Kultur und Geschichte

100-Jahr-Feier umgewandelt: Buch statt Event an der Waldbühne

100-Jahr-Feier umgewandelt: Buch statt Waldbühne

100-Jahr-Feier umgewandelt: Buch statt Waldbühne

Tingleff/Tinglev
Zuletzt aktualisiert um:
Deutsche Organisationen in Tingleff werden auf andere Weise als geplant an 100 Jahre Wiederangliederung Nordschleswigs erinnern. Foto: DN (Archiv)

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Corona war auch hierbei schuld: In Tingleff hat man die verschobene Veranstaltung zum Jubiläum der Grenzziehung zwangsläufig abgeändert. Statt eines Theaterspiels und Musik an der Waldbühne wird an einem Buch mit selbst verfassten Episoden und historischen Ergänzungen gearbeitet.

Vorgesehen war ein abwechslungsreiches Beisammensein mit viel Kultur in Erinnerung an den 100. Geburtstag der dänischen Wiederangliederung Nordschleswigs („Genforening“).

Für das geplante Event unter Federführung der deutschen Gemeinschaft mit dem BDN-Tingleff, der deutschen Bücherei, der Nordschleswigschen Gemeinde und der Laienspielgruppe aus Jündewatt/Jyndevad als treibende Kräfte sollte an der örtlichen Waldbühne ein selbst verfasstes Theaterstück aufgeführt werden, ein deutsch-dänischer Kinderchor singen und für zusätzliche Musik sowie für Speis und Trank gesorgt werden.

Sogar der Familientag der Deutschen Schule Tingleff sollte mit dem Event verknüpft sein.

Die Initiatoren hatten sich erfolgreich um eine finanzielle Unterstützung aus der „Genforeningspulje“ bemüht. Auch der Bund Deutscher Nordschleswiger (BDN) sagte eine finanzielle Förderung zu.

Verschoben und geändert

Der für Mai des Jubiläumsjahres 2020 geplanten Veranstaltung machte die Corona-Krise allerdings einen Strich durch die Rechnung.

Man verschob die Veranstaltung zunächst, um dann vollends zu Plan B überzugehen, weil die Krise nach wie vor allgegenwärtig ist.

„Es blieb uns nichts anderes übrig, als die Veranstaltung im Wald abzusagen“, so Betty Weinschenck, Vorsitzende des BDN-Ortsvereins Tingleff.

Anstelle des Events im Wald wurde an ein Buch mit den selbst verfassten Theaterszenen vergangener Tage in Tingleff gedacht.

Die Alternative fand bei den Förderern Zustimmung.

„Wir dürfen die zugesagten Gelder von Genforeningspuljen und BDN dafür nutzen“, erwähnt Betty Weinschenck.

Für den Theaterteil zeichnet Rolf Pfeifer verantwortlich, treibende Kraft der Jündewatter Laienspieler.

Anekdoten vergangener Tage

Er hat Anekdoten mit Tingleffer Persönlichkeiten aus der Zeit der Grenzziehung und danach aufgegriffen.

Der Bürgermeister, der Pastor, die Volkshochschulleiterin, der Bibliothekar, die Krankenschwester, der Polizist und weitere markante Personen des damaligen gesellschaftlichen Lebens tauchen in den Episoden auf.

 

Rolf Pfeifer hat Theaterszenen anlässlich 100 Jahre Grenzziehung verfasst. Foto: Sara Wasmund (Archiv)

Pfeifer stützte sich dabei auf historische Schriften.

„Ich habe von Ole Cramer (Pastor in Tingleff, red. Anm.) die Chronik der Nordschleswigschen Gemeinde zur Verfügung gestellt bekommen. Weitere Informationen habe ich unter anderem dem Buch ,Beiträge zur Schulgeschichte des Kirchspieles Tingleff’ entnommen“, so Pfeifer.

Das Buch zur Schulgeschichte hatte Ende der 70er Jahre Hans Fr. Hansen (†) verfasst, ehemaliger Lehrer der Deutschen Schule Tingleff.

„Zu den Angaben und Erlebnisberichten dieser Schriften habe ich hier und da dann noch etwas hinzugedichtet, um es humorvoller zu machen“, erwähnt der Theatermann, der unter anderem auch einen Dieb aus Jündewatt und einen Hexenmeister jener Zeit eingebaut hat.

Historische Ergänzungen

Elf Szenen sind seiner Feder entsprungen.

Die Vorlage befindet sich zur Korrektur und Überarbeitung gerade bei Tingleffs Büchereileiterin Mareike Poté.

„Uns schwebt vor, die Episoden im Buch mit historischen Eckdaten und Hintergrundinformationen zu ergänzen“, so Mareike Poté.

Das Buch mit Theaterszenen zum Thema Wiederangliederung von 1920 soll mit historischen Details ergänzt werden. Foto: kjt (Archiv)

Für den geschichtlichen Teil wolle man auf die Expertise von Hauke Grella zurückgreifen, Leiter des Deutschen Museums in Sonderburg.

Im Mai oder spätestens Juni hoffe man, das kombinierte Geschichts- und Theaterbuch vollendet zu haben.

„Es soll in den Bibliotheken zum Ausleihen verfügbar sein, und Ausgaben sollen auch den Schulen zur Verfügung gestellt werden“, ergänzt Betty Weinschenck.

Das eine oder andere Exemplar wird mit Sicherheit auch in Jündewatt landen, denn vielleicht kommen die Szenen mit Zutun der dortigen Laienspielgruppe irgendwann ja doch noch auf die Bühne!

Mehr lesen