Gesundheitswesen
Diabetes – Krankheit der sozial Benachteiligten
Diabetes – Krankheit der sozial Benachteiligten
Diabetes – Krankheit der sozial Benachteiligten

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Die Zahl der Menschen mit einer Diabetesdiagnose hat sich in der Kommune Apenrade innerhalb von zehn Jahren fast verdoppelt, zeigen aktuelle Zahlen eines Forschungscenters. Zumeist sind Menschen aus den unteren sozialen Schichten betroffen. Zudem haben sie häufig weitere Erkrankungen. Es wird in der Kommune überlegt, wie sich das vermeiden lässt.
3.393 von etwa 59.000 Bürgerinnen und Bürgern in der Kommune Apenrade hatten 2019 die Diagnose Diabetes. Das waren fast doppelt so viel wie zehn Jahre zuvor.
Im Volksmund wird Diabetes auch Zucker genannt. Diabetes muss allerdings in zwei Formen unterschieden werden. Es gibt Typ 1 und Typ 2. Der Körper kann bei Typ 1 das Hormon Insulin, das für den Zuckerabbau verantwortlich ist, nicht mehr produzieren. Die Krankheit beginnt oft im Kindesalter. Das Insulin muss gespritzt werden.
Diabetes – eine schleichende Krankheit
Typ 2 beginnt schleichend. Die Zellen der Bauspeicheldrüse, die für die Insulinproduktion verantwortlich sind, ermüden langsam durch eine ständige Überproduktion. Das geschieht, wenn dem Körper über lange Zeit zu viel Zucker zugeführt wird. Ab einem bestimmten Punkt reicht die Insulinproduktion nicht mehr aus, um den Zucker abzubauen. Herzkrankheiten, Schlaganfall, Augenerkrankungen, Erkrankung der Nieren und Nerven sind Folgeerkrankungen von Diabetes.
Immer mehr Kinder und Jugendliche haben Diabetes
Früher wurde der Typ-2-Diabetes auch „Alterszucker“ genannt, weil er oft Menschen in höherem Alter traf. Das hat sich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte verändert. Immer mehr junge Menschen werden heute zuckerkrank. Sogar Jugendliche bekommen Typ-2-Diabetes; ausgelöst durch zu viel und falsche Ernährung. Zu viel Süßes und zuckerhaltige Lebensmittel spielen dabei eine große Rolle. Sie führen zu Übergewicht, das bei Menschen in jungem Alter oftmals von Diabetes begleitet wird.
Soziales Ungleichgewicht
Doch Diabetes trifft zumeist eine bestimmte Menschengruppe, haben Wissenschaftler in einer Studie des „Steno Diabetes Center Odense“ festgestellt. Die Daten für die Studie wurden in der Region Süddänemark gesammelt. „Es zeigt sich ein soziales Ungleichgewicht“, stellt Martin Gillies Rasmussen, der verantwortliche Leiter der Studie, fest.
Erkrankte mit geringer Bildung und geringem Einkommen
Es zeigte sich nämlich, dass besonders die Frauen und Männer an Diabetes erkranken, die über einen geringen Bildungsstand und ein geringes Einkommen verfügen. Das zeigte sich auch in der Kommune Apenrade. Von knapp 4 Prozent der Bürgerinnen und Bürger in der Kommune, die im Jahr 2009 zu den Diabetes-2-Kranken gehörten, stieg ihre Zahl im Jahr 2019 bis auf 7,13 Prozent. Das ist nach der Kommune Tondern (Tønder) mit 7,4 Prozent vom Bevölkerungsanteil der zweithöchste in Nordschleswig (Sonderburg 7 Prozent, Hadersleben 6,7 Prozent).
Begleiterkrankungen kommen oft vor
45 Prozent der Apenrader Diabeteskranken hatten einen Volksschulabschluss als höchsten Bildungsstand. Zudem gehören fast 70 Prozent der Erkrankten zur Schicht mit niedrigem (37,5 Prozent) bis mittlerem Einkommen (29,9 Prozent). Auch haben viele von ihnen eine oder mehrere Begleiterkrankungen wie die Lungenkrankheit COPD (engl. Abkürzung für chronic obstructive pulmonary disease; dänisch: KOL).
Ursache ungewiss
Wie und warum dieses soziale Ungleichgewicht zustande kommt, ist wissenschaftlich nicht untersucht. Forscher Gillies Rasmussen fordert jedoch dazu auf, eine Studie zu starten, die genau darauf eingeht. Doch zuvor müsste an anderen Schrauben gedreht werden, meint er und fügt hinzu: „Wir benötigen weiterhin vorbeugende und individuelle Maßnahmen auf dem Gebiet.“
Forderung nach Konsequenzen
Diese Aufforderung ist im kommunalen Ausschuss für Gesundheit und Vorbeugung (Sundheds- og Forebyggelsesudvalget) angekommen. Die Forschungsergebnisse haben die Mitglieder unter Vorsitz von Jan Køpke Christensen (Neue Bürgerliche) aufhorchen lassen. Die Ausschussmitglieder haben sich bei der jüngsten Sitzung über die Diabetes-Problematik informieren lassen. Zwar gibt es schon Bereiche in der kommunalen Gesundheitsversorgung, wo versucht wird, vorbeugend zu arbeiten, doch die Zahlen zeigen, dass der Bedarf größer ist.
Der Gesundheitsausschuss wird sich in weiteren Sitzungen mit verschiedenen Lösungsansätzen befassen, um die Zahl der Diabeteskranken zu reduzieren.