugt in Wäldern mit dichtem Unterholz und an Uferböschungen und nutzen verlassene Bauten von Füchsen und Dachsen.

Aussehen

Der Marderhund hat eher kurze Beine, seine Schulterhöhe beträgt ca. 20-30 cm und seine Länge 50-65 cm, hinzu kommt der Schwanz mit 15-25 cm. Das Tier ähnelt einem Waschbären, besonders durch die Zeichnung des Gesichts. Sein Gewicht beträgt 4-10 kg. Das Fell ist dicht und weich und teils hellgrau, teils dunkelgrau gezeichnet, am Rücken auch dunkelbraun.

Verhalten

Der Marderhund ist ein dämmerungs- und nachtaktives Tier und scheu. Er kann nicht klettern und jagt auch nicht, sondern sucht sein Futter ähnlich wie ein Dachs. In Freiheit werden sie sechs bis acht Jahre alt. Marderhunde halten Winterruhe, wozu sie sich ihren sicheren Bau gut auspolstern und wechseln auch ihr Fell. In Breiten mit milden Wintern sind sie aber die ganze Zeit aktiv auf Futtersuche. Ihre Laute ähneln nicht dem Bellen normaler Haushunde, sondern eher einem Miauen oder Winseln. Um ihr Revier zu markieren, hinterlassen sie große Kotplätze, die sie immer wieder aufsuchen.

Ernährung/Wachstumsbedingungen

Marderhunde ernähren sich hauptsächlich von Insekten und Früchten, außerdem von kleinen Säugetieren, Vögeln, Schnecken, Kröten, Eiern. Sie sind somit Allesfresser, die auch Aas nicht verschmähen.

Fortpflanzung

Die Fähe bekommt nach einer Tragezeit von neun Wochen im Frühjahr ca. fünf bis zehn Junge, die von beiden Eltern umsorgt werden. Vor allem der Rüde bewacht den Bau und bringt den Jungen später auch Futter. Die Welpen verlassen nach ca. zwei Wochen erstmals ihre Höhle und sind mit sechs Monaten ausgewachsen und mit zehn Monaten geschlechtsreif. Das Elternpaar bleibt lebenslang zusammen.

Natürliche Feinde

Als natürliche Feinde kommen nur die seltenen großen Raubsäuger wie Luchs, Wolf und Braunbär in Frage. Die Welpen könnten auch eine Beute für den Uhu sein.

Gesundheitsrisiken für den Menschen

Da der Marderhund die gleichen Krankheiten wie der Fuchs haben kann, kann sein Kot mit Fuchsbandwurmeiern belastet sein. Bei Kontakt droht eine Echinokokkose (Hunde-, Fuchsbandwurm-Infektion). Nur theoretischer Natur ist die Gefahr einer Infektion mit Tollwut (Rabies).

Quelle: Umweltbundesamt (Deutschland)

Weiter Infos zum Thema Marderhund gibt es bei der dänischen Naturbehörde  und beim dänischen Jagdverband.

Mehr lesen

Leserbeitrag

Meinung
Eric Vesterlund
„Mindeord over Claus Andersen“