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Sauerstoffmangel: Die Lage in Nordschleswigs Förden hat sich entspannt

Sauerstoffmangel: Die Lage in Nordschleswigs Förden hat sich entspannt

Sauerstoffmangel: Die Lage in den Förden hat sich entspannt

Nordschleswig
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Bei starkem Sauerstoffschwund bilden Schwefelwasserstoffbakterien sogenannte weiße „Leichentücher“ auf dem Meeresgrund. Foto: Morten Rasmussen/Biofoto/Ritzau Scanpix

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Während Anfang Oktober die Flensburger, Apenrader und Alsener Förde am Boden noch weitgehend sauerstofffrei waren, hat sich die Situation seit dem 16. Oktober deutlich gebessert.

Während der Sturm am 20. und 21. Oktober an der Küste großen Schaden angerichtet hat, hat er dem Leben unter Wasser gutgetan.

Der umfassende und lang anhaltende Sauerstoffschwund in Nordschleswigs Förden ist vorläufig beendet. Das zeigen Daten für den Zeitraum vom 16. bis 24. Oktober, die die Umweltbehörde (Miljøstyrelsen) veröffentlicht hat.

Am Boden der Flensburger, Apenrader und Alsener Förde ist nun wieder reichlich Sauerstoff vorhanden. Das war in der vorherigen Messreihe vom 2. bis 15. Oktober noch nicht der Fall. Zu dem Zeitpunkt war es am Grund aller drei Förden noch sauerstofffrei.

Größte Fläche seit 20 Jahren

Die Umweltbehörde spricht bei Werten von mehr als 4 Milligramm Sauerstoff pro Liter von „keinem Sauerstoffschwund“. Bei sieben Messstationen in den drei Förden liegen die Werte jetzt über 7 Milligramm pro Liter. Lediglich in der äußeren Flensburger Förde herrscht noch „moderater Sauerstoffschwund“. Vor der Ostküste Alsens hat die Behörde noch starken Sauerstoffschwund festgestellt.

Die dänischen Gewässer litten in diesem Jahr an Atemnot, wie seit mehr als 20 Jahren nicht. Aus dem Lagebericht des Nationalen Umwelt- und Energiezentrums (DCE) geht hervor, dass nur 2002 ein größeres Gebiet von Sauerstoffschwund betroffen war. Erstmalig seit 2015 erlebte auch das Kattegat wieder Sauerstoffmangel.

Die Sturmflut hat das Wasser kräftig durchgemischt. Foto: Gwyn Nissen

Schwefelbakterien

In der Flensburger Förde hat das DCE bereits bei der ersten Messung des Jahres Anfang Mai kräftigen Sauerstoffschwund festgestellt. Das windige Wetter im Juli sorgte zwischenzeitlich für Entspannung. Im September nahm der Sauerstoffschwund wieder stark zu, und ab Mitte des Monats war der Meeresboden sogar gänzlich sauerstofffrei. Bakterien setzten Schwefelwasserstoff frei – ein Zeichen für besonders starken Sauerstoffschwund.

Die Apenrader Förde war ab Anfang August von starkem Sauerstoffschwund betroffen, und ab Anfang September war der Boden sauerstofffrei. Die Lage verschärfte sich im Laufe des Septembers; es war nicht nur der Meeresgrund, sondern die Hälfte der Wassersäule von Sauerstoffschwund betroffen. Auch hier wurde Schwefelwasserstoff freigesetzt.

In der Alsener Förde zeigte sich der Sauerstoffschwund ebenfalls ab August, und ab Mitte September war der Meeresboden sauerstofffrei. Wie in den anderen beiden Förden hielt dieser Zustand bis Mitte Oktober an.

Stickstoff als Ursache

Die Überdüngung der Meere ist die Hauptursache für den Sauerstoffschwund. Der Eintrag von Stickstoff führt dazu, dass Algen stark wachsen. Wenn diese dann am Meeresboden verfaulen, verbraucht dieser Prozess den Sauerstoff.

Nach Berechnungen von dänischen Expertinnen und Experten kommen zwischen 60 und 70 Prozent des Stickstoffeintrages in die dänischen Gewässer aus der Landwirtschaft. Während der Eintrag aus dem Ausland in den offenen Gewässern eine Rolle spielt, hat er in den Förden und Binnengewässern kaum Bedeutung.

Internationale Einschätzung

Ein internationales Expertenteam hat die Berechnungen der dänischen Forscherinnen und Forscher überprüft. Es kommt zu dem Ergebnis, sie seien „exemplarisch“ und bestätigt, dass der Eintrag von Stickstoff in Dänemark zehn Jahre lang nicht gesunken ist.

Der Dänische Naturschutzverband (Danmarks Naturfredningsforening, DN) fordert eine kräftige Reduktion des Stickstoffeintrages von den landwirtschaftlichen Flächen.

„Das Expertenteam ist sehr deutlich in seiner Kritik an den fehlenden Fortschritten. Nun liegt es an der Regierung und den Parteien des Folketings zu zeigen, dass sie den Ernst der Lage verstanden haben und Verantwortung übernehmen“, so DN-Präsidenten Maria Reumert Gjerding laut einer Pressemitteilung.

Der Landwirtschaftsverband „Landbrug og Fødevarer“ sieht sich dagegen durch den internationalen Expertenbericht darin bestätigt, dass auch der Eintrag aus dem Ausland und der von den Kläranlagen eine Rolle spielen würde.

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