Deutsche Minderheit

Aus Langbehnhaus wird das Haus Knivsberg

Aus Langbehnhaus wird das Haus Knivsberg

Aus Langbehnhaus wird das Haus Knivsberg

Knivsberg/Nordschleswig
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Christian Jebsen enthüllte beim Einweihungsfest des Hauses Knivsberg am 28. Mai 2021 den neuen Namen des Gebäudes. Unter dem neuen Namenszug befindet sich die alte Inschrift und erzählt somit ein Stück Minderheiten-Geschichte. Foto: Gwyn Nissen

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Man könne der eigenen Geschichte nicht davonlaufen, sagte Christian Jebsen von der Knivsberggesellschaft bei der Wiedereinweihung des durchrenovierten Hauses.

Die Geschichte muss immer wieder neu geschrieben und neu erzählt werden. Deshalb wurde das Langbehnhaus auf dem Knivsberg, die historische Begegnungsstätte der deutschen Minderheit, am Freitagabend bei der Wiedereinweihung in Haus Knivsberg umbenannt.

Das historische Gebäude ist nach einer langen, liebevollen Restaurierung wieder in Gebrauch genommen worden. Das erste Gebäude auf dem Knivsberg ist originalgetreu wieder zum altem Glanz der 30er Jahre zurückgeführt worden – unter anderem Dank einer großzügigen Spende von Jebsen & Co. in Hongkong.

Christian Jebsen, Vorsitzender der Knivsberggesellschaft, enthüllte den neuen Namen. Die Besonderheit: Der alte Namenszug ist lesbar – hinter der Glasplatte mit dem neuen Namen.

Das neu renovierte Haus Knivsberg wurde am Freitagabend in kleiner Runde wieder eingeweiht. Foto: Gwyn Nissen

Lernort und Begegnungsstätte

„Man kann vor der eigenen Geschichte nicht davonlaufen. Daher steht der neue Name auf einer Glasplatte. Der alte Name wird ewig durchschimmern. Wegmeißeln unliebsamer Namen oder Begriffe können und wollen wir nicht. Ich finde sogar, wir dürfen es nicht", sagte Christian Jebsen.

Der Knivsberg sei ein Lernort und eine Begegnungsstätte. Hier müsse die Minderheit Kindern und Enkeln, aber auch allen anderen Besuchern die Geschichte der vergangenen 150 Jahre immer wieder erneut erklären.

„Warum Ehrenhain? Warum Gedenkstätte? Warum Langbehnhaus und ab heute Haus Knivsberg?", so Jebsen.

Langbehn war ein Naturphilosoph, er war aber auch Antisemit.

In einer Glasvitrine sind die Fundstücke aus einer Zeitkapsel ausgestellt Foto: Gwyn Nissen

Knivsberg ist in der Pflicht

„Ein Platz wie dieser hat die Pflicht, aus eigener leidvoller Erfahrungen hier aus der eigenen Geschichte zu lernen, zu erklären, zu unterrichten. Alles mit dem Ziel, die zukünftige Jugend aufgeklärter zu machen. Intelligentes Hinterfragen, das muss man erlernen. Hier auf dem Knivsberg kann man das erlernen", sagte Jebsen.

Der Hauptvorsitzende des Bundes Deutscher Nordschleswiger, der Dachorganisation der deutschen Minderheit in Nordschleswig, bedankte sich bei der Familie Jebsen und freute sich darüber, dass die Bausünden früherer Jahre behoben wurden  – man hätte nun wieder ein schönes Haus auf dem Knivsberg, so Hinrich Jürgensen.

Jürgensen: „Logischer und konsequenter Schritt"

Die Umbenennung des Hauses sei, so Jürgensen, „ein logischer, konsequenter und guter Schritt" der Knivsberggesellschaft.

„Auch die gewählte Lösung, den eingemeißelten Namen und Hinweis auf Langbehn nicht zu entfernen, sondern den neuen Namen auf einer Glasplatte davor anzubringen ist elegant und richtig. Es zeigt Transparenz und belegt, dass wir zu unserer Geschichte stehen, aber auch den Blick in die Zukunft wenden", sagte der Hauptvorsitzende.

Der Knivsberg sei zu Recht ein sehr wichtiger Ort für die deutsche Minderheit, meint er.

BDN-Hauptvorsitzender Hinrich Jürgensen bedankte sich bei der Jebsen-Familie für die großzügige Unterstützung beim Umbau des Hauses. Foto: Gwyn Nissen

„Seine Geschichte ist eng mit der Geschichte der Minderheit verwoben. Das zeigt beispielsweise die 1962 eingeweihte und 2012 umbenannte Gedenkstätte. Eine Umbenennung, die nicht isoliert gesehen werden darf, sondern begleitet wird von einem Forschungsprojekt, welches gemeinsam von der Syddansk Universitet, der Minderheit und einem Sponsor finanziert wird", erklärte Jürgensen.

Der wissenschaftliche Mitarbeiter Jon Thulstrup soll mit seiner Arbeit die wissenschaftliche Grundlage liefern für die Weiterentwicklung des Knivsberges zum historischen Lernort.

„Einem Ort, an dem vor allem die Jugend sich mit der Geschichte auseinandersetzen kann", so Jürgensen.

Lasse Tästensen freut sich über neue Tagungsräume und ein Versammlungshaus für die Minderheit. Foto: Gwyn Nissen

Neues Versammlungshaus der Minderheit

Lasse Tästensen, Abteilungsleiter des Deutschen Jugendverbandes für Nordschleswig und damit auch Leiter der Bildungsstätte Knivsberg, freut sich ebenfalls über die neuen Möglichkeiten auf dem Berg.

Mit dem Haus Knivsberg bekommt die Bildungsstätte teils neue Tagungsräumlichkeiten, teils ein neues Versammlungshaus für die gesamte Minderheit, die hier private Feste feiern kann.

„Der Knivsberg ist ein Ort, der sich in den vergangenen Jahren zunehmend geöffnet hat. Manch einer sagt mir sogar, ganz Nordschleswig hätte den Knivsberg neu entdeckt", so Tästensen.

Das Haus Knivsberg sei ein wichtiger Baustein hinsichtlich der Öffnung des Knivsberges für jedermann in Nordschleswig. Seit 2020 bietet der Knivsberg unter anderem Führungen in dänischer Sprache an.

Im A.-Paul-Weber-Saal sind die Tische gedeckt. Foto: Gwyn Nissen

Einweihung im kleinen Kreis

Schließlich freut sich Tästensen auch über das Außengelände des Knivsberges, dass in den vergangenen Jahren von den Mitarbeitern hergerichtet worden ist. Dadurch würde auch das Haus Knivsberg nun zu seiner Geltung kommen.

Die Einweihung fand am Freitagabend wegen Corona nur im kleinen Kreis statt. Eingeladen waren lediglich der Hauptvorstand des Bundes Deutscher Nordschleswiger, Vertreter des Deutschen Museums sowie am Umbau involvierte Mitarbeiter.

Jeder kann sich jedoch das Haus Knivsberg von außen ansehen. Das Gelände zwischen Apenrade und Hadersleben ist für jeden zugänglich. 

 

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