Volksfest

1.700 „Feierbiester“ können sich nicht irren – Bombenstimmung unter dem Zeltdach

Bombenstimmung: 1.700 „Feierbiester“ können sich nicht irren

Bombenstimmung: 1.700 „Feierbiester“ können sich nicht irren

Apenrade/Aabenraa
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Fröhlich wurde gefeiert – traditionell auch auf den Stühlen Foto: Jan Peters

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Sonderburgs Ringreitervorsitzender Jan Rasmussen war ganz schön neidisch: Schon nach der Vorspeise wurde beim Apenrader Ringreiterfrokost zwischen den Stuhlreihen gestanzt.

Man merkte es eigentlich schon auf dem Weg zum Ringreiterfrokost auf dem Apenrader Ringreiterplatz: Das wird heute eine tolle Party!

Der Eindruck täuschte nicht: Das Orchester „O.S.3“ hatte im großen Arena-Zelt nur die ersten Töne angestimmt, schon schunkelten und sangen die 1.700 Feierbiester an den Tischen mit.

Noch vor der Vorspeise standen die ersten auf den Stühlen. Nach der Vorspeise tanzten die ersten Paare zwischen den Stuhlreihen und nach dem Hauptgang wurde schon fleißig die Tanzfläche frequentiert.

Nach der Corona-Zwangspause konnte endlich wieder Ringreiterfrokost gefeiert werden. Alle waren von Beginn an bester Stimmung. Foto: Jan Peters

Neid und Frotzeleien

„Ihr versteht es zu feiern. Wir kriegen unsere Party nicht so schnell in Gang“, musste Sonderburgs (Sønderborg) neuer Ringreitervorsitzender Jan Rasmussen dann auch neidlos anerkennen. „Ihr habt mit Abstand das charmanteste Ringreiterfrokost“, stellte er dann auch noch fest. Schließlich feiern in Apenrade Frauen und Männer miteinander, während in Sonderburg die Männer unter sich sind.

Die Mitglieder des Apenrader Ringreiterkomitees werden sich bei so viel Lob der „Konkurrenz“ aus Sonderburg die Augen gerieben haben, aber die Verwunderung währte nicht lange, denn Rasmussen endete sein Grußwort mit der Feststellung: „Das Apenrader Ringreiterfrokost ist die beste Vorglühparty vor dem Sonderburger Ringreiten.“ Der nordschleswigsche Traditionssport steht am kommenden Wochenende auch in der Alsenmetropole im Mittelpunkt. – Es ist auch Tradition, dass sich die Ringreitervorsitzenden von Apenrade, Sonderburg und Gravenstein (Gråsten) gegenseitig besuchen. Kleine Frotzeleien gehören da unbedingt dazu.

Ehrungen für 25 und 40 Jahre Mitgliedschaft: Lasse Meldgaard (l.) und Svend Aage Nielsen (2. v. r. etwas verdeckt von Gerth Petersen, Vorsitzender des Apenrader Amtsringreitervereins) Foto: Jan Peters

Appell an die Politik

Allerdings endete Jan Rasmussen sein Grußwort ernst. Er forderte die Politik auf, die Ringreitervereine im Landesteil dadurch zu unterstützen, indem sie ihnen die Arbeit, die notwendigen Genehmigungen einzuholen, so einfach wie möglich machen.

Darüber hinaus ermutigte er die Kolleginnen und Kollegen in den Ringreitervereinen Nordschleswigs dazu, die Jugend ranzulassen, damit die nächsten Generationen in Nordschleswig Spaß und Freude am Volkssport Ringreiten haben. Er forderte die Anwesenden dazu auf, die nordschleswigschen Ringreitertraditionen hochleben zu lassen. Bei dem dreifachen Hurra, das anschließend ertönte, drohte das Zeltdach schier wegzufliegen.

Die „Haus-Band“ O.S.3 sorgte für Stimmung. Foto: Jan Peters

Maßanfertigung für den Bürgermeister

Ein generöses Geschenk überreichte Apenrades Ringreitervorsitzende Gerth Petersen dem neuen Bürgermeister der Kommune, Jan Riber Jakobsen (Kons.).

Es handelt sich um ein „maßgeschneidertes“, bunt gestreiftes Jackett. Jede Farbe hat seine Bedeutung: Grün ist die Farbe der Konservativen, Riber Jakobsens eigener Partei. Auch wenn die Konservativen eine Spitzenwahl hatten, so waren die von anderen Parteien abhängig, um Venstre-Mann Thomas Andresen die Bürgermeisterkette tatsächlich abluchsen zu können.

Eine Ära geht zu Ende: Polizeiassistent Poul Søgaard geht in den Ruhestand. Die Zeiten, in denen ein berittener Polizist den Ringreiterumzügen voranschreitet, sind damit wohl vorbei. Foto: Jan Peters

Der Großen Koalition in der Kommune Apenrade gehören die Sozialdemokratie (rot), die Volkssozialisten (hellrot), die Schleswigsche Partei (gelb) und die Neuen Bürgerlichen (hellblau) an. Darüber hinaus bestand das Sakko auch aus einem mittelblauen und einem weißen Streifen. „Keine Angst: Mittelblau steht nicht für Venstre; Blau und Weiß sind die Farben des Amtsringreitervereins. Wir erwarten nun, dass du in den kommenden vier Jahren zumindest dieses Sakko beim Ringreiterfrokost trägst“, sagte Gerth Petersen augenzwinkernd.

Rechts geht es für das Personal in den Küchenbereich hinein und links hinaus. In diesem Jahr hatte Frank Carstensen vom „Folkehjem“ und „Hotel Royal“ das Catering übernommen. Foto: Jan Peters

Nordschleswigsche Zusammenarbeit

Jan Riber Jakobsen streifte sich das Jackett sofort über und behielt es selbstverständlich auch an, zumindest, solange es die Hitze unter dem Zeltdach zuließ. Auch er ging im Laufe des Nachmittags ans Rednerpult und schlug eine Bresche für die kollegiale Zusammenarbeit in Nordschleswig. So bot er Tonderns (Tønder) neuem Bürgermeister Jørgen Popp Petersen (SP) seine Hilfe an, falls dieser in Sachen nachhaltiger Energiegewinnung mal eine Entscheidungshilfe benötige, und seinem Sonderburger Kollegen Erik Lauritzen (Soz.) gratulierte er zum Coup, die Tour de France nach Nordschleswig zu holen. „Zum ersten Mal endete eine Tour-Etappe in einer Sackgasse“, stellte er schmunzelnd fest.

Jan Rasmussen vom Ringreiterfest in Sonderburg (Sønderborg) Foto: Jan Peters

Zwei Jubiläen und eine Verabschiedung

Gerth Petersen überreichte Blumen an zwei Jubilare, die eigentlich schon im vergangenen Jahr hattenauf die Bühne gerufen werden können. Da das Ringreiten 2021 wegen Corona ausfiel, wurden Lasse Meldgaard mit einem Jahr Verspätung für 25 Jahre und Svend Aage Nielsen sogar für 40 Jahre im Ringreiterkomitee gedankt. Einen weiteren Blumenstrauß hatte der Ringreitervorsitzende für den Apenrader Polizeiassistenten Poul Søgaard besorgt. „Du gehst Ende September in Rente und das bedeutet leider auch, dass unsere tolle Zusammenarbeit endet. Es bedeutet wohl auch, dass die Zeiten, in denen ein berittener Polizist unseren Umzügen voranreitet, beendet sind“, so Gerth Petersen. 1.700 gut geölte Frauen- und Männerstimmen ließen den Polizisten hochleben.

Das Bedienteam hat auch Spaß. Foto: Jan Peters

Das „Erfolgsrezept“

Die Zeltparty dauert in der Regel bis zum nächsten Morgen. Die Tischnachbarinnen wissen auch, wie man es schafft, so lange durchzuhalten. „Unsere Faustregel lautet: Zwei Bier, ein Wasser, zwei Bier, ein Wasser – nur so schafft man es ins ,Lansen’“, so die Feststellung der vier Freundinnen, die sich alljährlich zum Ringreiterfrokost treffen. Normalerweise sind zu siebt. Drei sind allerdings schon in die Ferien gefahren. – „Lansen“ ist übrigens das kleinere Bierzelt neben der Arena. Dort sammeln sich in der Regel die Nachteulen.

 

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