Natur und Umwelt

Das Hochwasser und der Gendarmenweg: Vom Aushängeschild zum Stolperpfad

Der Gendarmenweg: Vom Aushängeschild zum Stolperpfad

Der Gendarmenweg: Vom Aushängeschild zum Stolperpfad

Süderhaff/Sønderhav
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Hochwasser und Sturm haben dem Gendarmenpfad arg zugesetzt. Foto: kjt

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Abschnitte des bekannten Wanderpfades entlang der Flensburger Förde sind durch das stürmische Wetter und rekordhohe Pegelstände arg in Mitleidenschaft gezogen worden. Zwischen Süderhaff und Randershof ist der Pfad besonders stark beschädigt. Auf die Kommunen Apenrade und auch auf Sonderburg kommen Sanierungsausgaben in Millionenhöhe zu.

Gerade erst ist der Gendarmenpfad von Schusterkate bei Krusau (Kruså) bis nach Alsen (Als) von einem deutschen Verlag für den „Trecking Award 2024“ in der Kategorie „Die schönsten Wanderrouten bis 100 Kilometer“ nominiert worden, da kamen Hochwasser und Sturm in die Quere.

Im Laufe des Wochenendes sind etliche Abschnitte der einstigen Route patrouillierender Grenzgendarmen beschädigt worden, sowohl in der Kommune Apenrade (Aabenraa) als auch in der Kommune Sonderburg (Sønderborg), in denen der etwa 80 Kilometer lange historische Pfad in Küstennähe verläuft.

Das Hochwasser und das stürmische Wetter haben der Wanderroute insbesondere zwischen Süderhaff (Sønderhav) und Randershof (Rønshoved) zugesetzt. Der Pfad ist als ein solcher kaum mehr zu bezeichnen.

Zwischen Süderhaff und Randershof ist der Asphalt weg- und eingebrochen. Foto: kjt
Krumm, schief und holprig: Der Gendarmenpfad bei Randershof nach der Sturmflut im vergangenen Jahr Foto: kjt

 

Asphalt und anderer befestigter Untergrund sind zum Teil weggespült worden. Der Weg ist krumm und weist abschnittweise tiefe Furchen auf.

Entlanggehen nur auf eigene Gefahr

„Ich habe mir die Abschnitte angeschaut. Sie sind stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Man kann noch entlanggehen, allerdings unter erschwerten Bedingungen. Wir werden Warnschilder aufstellen und darauf hinweisen, dass die Passage auf eigene Verantwortung erfolgt“, berichtet Søren Byskov Nielsen von der Umweltabteilung der Kommune Apenrade.

Einen genauen Überblick über die Schäden am Spazier- und Wanderweg habe er noch nicht. „Wir müssen das alles noch ermitteln. Es ist aber einiges passiert, das steht fest. Noch schlimmer hat es den Gendarmenweg offenbar in der Kommune Sonderburg getroffen“, ergänzt der Umweltexperte.

Während des Hochwassers waren weite Teile des Gendarmenwegs überflutet. Foto: kjt

Für die Kommune Apenrade und auch für den Nachbar Sonderburg stellt sich die Frage, wie man das touristische Aushängeschild langfristig stabilisieren kann, um bei Unwettern nicht ständig Ausbesserungen vornehmen zu müssen.

Es könnte an Abschnitten ein Abrücken von der Küste aktuell werden, wobei Grundeigentümer entsprechendes Areal abtreten müssten.

„Auch das gilt es zu analysieren, wenn das Ausmaß der Schäden feststeht. Es werden sicherlich verschiedene Lösungsansätze ins Spiel gebracht", so Byskov Nielsen.

Welche Lösungen auch gewählt werden, sie kosten Geld.

Staatliche Unterstützung gefordert

Die drei nordschleswigschen Kommunen Apenrade, Hadersleben und Sonderburg haben sich in einer gemeinsamen Erklärung an die Regierung gewandt, mit der Aufforderung, dass der Staat ihnen bei der Behebung der Sturm- und Hochwasserschäden und bei der Langzeitsicherung der Küstenabschnitte finanziell unterstützt. Für Apenrade und Sonderburg würde das auch den Gendarmweg umfassen.

Die Schäden an Gebäuden und an der Infrastruktur einschließlich Gendarmpfad sind noch nicht beziffert. Allein die Sanierung des Gendarmen-Wanderwegs werde aber mehrere Millionen Kronen verschlingen, ist sich Dorte Soll (Soz.) sicher, Vorsitzende des Technisches Ausschusses der Kommune Apenrade.

Bevor alle Schäden registriert und behoben sind, wird es noch eine Weile dauern. Foto: kjt

„Den genauen Überblick über die Schäden des Hochwassers haben wir noch nicht, es kommen aber gewaltige Herausforderungen auf uns zu, darunter auch am Gendarmenpfad“, so die Vorsitzende.

Statt Reparaturen müsste eine langfristige Sicherung her. Das würde entsprechend hohe Kosten verursachen. Geld, das im Haushalt nicht angesetzt ist.

„Ohne staatliche Hilfe ist das für uns kaum finanzierbar“, gibt die Vorsitzende zu bedenken.

Das Wasser machte vor nichts Halt. Auch die sanitären Anlagen entlang des Gendarmenpfades wurden in Mitleidenschaft gezogen. Foto: kjt

„Wir können froh sein, dass in Apenrade die neue Pumpenanlage fertig wurde. Die Schäden im Ort konnten dadurch in Grenzen gehalten werden“, sieht die Ausschussvorsitzende bei der Hochwassermisere sogar noch einen positiven Aspekt.

Langfristiger Plan für den Küstenschutz

Was im Detail am Gendarmenpfad gemacht werden müsse, um den bekannten Weg langfristig zu sichern, gelte es in nächster Zeit zu erörtern.  „Die Küstensicherung ist Teil des kommunalen Klimaplans, in den auch der Gendarmenweg fällt“, erwähnt die Ausschussvorsitzende.

Sturm und Hochwasser haben den Spazierweg auch am Ausgangspunkt Schusterkate bei Krusau (Kruså) ramponiert.

Der Fußgängerübergang Schusterkate wurde wegen der Hochwasserschäden vorübergehend abgeriegelt. Foto: kjt
Der Übergang Schusterkate ist zurzeit buchstäblich ein steinerner Weg. Foto: kjt

Vor und nach der kleinen Fußgängerbrücke ist auf dem Weg ebenfalls Erdreich weggespült worden. Leidtragende sind unter anderem die Grenzsteine.

Sowohl auf dänischer als auch auf deutscher Seite sind die Fundamente weggesackt und drohen komplett abzurutschen. Insbesondere auf deutscher Seite ist das Fundament arg in Schieflage.

Der unterspülte Grenzstein auf deutscher Seite des Übergangs Schusterkate droht die Böschung herunterzustürzen. Foto: kjt

„Auch den Grenzstein werden wir wohl in Ordnung zu bringen“, sagt Søren Byskov Nielsen.

Ob es nicht eher Aufgabe des Staates bzw. der beiden Staaten ist, den jeweiligen Grenzstein wieder in Position zu bringen, oder ob womöglich eine Seite beides erledigt, beschäftige ihn erst einmal nicht. Verglichen mit anderen großen Schäden sei das eine Kleinigkeit, so Nielsen.

„Ich gehe davon aus, dass jede Seite sich um ihren Stein kümmert.“

 

 

 

Der Gendarmenpfad

Der Gendarmenpfad erstreckt sich heute etwa 80 Kilometer lang von der deutsch-dänischen Grenze bei Krusau (Kruså) über Kollund, Rinkenis (Rinkenæs), Gravenstein (Gråsten), Broackerland (Broagerland) und Wemmingbund (Vemmingbund), vorbei an Düppel (Dybbøl) und Sonderburg bis Höruphaff (Høruphav) auf der Insel Alsen (Als). Die Strecke ist gekennzeichnet und führt durch eine abwechslungsreiche Landschaft.
Die Grenzgendarmerie wurde 1839 gegründet, um die Zollbeamten an der Grenze des Herzogtums entlang der Elbe zu schützen.
Nach der Niederlage 1864 verlief die dänische Grenze weiter nördlich entlang des Flusses „Kongeåen" (Königsau) – 1866 wurde auch die Gendarmerie hierher versetzt.
Als Ergebnis der Volksabstimmung 1920 zogen die Grenzgendarmen wieder in Richtung Süden und patrouillierten entlang der jetzigen Grenze vom Wattenmeer im Westen bis zur südlichen Spitze der Insel Alsen im Osten.
1958 fiel die Grenzkontrolle in den Verantwortungsbereich der Polizei und das Gendarmenkorps und wurde nach mehr als 100 Jahren Geschichte. In den 1980ern kam wieder ein Bewusstsein für die Bedeutung des historischen Pfads auf, und heute gibt es hier eine der schönsten Wanderrouten Dänemarks.

Quelle: Aabenraa kommune

 

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