Sexuelle Orientierung

Pride 2022: „Hier können wir uns trauen“

Pride 2022: „Hier können wir uns trauen“

Pride 2022: „Hier können wir uns trauen“

Apenrade/Aabenraa
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Viele Menschen zogen 2021 vereint durch die Stadt. Der Umzug ging bis zur Arena Aabenraa, wo die Pride-Parade auch in diesem Jahr enden wird (Archivfoto). Foto: Karin Riggelsen

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Die Parade der LGBT+-Bewegung war im vergangenen Jahr ein großer Erfolg und hat viel Unterstützung von vielen Seiten erfahren. Wie es in diesem Jahr um die Hilfe steht, welche Angebote es geben soll und wie weit die Planung ist, erzählt eine Mitveranstalterin, die auch auf einige Pride-Kritiken antwortet.

„Wir sind bereit. Das Programm ist fertig“, freut sich Lisa-Marie Marschallek, eine der Mitverantwortlichen für die Apenrade Pride Parade.

Die Veranstalterinnen und Veranstalter aus der lokalen LGBT+-Szene „Auar-Aabenraa“ hatten nach dem Erfolg im vergangenen Jahr angekündigt, die Parade und das Rahmenprogramm erneut durchzuführen. „Wir haben ein ähnliches Programm wie 2021. Es wurden nur einige Inhalte verändert, und wir haben an einigen Schräubchen gedreht“, erklärt die Veranstalterin, die sich, offen zur Bisexualität bekennend, der Szene vor einigen Jahren angeschlossen hatte und sich jetzt für die Akzeptenz von LGBT+-Personen einsetzt.

Besonders froh ist sie über die Unterstützung, die sie und ihre Weggefährtinnen und Weggefährten von den Apenradern bekommen. „Schon im vergangenen Jahr bekamen wir ja schon viel Hilfe von Geschäftsleuten, Politikern und Bürgern. Das hat sich jetzt noch vervielfacht“, sagt Marschallek.
 

Lisa-Marie Marschallek beteiligt sich an der Planung der Apenrader Pride Parade 2022 (Archivfoto). Foto: Karin Riggelsen

Doch die Pride hat nicht nur Unterstützer. So gibt es Menschen – auch aus der LGBT+-Bewegung – die sich nicht mit der Veranstaltung identifizieren können und sie sogar als schadhaft betrachten – auch wegen der teilweise recht dürftigen Bekleidung, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer tragen, „nur mit Federboa und Stringtanga bekleidet“, wie die Veranstaltung auf Facebook kommentiert wurde.

Für diese Menschen habe Lisa-Marie Marschallek Verständnis, wie sie erklärt. Und trotzdem: „Es gibt diesen einen Tag, an dem sich die LGBT+-Personen trauen, so in die Öffentlichkeit zu gehen. Man kann dann ausdrücken, wozu man Lust hat. Viele von uns wagen es erst dann und fühlen sich dadurch befreit, einmal ihre Vorliebe ausleben zu können, ohne so sehr aufzufallen, denn das ist für die meisten das große Problem“, erklärt sie. Und bis es kein Problem mehr sei, sich so offen zu zeigen, bis LGBT+-Personen akzeptiert sind, sei die Pride Parade notwendig, denn „das ist doch das übergeordnete Ziel der Veranstaltung: Die Akzeptanz in der Bevölkerung zu erreichen“, so Lisa-Marie Marschallek.

Pride-Parade

Gay Pride, auch LGBT-Pride (oder einfach nur Pride) ist ein Begriff, der aus der Lesben- und Schwulenbewegung stammt, um den selbstbewussten bzw. selbstachtenden und damit stolzen Umgang mit der eigenen sexuellen Identität zu beschreiben. Stolz wird im Sinne eines „gegen andere an den Tag gelegtes Selbstgefühl seines Wertes“ verwendet. Also in Bezug darauf, so zu sein, wie man ist, sich nicht vor anderen verstecken oder sich für andere verstellen zu wollen und gegebenenfalls für seine Rechte einzutreten. 

Die Idee des Stolzes auf das eigene So-Sein ist auch bei anderen gesellschaftlichen Minderheiten anzutreffen, so zum Beispiel in der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung.

Pride wird auch als Kategorie oder Namenszusatz für Publikationen und Veranstaltungen verwendet, die diese Selbstachtung politisch oder kulturell öffentlichkeitswirksam ausdrücken. Am bekanntesten sind dabei die Pride-Paraden, bei denen in Demonstrationszügen Sichtbarkeit für LGBT* geschaffen werden soll.

Quelle: Wikipedia

Sie freut sich darauf, wieder Menschen die Möglichkeit geben zu können, „sich so zu zeigen, wie sie wollen“, sagt sie.

Die Pride Parade wird von weiteren Veranstaltungen flankiert, die an den Tagen davor und danach stattfinden. So beteiligen sich wieder das Kulturhaus „NygadeHuset“, die Apenrader Bibliothek, eine Bar und die Kirche am Rahmenprogramm.

Das Programm der „Aabenraa Pride 2022“:

31. Mai: 13-14 Uhr, Bibliothek, Haderslevvej: „Badboys & Slemmepiger“
1. Juni: 15-18 Uhr, NygadeHuset, Nygade: Banner Workshop
2. Juni: 17-18.30 Uhr, NygadeHuset, Nygade: „Bøsse Danmark Forfatter Talk“
3. Juni: 19.30-21.30 Uhr, Sankt-Jürgen-Kirche: „Ord & Musik med Pernille Leeloo“, Pastorin Anke Krauskopf und Pastor
Thomas Nedergaard. Ab 18.45 Uhr gibt es die Möglichkeit an einem gemeinsamen Essen teilzunehmen.
3. Juni: 20-22 Uhr, NygadeHuset, Nygade, Drag-Show
4. Juni: 12-15 Uhr, Start am Folkehjem: Pride Parade, Ende etwa 15 Uhr an der Arena Aabenraa mit Musik, Essen und Getränken
4. Juni: 15.30 Uhr, „Marleys“, Søndertorv, „Pridebar“
5. Juni: 13-15 Uhr: Schloss Brundlund, Aura Picknick
6. Juni: 17-19 Uhr, NygadeHuset, Nygade, Aura bietet Tag der offenen Tür an
7. Juni: 19-21 Uhr, Bibliothek, Haderslevvej, LGBT+-Danmark

 

Begriffsdefinitionen – Pride

Queer: Das Wort ist ein Anglizismus und ein Begriff für Personen, die sich nicht mit der heteronormativen Norm identifizieren. Er kann mit „seltsam“ oder „sonderbar“ übersetzt werden und wurde in der Vergangenheit abwertend benutzt. Mit der Aids-Bewegung haben die queeren Menschen den Begriff jedoch aufgewertet und nutzen ihn nun, um sich selbst zu bezeichnen.

Heteronormativität: Das ist eine Weltanschauung, die nur zwei Geschlechter (männlich und weiblich) und heterosexuelle Beziehungen anerkennt.

Nicht-binär: Weicht vom traditionellen Modell der zwei Geschlechter ab. Ein Begriff, mit dem sich Menschen definieren, die sich weder ausschließlich als Frau noch ausschließlich als Mann fühlen.

LGBTIQ+: Diese Abkürzung steht für Lesbian, Gay, Bisexual, Trans*, Intersexual, Queer und Plus. Das Plus steht für alle anderen Menschen, sie sich diesen Begriffen nicht zuordnen. Das Kürzel wurde im Laufe der Jahre ergänzt und ausgebaut, es gibt verschiedene Varianten.

Sexuelle Orientierung: Die sexuelle Orientierung gibt an, zu wem man sich emotional und sexuell hingezogen fühlt. Dazu zählen unter anderem die Homosexualität, Bisexualität oder auch die Pansexualität.

Transgender: Oberbegriff für alle Menschen, deren Geschlechtsidentität (teilweise) nicht dem ihnen körperlich zugeordneten Geschlecht entspricht.

FLINTA: Frauen, Lesben, Inter-Personen, nichtbinäre Menschen, Transsexuelle und Agender.

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