Krisenmanagement

Arwos-Vorsitzender: Keine Basis für ein Verwaltungsverfahren

Arwos-Vorsitzender: Keine Basis für ein Verwaltungsverfahren

Arwos-Vorsitzender: Keine Basis für ein Verwaltungsverfahren

Apenrade/Aabenraa
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Das geklärte Abwasser wird in die Förde abgeleitet (Symbolfoto). Foto: Karin Riggelsen

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Bei einer außerordentlichen Sitzung beschäftigte sich der Vorstand der Apenrader Versorgungsgesellschaft mit dem Wortlaut eines Vorstandsprotokolls vom Februar 2023. Eine „unpräzise Formulierung“ hat hohe Wellen in den Medien geschlagen. Arwos wurde bewusster Zahlenpfusch vorgeworfen.

Kjeld Hansen, seit Januar 2022 Vorsitzender der Apenrader Versorgungsgesellschaft Arwos, mag zwar selbst nicht die Redewendung vom „Sturm im Wasserglas“ in den Mund nehmen, findet aber dennoch, dass die Tatsache, dass sich die kommunalen Stadtwerke in mancher Überschrift in den hiesigen Medien wiederfanden, die Situation ganz gut beschreibt.

Nichtsdestotrotz war der Vorstand am Donnerstagnachmittag zu einer außerordentlichen Sitzung einberufen worden, mit nur einem einzigen Tagesordnungspunkt, nämlich: Krisenmanagement.

Hansen räumt Fehleinschätzung ein

Auch wenn Kjeld Hansen überzeugt ist, dass der Fall an sich keinen Stoff für ein Verwaltungsverfahren liefert, so räumt er Fehler im bisherigen Krisenmanagement ein. „Wir müssen uns eingestehen, dass wir die Tragweite einfach unterschätzt haben. Für uns war der Fall im Frühjahr 2023 erledigt, als die Umweltbehörde auf unsere direkte Anfrage hin feststellte, dass wir künftig einfach die validen Messungen aus den Jahren seit 2020 als Grundlage für unsere Berechnungen nehmen sollten“, sagt Kjeld Hansen.  

Seit Januar 2022 gehört Kjeld Hansen dem Kommunalrat von Apenrade an und wurde im Zuge der Konstituierungsabsprache zum Vorsitzenden der Versorgungsgesellschaft bestimmt. Foto: Kommune Apenrade

Verwunderung über hohe Werte

Der damals neue Direktor der Stadtwerke, Ole Damm, der im Dezember 2018 seine Stelle angetreten war, hatte sich über die relativ hohen Stickstoffwerte gewundert, als eine neue Schlammpresse in Betrieb genommen wurde. Diese Schlammpresse hatte Arwos 2019 angeschafft. Es gab in der Anfangsphase einige Probleme, aber auch im Jahr 2021 lagen die Werte entgegen den Erwartungen durchschnittlich über denen der Vorjahre. Er hatte sich deshalb im Dezember an die Umweltbehörde gewandt und ihr mitgeteilt, dass man den Messungen aus den Jahren 2014 bis 2018 wohl nicht ganz glauben könne.

Vermutungen eines Mitarbeiters

Als ihm ein langjähriger Mitarbeiter später anvertraute, dies könnte vielleicht damit zusammenhängen, dass die alte Schlammpresse in den Vorjahren stets ein paar Tage vorher ausgeschaltet worden sei, bevor das zuständige Labor Proben entnahm, habe er dies dem Vorstand im Februar 2023 mitgeteilt. Inwieweit diese behauptete Manipulation überhaupt stattgefunden hat, könne im Nachhinein weder bestätigt noch entkräftet werden, teilte Damm dem Vorstand auf der Sitzung mit.

„Wichtig für uns im Vorstand war jedoch die Versicherung, dass auch in diesen fraglichen Jahren das in die Förde abgeleitete Klärwasser nie die zulässigen Maximalwerte überschritten hat. Und als auch die Umweltbehörde offensichtlich keine Veranlassung sah, weitere Schritte zu unternehmen, haben wir es im Vorstand auch nicht für nötig gefunden, den Fall 2023 noch einmal auf die Tagesordnung zu nehmen und ihn dort offiziell zu beenden. Für uns war der Fall ja durch die Kontaktaufnahme zur Umweltbehörde und deren Antwort geklärt. – Wir hätten das natürlich machen sollen. Im Nachhinein ist man ja meistens schlauer“, so Hansen.

Ole Damm übernahm im Dezember 2018 den Direktorposten bei Arwos. Foto: Arwos

Kein Grund zur Manipulation

Darüber hinaus habe es überhaupt seitens der Versorgungsgesellschaft keinen Grund zur Manipulation gegeben, ist Kjeld Hansen überzeugt. Da auch nichts darauf hindeute, dass die zulässigen Maximalwerte überschritten wurden, entbehre auch die Behauptung, Arwos hätte die fälligen Stickstoffabgaben auf diese Weise künstlich um eine Million Kronen gesenkt, jedwede Notwendigkeit einer solchen Maßnahme. Darüber hinaus erscheine ihm auch schon die Höhe der erwähnten Summe gänzlich aus der Luft gegriffen, so der amtierende Arwos-Vorsitzende.  

„Aufgeflogen“ ist der vermeintliche Skandal dadurch, dass ein Podcaster die dänischen Versorgungsgesellschaften unter die Lupe genommen hat und in diesem Zuge auf ein Arwos-Protokoll vom Februar 2023 stieß, wo Ole Damm dem Vorstand die Behauptungen des Mitarbeiters geschildert hatte.

„Ich habe in diesem Protokoll nicht deutlich genug gemacht, dass es sich einzig um einen Verdacht des Mitarbeiters handelte, dessen Wahrheitsgehalt nicht verifiziert werden konnte. Das bedauere ich“, präzisiert es Ole Damm.

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