Krankenhauswesen

Zentralere Neurologie: Hilfreich vor allem bei Schlaganfall

Zentralere Neurologie: Hilfreich vor allem bei Schlaganfall

Zentralere Neurologie: Hilfreich vor allem bei Schlaganfall

Apenrade/Aabenraa
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Jedes der 20 Einzelbettzimmer verfügt über einen PC-Bildschirm und einen Zugang zum Patientenjournal. Die leitende Krankenschwester Vivian Mathiesen und der Chefarzt Harald Floer sind im Gespräch über einen Patienten. Foto: Karin Riggelsen

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Die neurologische Abteilung ist jetzt im Apenrader Krankenhaus angekommen. „Der Nordschleswiger“ durfte sich in der Abteilung umschauen und hat vom Chefarzt und der leitenden Krankenschwester erfahren, welche Erkrankungen dort wie behandelt werden – und wie gut die Station im nationalen Vergleich abschließt.

„Wir sind sehr zufrieden mit den neuen Bedingungen, die wir hier vorgefunden haben“, berichtet Neurologe und Chefarzt Harald Floer. Seit Kurzem ist „seine“ Abteilung, die Neurologie (Hjerne- og Nervesygdomme), im Apenrader Krankenhaus zu finden. Zuvor war die Station über viele Jahre hinweg im Sonderburger Krankenhaus untergebracht. Der Umzug hätte schon vor zwei Jahren erfolgen sollen, doch Corona und verzögerte Bauarbeiten hatten den Termin immer weiter aufgeschoben – bis jetzt.

Der gesamte Bereich ist renoviert und hell sowie freudlich eingerichtet worden. Foto: Karin Riggelsen

„Es ist das politische Ziel gewesen, die verschiedenen Fachrichtungen in einem Haus zu sammeln. Alle sogenannten Akutabteilungen, also solche, wo akut Patientinnen und Patienten etwa mit einem Schlaganfall behandelt werden, sind in Apenrade um die Notaufnahme versammelt. Das ist für die Patienten ein großer Vorteil, denn alle Fachrichtungen sind vor Ort. Die Patienten kommen direkt in die verantwortliche Station und können dort bestmöglich behandelt werden“, erklärt Harald Floer. Zudem sei Apenrade durch die zentralere Lage im Notfall schneller erreichbar, fügt er hinzu. Ein Plus für die Bürgerinnen und Bürger.

Chefarzt Harald Floer ist seit 2006 in der Neurologie beschäftigt. Er lebt auf einem Resthof mit 8,2 Hektar Land auf Alsen. Foto: Karin Riggelsen

Und das ist besonders bei Menschen wichtig, die einen Schlaganfall erlitten haben. „Wenn wir den innerhalb von viereinhalb Stunden behandeln können, können wir meist schlimme Langzeitfolgen vermeiden. Mit stark blutverdünnenden Medikamenten wird der Arterienverschluss aufgelöst, und das Blut kann die zuvor von der Sauerstoffversorgung abgetrennten Bereiche wieder durchfließen“, erklärt der Chefarzt, der 2006 als Oberarzt aus Deutschland nach Sonderburg an das Krankenhaus wechselte.

Die leitende Oberschwester Vivian Mathiesen berichtet viel Positives nach dem Umzug nach Apenrade. Foto: Karin Riggelsen

Die Station, die ohnehin schon als landesweit beste neurologische Abteilung ausgezeichnet wurde  – und das inzwischen dreimal infolge, wie Floer stolz sagt –, ist noch besser geworden. Die leitende Oberschwester Vivian Mathiesen sitzt neben ihm und nickt zustimmend.

„Statt bisher Zwei- und Vierbettzimmer gibt es nur noch Einzelzimmer“, erklärt Mathiesen, und Chefarzt Harald Floer fügt hinzu: „Wir können dadurch mit den Patienten viel besser Gespräche führen. Zuvor gab es da wenig Privatsphäre. So sensible Themen wie etwa eine Tumordiagnose können jetzt in einem Vieraugengespräch überbracht werden – ohne auf Mitpatienten Rücksicht nehmen zu müssen.“

Auf dieser Übungstreppe können Patientinnen und Patienten mit Beeinträchtigungen des Bewegungsapparates das Treppensteigen wieder erlernen. Foto: Karin Riggelsen
An unterschiedlichen Geräten können die Patientinnen und Patienten üben. Foto: Karin Riggelsen
In der Übungsküche der Neurologie lernen die Patienten unter anderem nach einem Schlaganfall, wieder in den Alltag zurückzufinden. Foto: Karin Riggelsen

Durchschnittlich vier Tage bleiben die stationär aufgenommenen Patienten in der Neurologie. Dort bekommen sie in den Ergo-Räumen, zu denen auch eine Übungsküche gehört, erste Rehabilitationsmaßnahmen. „Für Patienten mit motorischen Einschränkungen, das können beispielsweise Menschen sein, die einen Schlaganfall hatten, geht es dann für weitere Reha-Maßnahmen weiter nach Grindsted oder – wenn es die Gesundheit zulässt – nach Hause.“

Der Aufenthaltsbereich für Patienten und Angehörige Foto: Karin Riggelsen

„Durch die Größe der Zimmer hier bei uns, können Reha- und Ergo-Maßnahmen auch im Zimmer erfolgen“, nennt Floer, der seit 2016 leitender Oberarzt ist, einen weiteren Vorteil nach dem Umzug nach Apenrade. Im Innenhof des Gebäudes, um den die Neurologie wie ein Quadrat herumgebaut ist, ist ein sogenannter Fühlgarten entstanden. Dort können die Patientinnen und Patienten unter anderem das Gehen auf unebenem Grund üben.

In die Planung einbezogen worden

Bei der Planung für die neue Station, die sich im alten Gebäudeteil befindet, hatten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein großes Mitspracherecht. Die Lage findet Chefarzt Floer übrigens gut, „weil wir nicht im Trubel des neuen Haupthauses sind. Das ist für unsere Patienten ein großer Vorteil.“ Gegenüber dem Krankenhaus in Sonderburg seien die Räumlichkeiten in Apenrade für die Patienten leichter überschaubar. Dort haben die zugehörigen Stationen in zwei verschiedenen Bereichen des Krankenhauses gelegen. „Das ist hier viel übersichtlicher“, so Floer.

In den Patientenzimmern gibt es viel Technik. Neben einem Lift, der es ermöglicht, den meist immobilen Personen aus dem Bett zu helfen, gibt es einen großen Bildschirm. Der kann als Fernseher genutzt werden, aber auch bei Gesprächen zwischen Arzt und Patient, um unter anderem Röntgenbilder zu zeigen.

Mehr Zeit für Patientinnen und Patienten

Ein weiterer kleinerer Bildschirm ist an der Wand neben dem Patientenbett installiert. „Darauf können wir alle Daten abfragen, die wir brauchen. Außerdem hat das System eine Spracherkennungssoftware, die es uns ermöglicht, Befunde, Gespräche mit Patienten usw. in deren Akte einzugeben. Das ist für uns eine große Erleichterung, denn wir müssen nicht mehr alles per Hand eingeben“, berichtet der Chefarzt. Das führe auch zu einer größeren Sicherheit für die Patienten, denn die gesprochenen Berichte sind wesentlich detaillierter als die geschriebenen Notizen. „Wir sparen also Zeit, die wir den Patienten zukommen lassen können“, erklärt. Harald Floer.

Von außen kann der Schrank jedes Patientenzimmers unter anderem mit Medikamenten befüllt werden. Foto: Karin Riggelsen

Bei den Umbauarbeiten wurde unter anderem zu jedem Zimmer ein Schrank eingebaut, in dem sich die gebräuchlichsten Medikamente, Behandlungsutensilien und -materialien finden. „Das Gute daran ist, dass der Schrank vom Flur und vom Zimmer aus zugänglich ist. So kann von außen aufgefüllt werden, ohne die Patienten zu stören“, erklärt Oberschwester Mathiesen. Darüber hinaus ist die Schrankbefüllung ausgelagert worden. Ein Team des Krankenhauses ist dafür zuständig. „So können wir uns um unsere Kernaufgaben kümmern“, freut sich Mathiesen.

Mit diesem Gerät werden Blutproben über ein Röhrennetz direkt in das hauseigene Labor zur Untersuchung geschickt. Foto: Karin Riggelsen

Eine weitere Arbeitserleichterung zeigt der Chefarzt. Es handelt sich dabei um ein Rohrpostsystem, mit dessen Hilfe Blutproben zur Untersuchung in das krankenhauseigene Labor geschickt werden können. „Die Proben werden dann direkt an die zuständige Maschine geschickt, und die Untersuchung beginnt fast augenblicklich. Die Ergebnisse kommen dann per Information im Computersystem sofort nach der Untersuchung zurück“, erzählt der 53-Jährige. Das spare viel Zeit, fügt er hinzu.

Weiterhin in Sonderburg vertreten

Ganz aus Sonderburg wegzudenken sind die Neurologen jedoch nicht. In der Regel ist dort werktags von 8 bis 15.30 Uhr ein Neurologe präsent, der ambulante Patienten untersucht, aber auch konsiliarisch in anderen Stationen tätig ist. „Damit die in der Stadt und im Umland wohnenden Bürger nicht ganz bis Apenrade fahren müssen“, begründet Harald Floer.

Vorteil für alle

Die in der Neurologie arbeitenden Schwestern und Pfleger haben zumeist eine langjährige Erfahrung und sind lange Teil des Teams. „Und wer neu hinzukommt, bekommt spezielle Kurse und wird von den Kolleginnen und Kollegen an die Hand genommen“, erzählt die Oberschwester, die – wie der Chefarzt – sehr stolz auf die guten Kritiken ist, die die Abteilung bekommen hat.

„Insgesamt ist das alles ein großer Fortschritt für die Patienten und auch für uns“, fasst Harald Floer den Umzug zusammen.

 

Auf einem großen Bildschirm im „Teamzimmer“ können sich Krankenschwestern und -pfleger sowie Ärztinnen und Ärzte einen Überblick über die stationären Patienten verschaffen. Chefarzt Harald Floer bespricht sich gerade mit Krankenschwester Louise K. Jensen. Foto: Karin Riggelsen

Neurologie am Apenrader Krankenhaus

Die neurologische Abteilung des Apenrader Akutkrankenhauses ist 2022 von Sonderburg nach Apenrade gezogen. Das erklärte politische Ziel hinter dem Umzug ist es, alle Akutabteilungen an einem Ort zu bündeln. Neben der Neurologie, wo vor allem Schlaganfallpatientinnen und -patienten behandelt werden, ist dort unter anderem die Kardiologie (Behandlung von Herzinfarkten) und – zentral – die Notaufnahme (Fælles Akutmodtagelse, FAM) zu finden.

Die neurologische Abteilung hat etwa 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter 25 Ärztinnen und Ärzte, 40 Krankenschwestern und -pfleger, sowie Sekretärinnen, Neurophysioassistentinnen und -assistenten und ein Neuropsychologe.

20 Einzelzimmer stehen zur Verfügung, die mit Fernseher, Lift und Computerzugang ausgestattet sind.

Durchschnittlich 1.500 Menschen werden dort jährlich stationär behandelt. 18.000 Patienten kommen im Jahr ambulant dorthin.

Behandelt und diagnostiziert werden neben Schlaganfällen und Hirnblutungen (70 Prozent der Fälle) auch Menschen mit epileptischen Anfällen, Kopfschmerzen, Schwindel, Gefühlsstörungen, Parkinson, Tumore, Nervenentzündungen und -erkrankungen sowie – in einer eigenen Abteilung der Neurologie – Multiple Sklerose.

Zudem gibt es eine Spezialambulanz für abnorme Bewegungsstörungen.

Die Neurologie ist von „Dagens Medicin“ drei Jahre in Folge als beste Abteilung in Dänemark ausgezeichnet worden. Gute Bewertung haben im landesweiten Vergleich auch die Demenzdiagnose und -behandlung sowie das MS-Register bekommen. Beide Abteilungen liegen auf vorderen Plätzen.

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