Umweltschutz

Naturschützer prangern Gifteinsatz per Ausnahmeregel an

Naturschützer prangern Gifteinsatz per Ausnahmeregel an

Naturschützer prangern Gifteinsatz per Ausnahmeregel an

Kopenhagen
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Die eingesetzte Menge an Spritzmitteln ist in Dänemark seit Jahren rückläufig. Die staatliche Umweltbehörde liefert aber keine präzisen Angaben, ob die Umweltbelastung sich zugleich verringert hat. Foto: Henning Bagger/ Ritzau Scanpix

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„Danmarks Naturfredningsforening“ kritisiert Einsatz des in der EU verbotenen Fabrikats „Reglone“ in Dänemark. Die staatliche dänische Umweltbehörde „Miljøstyrelsen“ veröffentlicht Statistik mit Hinweis auf insgesamt verminderten Pestizideinsatz.

Während die staatliche dänische Umweltbehörde „Miljøstyrelsen“ eine Pressemitteilung zur Statistik über den Einsatz von Pestiziden in der dänischen Landwirtschaft 2020 mit dem Hinweis „rekordniedrige Belastung“ versieht, kommt Kritik von Naturschutzseite.

Bedenklicher Wirkstoff zugelassen trotz EU-Verbots

Dort hat der größte dänische Umweltschutzverband „Danmarks Naturfredningsforening“ (DN) zum Thema Pestizideinsatz die Tatsache herausgepickt, dass „Miljøstyrelsen“ zwar bemüht ist, die Gesamtmenge an Pestiziden zu vermindern, aber zugleich noch in diesem Jahr per Ausnahmegenehmigung den Einsatz eines von der EU schon seit zwei Jahren verbotenen Unkrautvernichtungsmittels zulässt. Es handelt sich um das Fabrikat Reglone, das früher vor allem auf Kartoffelfeldern und im Spinatanbau zum Einsatz gekommen ist. Im Zuge der aktuellen Ausnahmegenehmigung dürfen Landwirte Reglone in der Saatzucht zur Vermehrung von Weißklee und Grassamen verwenden.

Herbizid und Nervengift

Das Herbizid tötet allen unerwünschten Pflanzenwuchs ab. „Es ist enttäuschend und unbegreiflich, dass nun der Stoff wieder verwendet werden darf, denn er ist ja nicht ohne Grund von der EU verboten worden“, so die Agrarexpertin bei DN, Rikke Lundsgaard. Sie weist darauf hin, dass der Giftstoff Diquat, der in Reglone enthalten ist, nicht nur Pflanzenzellen zerstört, sondern auch als Nervengift für Menschen und Tiere gefährlich ist. Rikke Lundgaard verweist auf Studien, die besagen, dass die Inhaltsstoffe auf Hirnzellen des Menschen einwirken und das Risiko erhöhen, die Parkinsonsche Krankheit zu bekommen. Die Substanz sei auch verboten worden, weil sie Vögel und wasserlebende Organismen schädigt.

Mengenangaben sagen nichts über Schadwirkung aus

Die staatliche Umweltbehörde erklärt, dass ihre „Erfolgsbilanz“ sich auf Verkaufszahlen der Agrarchemiehersteller und Angaben der Landwirtschaft stützt. Angesichts der Zahlen für 2020, die jetzt veröffentlicht wurden, sieht die Behörde die dänische Landwirtschaft auf gutem Wege, die Zielsetzung zu erreichen, im Zeitraum 2011 bis 2021 die Menge an Pestiziden, die auf den Agrarflächen Dänemarks eingesetzt werden, um 40 Prozent zu vermindern. 

Belastung nicht erfasst

Während in der Pressemitteilung keine Mengenangaben zu finden sind, nennt der eigentliche statistische Bericht von „Miljøstyrelsen“ eine Menge von 15.369 Tonnen Bekämpfungsmitteln, die 2020 an die dänische Landwirtschaft verkauft worden ist. Davon seien 3.356 Tonnen Aktivstoffe gewesen.

Nicht ersichtlich ist, welche Wirksamkeit diese Stoffe bei ihrem Einsatz auf den Feldern zeigen. Es heißt im Bericht, die Menge der Aktivstoffe lasse nicht erkennen, wie belastend die Stoffe für Umwelt und Gesundheit sind. Es wird auf unterschiedliche Belastungsindikatoren verwiesen und resümiert, dass insgesamt die Belastung geringer geworden sei. Während der zurückliegenden Jahre sei auf diesem Gebiet aber eine Stagnation zu beobachten. 

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